Isartod
schüttelte den Kopf. »Ich fass es nicht. Ein Phantombild von mir! So was Blödes ist mir noch nie untergekommen. Ihr spielt hier Kindergarten, wo draußen der Killer frei herumläuft.« Er sank auf seinen Stuhl. Wie ein Wasserball, dem die Luft ausgeht. Pffff…
Zankl und Hummel waren kleiner als zwei Eierbecher.
»Chef, woher, ich mein’, wie können Sie, das, äh … Buch?«, stotterte Hummel.
»Sie haben doch gesagt, wie in einem Krimi! Der Mann mit der Säge. Und was macht ein guter Chef? Nimmt die Anregungen seiner Mitarbeiter ernst!«
»Aber wie kamen Sie auf Joe und seinen Laden?« Hummel grinste hilflos.
»Weil Sie ihn mir selbst mal empfohlen haben, Hummel. Nicht nur das Schwedenzeugs oder so ähnlich.«
»Joe?«, sagte Mader. »Ich muss Ihnen nicht sagen, dass hier Stillschweigen angesagt ist? Sonst können Sie Ihren Laden dichtmachen. Kein Wort nirgends, ist das klar?«
»Klar doch. Ich schweige wie ein Grab.« Abgang Joe.
»Hab ich was verpasst?«, fragte Dosi, die gerade reinschneite.
»Ich denk, Sie haben noch frei?«, sagte Mader erstaunt.
»Ach, ich hatte Sehnsucht nach euch.«
PARADISE RELOADED
Die Autobahn sang ihr Lied. Gewitterwolken zogen über schrundige Häuser. Ein paar scharfe Sonnenstrahlen teilten das Grau. Es roch streng – die nahe Mülldeponie. Hier auch Monacos Straßenstrich. Im Restlicht sah die Gegend aus wie nach einem Atomschlag. The Day After.
Das Neonschild vom Paradise Lost wies Durstigen noch nicht den Weg. Fünf Uhr. Tür offen. Kneipe leer. Katrins Blick wanderte durch das Lokal.
Franz trat aus der Küche hinter den Tresen. »Sie suchen mich?«
»Ja. Ich habe einen Auftrag für Sie. Gut bezahlt.«
Franz’ Gesichtsausdruck blieb unverändert. Aber in seinem Gehirn ratterte es. Denn aus der Nähe fiel es ihm auf. Er hatte die Frau schon mal gesehen. Nicht hier. Irgendwo. Gar nicht lang her. Auf einem Foto. Wo war das? Er wusste es nicht mehr. Er sah sie scharf an. »Wer schickt Sie?«
»Steinle.«
Er nickte langsam. Steinle. Und knipste ein schmales Lächeln an. »Ich höre.«
»Ein Mann. Mein Mann. Soll das Opfer sein.«
»Tarif kennen Sie?«
Sie hatte sich vorsichtshalber schon munitioniert. »Zehn vorher, zehn nachher?«
»Nein. Zwanzig jetzt, zwanzig danach.«
»Ich hab nur zehn dabei.«
»Zehn jetzt, dreißig danach. Sonst können Sie es vergessen.«
Franz überlegte kurz. Er lächelte. »Ist Ihr Mann Vegetarier?«
»Nein, wieso?«
Er gab ihr eine Visitenkarte: Miller – Fleisch aus Leidenschaft. Partyservice, kalte Platten, Barbecue. Edelweißstraße 102. 81541 München. »Schicken Sie ihn dahin. Sagen Sie ihm, Sie machen ’ne Grillparty. Spontan. Als Überraschung. Er soll das Fleisch abholen. Freitag, dreizehn Uhr. Ich werde ihn dort empfangen.«
»Aber wir lassen immer liefern …«
»Sagen Sie ihm: Unsere Kundschaft wählt die besten Stücke selbst aus. Zieht bei Männern. Dann wird der Job erledigt, und Sie bezahlen den Rest. Die Party fällt dann leider aus. Auch spontan. Außer Sie haben was zu feiern.«
»Und wie, äh, machen Sie’s?«
»Wollen Sie es wirklich wissen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Morgen um eins. Halten Sie sich an die Zeit!« Er schrieb seine Handynummer auf einen Notizzettel. »Rufen Sie an, falls er den Termin nicht hinkriegen sollte. Und überlegen Sie noch mal, ob Sie das wirklich wollen.«
»Geben Sie mir Bescheid, wenn es erledigt ist.« Sie schrieb ihm ihre Handynummer auf den Geldumschlag und ging.
Franz sah ihr nachdenklich hinterher. In seine Vorfreude auf ein neues »Kunstwerk« hatte sich ein kleiner Zweifel gemischt. Irgendwas war komisch. Er konnte die Frau nicht einordnen. Aber Geld ist Geld. Und er würde diesmal etwas ganz Außergewöhnliches ausprobieren.
NICHT SCHLECHT
Patzer staunte nicht schlecht, als Katrin ihm von ihrer Idee mit der spontanen Grillparty erzählte. Überraschung! So kannte er sie gar nicht. Und er musste sich um nichts kümmern. Nur das Fleisch holen. Bei Miller! Er lachte. Der beste Metzger in der Stadt. Schlaues Mädchen. Weiß, was gut ist. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen. Wegen Luigi. Zeit, dass die ehelichen Pflichten wieder Einkehr hielten im Hause Patzer!
PERSONENSCHUTZ
Hummel sah sich in Dosis Wohnung um. »Na, ist doch ganz okay …«
»Klein, aber mein«, sagte Dosi durch die halb offene Badezimmertür.
Hummel stellte sich an den französischen Balkon und steckte sich eine Zigarette an. Er sah auf den Abendverkehr runter. Landsberger
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