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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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Straße. Musste man mögen.
    Dosi trat neben ihn. »Genießt du die Aussicht?«
    »Ja, ich mag’s gern Grau in Grau. Du, ich hatte vorhin einen komischen Anruf. Ein Freund von mir, Mike. Das ist der Schlagzeuger von der Band, mit der wir uns den Übungsraum teilen.
    Die machen so Mittelaltermusik. Eisenterz. «
    » Rammstein für Arme.«
    »Keine Witze. Das sind Freunde von mir. Jedenfalls erzählt Mike mir, dass das Sommerfest auf Burg Waldeck auch dieses Jahr stattfindet, obwohl der Alte gerade das Diesseits verlassen hat. Eisenterz soll da spielen.«
    »Ist ja interessant. Wie seid ihr auf das Thema gekommen?«
    »Er hat mich gefragt, ob wir einen Übungsabend tauschen können. Sie hatten den Gig schon abgehakt, aber jetzt sollen sie doch spielen. Und müssen noch proben.«
    »Das Burgfest ohne Graf. Müssten wir mal Mäuschen spielen. Wie kommen wir da rein? Kauft man da Tickets?«
    »Das ist ein ganz exklusiver Kreis. Mikes Onkel ist Stadtrat. Du weißt ja: Politik, Wirtschaft, Adel.«
    »Eine Soße. Kann der nix für uns tun?«
    »Hm, müssen wir mal überlegen. Aber komm, jetzt gehn wir, ich brauch ein Bier.«
    »Wenn wir vor die Tür treten, legst du mir den Arm um die Schulter. Klar?«
    Als sie vors Haus traten – Arm in Arm –, zuckte Dosi zusammen. »Da drüben sitzt er, im Auto. Nicht hinschauen. Fränky-Boy ist mir im Moment echt zu viel. Er ist ja nett, irgendwie, aber er ist wie ein junger Hund. Kannst du nicht abschütteln.«
    Hummel lächelte steif. »Und jetzt ist er eifersüchtig auf mich.«
    Als sie im Lindwurmstüberl saßen und sich mit Hendl, Kartoffelsalat und Augustiner stärkten, sah Dosi immer wieder sorgenvoll zur Straße raus.
    »Dosi, schalt mal ab. Denk an was anderes. Wie war’s eigentlich in Passau?«
    »Das willst du nicht wirklich wissen? Noch eine Baustelle. Und was für eine.«
    »Erzähl’s mir.«
    »Also, ob du es glaubst oder nicht, ich bin schon geschieden. Ein bisschen wie diese Luigi-Geschichte. Nur dass mein Luigi Eric heißt. Und ich den Trottel geheiratet habe.«
    »Und warum hast du ihn dann geheiratet?«
    »Ach, mir war klar, dass ich damals nicht gerade an der Poleposition stand, so männertechnisch. Und da kommt dieser Typ, nach dem sich alle Frauen umdrehen, und macht mir den Hof. Das hat mir das Hirn weggeschossen. Für kurze Zeit hab ich tatsächlich geglaubt, dass er mich liebt. Innere Schönheit und der ganze Scheiß. So was von deppert! Kaum waren wir verheiratet und hatten den Kredit für das Haus an der Backe, da hat er mich mit so einer Studentenmaus betrogen. Ich komm von der Spätschicht, und die bumsen da munter im Carport vor dem Haus.«
    Hummel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Steamy Windows.«
    »Wie?«
    »So ein Lied von Tina Turner. In dem Video sind …, äh, ja. Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich bin erst mal zu meinen Eltern. In mein altes Zimmer. Kannst du dir das vorstellen?«
    Hummel schüttelte den Kopf.
    »Supergau. ›Wir haben’s ja die ganze Zeit gesagt, Dosi …‹ Na ja. Die Scheidung war schnell durch, aber das gemeinsam angezahlte Wohneigentum ist mein finanzielles Grab. Eric hockt immer noch in dem Haus. Und ich krieg ihn nicht raus. Das ist eine Schrottimmobilie!«
    »Und du kannst dir nicht irgendwie mit ihm einig werden?«
    »Das hab ich ja probiert. Jetzt wieder. Aber der hat mich so was von auflaufen lassen. So ist das natürlich megabequem für ihn. Zahlt ein bisschen Miete, und ich zahl die Raten. Jetzt weißt du, was ich Schönes in Passau gemacht hab. Und dann auch noch die Sache mit Fränky.« Sie winkte dem Ober. »Noch zwei Bier.«
    Nach Hause nahmen Hummel und Dosi ein Taxi. Als Hummel Dosi absetzte, sah er, dass Fränky immer noch vor Dosis Haus in seinem Wagen saß.
    »Warten Sie kurz«, sagte Hummel zum Taxifahrer und stieg aus. Er ging zu Fränkys Auto und klopfte an die Scheibe.
    Die surrte herunter.
    »Hi, Fränky, ich bin ein Freund von Dosi. Ich glaub, sie mag es nicht, wenn du ihr so auf die Pelle rückst.«
    Bumm!
    Hummel hatte den Faustschlag nicht kommen sehen. Wie auch, mit fünf Bier.
    Fränky brauste mit quietschenden Reifen davon.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen? Soll ich die Polizei rufen?«, fragte der Taxler.
    »Is scho da. Fahren Sie mich heim. Ich will ins Bett.«
    SPÄTE LEKTÜRE
    Franz lag auf dem Sofa in seinem Fabrikloft im Hinterhof des Paradise Lost , die Füße auf dem Couchtisch. Dort auch ein wohl gefülltes Whiskyglas. Im spärlichen Lichtschein der nackten Glühbirne las

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