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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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ging auf, und …
    Passierte nicht. Wie auch. Als es dämmerte, raffte sie ihre Kleider zusammen und zog sich an. Hinaus, aus dem Zimmer, aus dem Hotel, in den Vorstadtregen.
    VERSCHWOMMEN
    Morgengrauen. Hummel fand keine Ruhe. An Tagebuchschreiben war heute nicht zu denken. Etwas arbeitete in ihm. Ein großes Ausrufezeichen. Oder ein Fragezeichen. Irgendwas, was ihm an dem Fall bekannt vorkam. Die Bilder von heute Nacht waren zu stark, um sie einfach beiseitezuschieben. Im Präsidium hatten sie sich die Tatortfotos auf dem Rechner angesehen, und jetzt konnte er nicht schlafen. Trotz seiner Bettlektüre. Den Reclam-Band hatte er kürzlich in der verstaubten untersten Regalreihe gefunden. Das mit den Schaulustigen bei der Wasserleiche hatte ihn auf die Idee gebracht.
    Es ist eine allgemeine Erscheinung in unsrer Natur, dass uns das Traurige, das Schreckliche, das Schauderhafte selbst mit unwiderstehlichem Zauber an sich lockt, dass wir uns von Auftritten des Jammers, des Entsetzens mit gleichen Kräften weggestoßen und wieder angezogen fühlen. Alles drängt sich voller Erwartung um den Erzähler einer Mordgeschichte; das abenteuerlichste Gespenstermärchen verschlingen wir mit Begierde; und mit desto größrer, je mehr uns die Haare zu Berge steigen.
    Schiller. Die Gaffer. Die Leiche heute. Die Schaulustigen, die sich am Abspannband des Tatorts drängten. Aber auch er konnte den Blick oft nicht abwenden. Der Thrill, wenn sie an einen neuen Tatort kamen. Schillers scharfer Blick für die Lust am Grauen. Hummel nahm sich vor, genauer darauf zu achten. Wie stark die Anziehungskraft war, wie stark der Ekel. Und ob ihm das auch was über den Täter erzählte. Der zerstückelte Mann beim Stadion. Aber da war noch was. Großes Ausrufezeichen! Als würde er den Fall schon kennen. Hatte er so was schon mal gelesen? Und dass er für seinen eigenen Krimi ausgerechnet Fröttmaning als Schauplatz gewählt hatte, war natürlich Zufall. Oder? War es Intuition? Ihm schwirrte der Kopf. Als ob Wirklichkeit und Fiktion ineinanderflossen. Er konnte es noch nicht verorten, aber der Gedanke war gespeichert, er war sich fast sicher: Er kannte den Mordfall aus einem Buch.
    VOM HIMMEL HOCH
    Mader starrte aus seinem Bürofenster. Hausdächer speckig. Alles grau. Könnte später Nachmittag sein. War aber früher Vormittag. Vom Himmel hoch, da komm ich her. Es schüttete. Er konzentrierte sich und kniff die Augen zusammen. Ruckartig öffnete er das Fenster. Der Regen stoppte. Die Luft war klar und kalt. Mader atmete durch. Dann schloss er das Fenster. Es regnete weiter. Magie! Oder nur eine Laune des Wetters? Es klopfte. Bajazzo stürmte zur Tür.
    Hummel und Zankl steckten ihre Nasen durch den Türspalt.
    »Fass!«, befahl Mader seinem Hund.
    Hummel und Zankl kannten das Spiel und legten keinen gesteigerten Wert darauf, von Bajazzo vollgesabbert zu werden.
    »Bajazzo! Brav!«, sagte Mader. »Morgen, Leute. Wo ist Doris?«
    »Kommt gleich mit Fleischers Bericht«, sagte Hummel.
    Sie nahmen vor Maders Schreibtisch Platz.
    Dosi trat ein und hatte eine Mappe dabei. »Der vorläufige Obduktionsbericht. Also, das ist echt super, was die Fleischer noch alles feststellen kann. Ich mein, der Typ sah echt nicht gut aus. Aber eins war auffällig. Außer den Schnittwunden. Der Typ ist gefoltert worden. Deutliche Spuren an den Hand- und Fußgelenken.«
    »Wie die Tote in der Isar«, sagte Hummel.
    »Die Fleischer meint, dass das nicht nach Sexualpraktiken aussieht. Auch keine alten Narben, sondern ganz frisch.«
    »Also wollte jemand Informationen aus ihm rausbringen«, meinte Zankl. »Was kann so wichtig sein?«
    Keine Antwort.
    »Todeszeit ist ungewiss, meint Fleischer.«
    »Gestern sagte sie noch, dass es ganz frisch aussieht«, murmelte Mader. »Und gleich steht Günther wieder auf der Matte und heizt uns ein. Er kommt heute aus dem Urlaub.«
    MARKETINGSTRATEGIEN
    »Das ist ein beschissenes Chaos, das Sie da anrichten«, brüllte Dr. Günther Mader an und knallte die Sonderausgabe der Abendzeitung auf seinen Schreibtisch. »Wo ist das Bild her?«
    Mader betrachtete erstaunt das Bild: »Verdammt, das ist ein Tatortfoto.«
    »Und dieser Artikel von dem Kleinschmidt …?«
    Mader überflog die Zeilen. »Bloß Blabla, der weiß gar nix.«
    »Kriegen Sie raus, wo der das Bild her hat! Sagen Sie diesem Kleinschmidt, dass er die Arbeit der Polizei behindert. Wenn Baader ihm das Bild gegeben hat, reiß ich ihm den Arsch auf.«
    »Ich hab’s geahnt«, sagte

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