Isartod
die Heinis schon so lang, und es ist immer noch so kompliziert. Wir bringen für zig Millionen Bauaufträge an, und die langweilen uns mit Umwelt. Aber ja, gut, wenn du meinst, auch das machen wir. Ich hab da im Perlacher Forst eine alte Farbenfabrik. Ich überleg mir das. Ich hab morgen den Termin in der Staatskanzlei, um ISARIA noch mal zu präsentieren. Dann kann ich das als Joker ins Spiel bringen.«
Patzer und Steinle gaben sich die Kante. Nach drei Flaschen Weißwein hatten sie immer noch nicht genug. »Hey, Luigi, bring uns ’ne Flasche Schampus«, lallte Steinle.
»Welche Marke?«, fragte Luigi.
»Hauptsache kein Veuve Cliquot «, schnarrte Patzer.
»Nein, das warme Zeugs kann man keinem zumuten«, sagte Luigi mit ausgesuchter Höflichkeit.
Patzer sah ihn verblüfft an.
FRAUEN UND HUNDE
Mitternacht. Unsere Kriminaler schliefen schon. Außer Hummel. Der saß mit Bier und Zigarette in der Küche auf dem Fensterbrett und sah hinaus auf die Straße. Sogar Frau Palmers hatte ihn verlassen. Jetzt sah er an der Bushaltestelle auf den Waschbrettbauch und die tätowierten Muskeln von David Beckham. Wenn es wenigstens Victoria wäre.
Liebes Tagebuch,
heute war kein guter Tag. Ich war mit Bajazzo unterwegs. Da ist mir so viel über mein Leben klar geworden. Ein Hundeleben sozusagen. Wir haben eine Runde durch den Englischen Garten gedreht. Das hat mich total fertig gemacht. Kaum kündigt sich der Sommer an, kommen die Liebespaare aus allen Löchern. Halten Händchen, schmusen und schlendern lachend durch den Park. Und ich? Ich bin allein, von aller Welt verlassen! In diesem Sturm der Hormone. Aber ich habe mir den Englischen Garten ja selbst ausgesucht. Es heißt doch immer, mit Hunden findet man schnell Kontakt. Das gilt leider nicht für alle Hunde. Bajazzo kann ja nichts dafür, dass er ein Dackel ist. Ja ja,auch ein Dackel ist ein Magnet. Aber leider nur für ältere Damen, die auf diese Hunderasse stehen. Nichts gegen ältere Damen, aber wenn man ein höflicher Mensch ist wie ich, dann lassen die einen nicht mehr los.
Ach, Tagebuch, es tut mir leid, dass ich dich mit diesen trüben Gedanken belästige. Aber jetzt geht es mir auch schon viel besser. Vielleicht wäre es ja auch ganz anders, Beate würde auf mich zukommen und sagen: »Mensch, Hummel, was hast du da für einen süßen Hund? Ich hab dich gerade schon mit dieser netten älteren Dame plaudern sehen. Ich wusste gar nicht, dass du so ein Gentleman bist …«
Liebes Tagebuch, hier breche ich ab. Ich gehe noch auf ein spätes Bier in die Blackbox.
NACHTSCHATTEN
Um halb zwei war die Schellingstraße bereits wie ausgestorben. Studenten schlugen sich heute nicht mehr die Nächte um die Ohren. Luigis Blick streifte die Coffeeshops.
Er war hundemüde, als er nach Hause ging. Sein Kopf schwirrte vom Sprachgewirr im Lokal, von der Hitze, vom ständigen Lächeln. Dieser Patzer war ein Riesendepp, aber ein gefährlicher. Doch jetzt hatte er ihn am Arsch. Die spontane Idee mit seinem iPhone: Er hatte es mit eingeschaltetem MP3-Rekorder im Servierwagen versteckt. Was er jetzt über den Kopfhörer hörte, haute ihn um. Luigi ballte die Faust. Katrin brauchte er jetzt nicht mehr. Dieses kleine Tondokument war Gold wert. Aus der Nummer würde er mit richtig viel Geld rausgehen. Jetzt war er zu müde, aber morgen würde er es sich genauüberlegen, wie er es einfädelte. Eine halbe Million, mindestens. Eigentlich ist das zu wenig, wenn da auch noch Politiker drinhängen. Aber nicht gleich übertreiben! Eine Eigentumswohnung sollte aber schon drin sein. Er konnte ja nicht sein ganzes Leben in einem Einzimmerapartment verbringen.
Der Zeitpunkt war perfekt. Morgen das Geschäftliche und ab übermorgen eine Woche Urlaub auf Mallorca. Seele baumeln lassen. Seinen Erfolg feiern. Ecco!
BÖSER SCHWAN
Steinle und Patzer gaben sich in einem Nachtklub im Moosfeld den Rest. Katrin wälzte sich schlaflos im Bett. Ihr vorzeitig zurückgekehrter Gatte hatte merkwürdige Andeutungen gemacht, per Zettel auf dem Küchentisch: Bin schon zurück, Liebling . Und daneben eine leere Flasche Veuve Cliquot. Ihr schwante Böses.
MAL WAS ANDERES
Mader sortierte seine Gedanken und seinen Schreibtisch. Putztag quasi. Seine Mitarbeiter waren am Ammersee, wo sie ein Blockseminar besuchen durften. Mussten. Marketingstrategien für die Polizeiarbeit. Referent: Dr. Gisbert Günther. Chefsache. Hatte Mader schon genossen. War gar nicht schlecht, die Idee: Sicherheit als ein Produkt, das
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