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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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mit den neuesten Daten seines Handys zu synchronisieren. Als er sein Kennwort eingab, kam ihm ein komischer Gedanke. Er ging auf »Zuletzt verwendete Dokumente« : Dateien aus dem Ordner ISARIA . Klar, hatte er in Arbeit. Er ging auf »Eigenschaften« und »Letzter Zugriff«. Gestern, 12:26. Alles gut. Oder? Katrin interessierte sich nicht für seine Geschäfte. Er sah den Folder mit dem ISARIA -Projekt auf dem Besprechungstisch liegen. Er sperrte ihn in den Schreibtischcontainer. Dann drückte er noch mal auf den Anrufbeantworter und hörte Steinles Nachricht ab. Der AB hatte geblinkt. Also hatte niemand die Nachricht vor ihm abgehört. Außer jemand war genau in dem Moment im Raum, als der Anruf kam. Hm. Er ging zu dem Whiteboard an der Wand und klappte es weg. Tippte die Kombination in den Wandtresor. Die schwere Tür schnappte auf. Seine Waffe und viele Geldbündel. Patzer liebte Bargeld. Nein, alles sah unberührt aus. Er schloss den Tresor. Trotzdem. Jemand war in seinem Büro gewesen. Am Ende hatte Katrin einen Liebhaber, der hier im Haus rumschnüffelte …?
    Er ging ins Schlafzimmer seiner Frau und schnüffelte selbst. Die Bettwäsche roch frisch und nach Katrins Parfum. Er ging ins Badezimmer und sah in den Abfalleimer. Nichts. Sein Bademantel lag ordentlich gefaltet im Schrank. Er spähte in die Dusche. Kein fremdes Haar. Etwas unbefriedigt ging er in die Küche. Hunger. Öffnete den Kühlschrank und sah die angebrochene Packung Lachs. Wenn seine Frau eins hasste, dann Lachs. Nächste Station: Keller. Die Kiste mit dem Altglas. Die Schampusflasche hatte er gleich. Veuve Cliquot. Brr. Das Zeug hatten sie nicht im Haus. Das hatte jemand mitgebracht. Er drehte die Flasche um und ließ den Rest herauslaufen. Quasi auf frischer Tat. Jetzt musste er nur rauskriegen, wer seine Frau bespaßte, wenn er nicht da war, und dann … würde man sehen.
    WARMES ZEUGS
    Luigi zuckte zusammen, als Patzer um halb elf das Centrale betrat und auf den Tisch von Steinle zuging. Patzer sollte doch erst morgen zurückkommen. Hätte Luigi heute Abend frei gehabt, würde er vielleicht noch bei Katrin im Bett liegen.
    »Oh, Dr. Patzer, schön, dass Sie auch mal wieder bei uns sind.«
    »Ja, Luigi, man hat immer zu wenig Zeit für die angenehmen Dinge.«
    »Darf ich Ihnen einen Aperitif bringen? Einen Aperol ?«
    »Nein, nicht dieses warme Zeugs«, sagte Patzer. »Grappa. Doppelt.«
    Steinle sah ihn verwundert an. Als Luigi weg war, fragte er: »Hey, Patzer, was ist los?«
    »Nichts, nur bisschen nervös.«
    Luigi servierte die Drinks.
    »Äh, was sollen wir heute essen, Luigi?«, meinte Steinle.
    Luigi versuchte entspannt zu lächeln. »Nehmen Sie die Spaghetti vongole und dann die Scaloppine. Dazu einen Trebbiano.« Gesagt, bestellt. Luigi zog sich zurück.
    »Patzer, ich weiß nicht, ob das mit der Dame in der Isar so eine gute Idee war«, begann Steinle das Gespräch.
    »Das war meine beste Idee seit Langem. Sieh mal, wenn sie einfach so verschwunden wäre, dann wären mir die feinen Herren eine Zeit lang dankbar gewesen. Und dann? Jetzt geht ihnen der Arsch auf Grundeis, und wir können Druck machen.«
    »Auf die Idee, dass sie dich aus dem Weg räumen könnten, kommst du gar nicht?«
    Patzer lachte laut auf und leerte sein Glas. »Du hättestsie damals in der Nacht sehen sollen. Jetzt fressen sie mir aus der Hand.«
    »Das Ganze hat einen Schönheitsfehler. Die machen sich vielleicht ins Hemd. Aber im Herbst wird gewählt. Wenn das Umweltministerium jetzt ISARIA abnickt, und die Bevölkerung läuft Sturm, dann stehen die blöd da. Und wenn die Ansprechpartner wechseln, fangen wir wieder von vorn an.«
    »Hm. Wer hat mehr Einfluss – Wirtschaft oder Umwelt?«
    »Wirtschaft. Unser Herr Minister zieht ja mit. Aber ohne die anderen geht es nicht.«
    »Dann flicken wir Umweltminister Müller persönlich was am Zeug. War zwar nur sein Staatssekretär dabei, aber wenn wir den hochgehen lassen, kann er seinen Laden ebenfalls zusperren. Imagemäßig ist das schlimmer als eine verlorene Wahl.«
    Steinle entfaltete die Stoffserviette und legte sie sich auf die Oberschenkel. Er sah Patzer an. »Können wir denen was anbieten? Irgendein Ökoprojekt im Ausgleich für die Hotelanlage? So als PR -Maßnahme.«
    »O ja, natürlich, wir bewässern irgendein vertrocknetes Moor mit Laubfröschen oder asphaltieren irgendwelche Schneckenautobahnen. Das kriegen wir hin. Alles eine Frage des Budgets. Ach! Mich regt dieses Blabla auf. Jetzt schmieren wir

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