Isartod
wie ein Besessener, aber erst jetzt entdeckte er seine wahren Motive. Eine tiefschwarze Grundstimmung lag nun all seinen Bildern und Objekten zugrunde.
Seine Gedanken rasten. Der Kick, den er bei dem Italiener verspürt hatte! Eine neue Stufe. Wie ein Rausch. So viel besser als Koks. Er würde es sofort wieder tun. Freddi könnte das nicht verstehen. Der war so sachlich, nüchtern, geschäftsmäßig. Für ihn dagegen war es Leidenschaft, Ausdruck seiner Persönlichkeit, seiner Phantasien. Und dieses Buch! Wegweisend! »Bin ich wahnsinnig?«, dachte er kurz. »Ja, sicher, größenwahnsinnig. Klarer Fall für die Klapse.« Franz lachte und nahm einen tiefen Schluck aus der Scotchflasche. Wenn er nur wüsste, wer ihm die Kamera geklaut hat. Das Foto in der Zeitung …wie in dem Buch. Er starrte die Glühbirne über dem Couchtisch aus.
VEILCHEN
Am Freitag kam Hummel erst nach zehn Uhr ins Büro. Sein Kopf platzte. Nicht vom Bier. Solche Mengen war er durchaus gewohnt.
»Verdammt, war das Fränky?«, platzte Dosi heraus, als sie Hummels Veilchen sah.
Zankl sah die beiden völlig kariert an.
»Nein, ich bin gestolpert, zu Hause. Gegen den Küchentisch. Wer hat ein Aspirin für mich? Oder besser gleich drei.«
Zankl warf ihm die Packung hin, und Dosi brachte ihm ein Glas Wasser. »Dem Arsch zieh ich die Ohren lang«, flüsterte sie Hummel zu.
Der zerstieß mit einem Bleistift die Tabletten im Wasser. »Wo ist Mader?«
Zankl grinste. »Bei Günther. Jour fixe. Darf jetzt regelmäßig antanzen zum Rapport.«
»Ich weiß nicht, was daran lustig ist«, sagte Hummel schlecht gelaunt.
TEMPORARILY NOT AVAILABLE
Katrin musste raus. Auch ihr platzte der Kopf. Sie fuhr nach Grünwald. Ging die Einkaufsstraße hinunter. Grübelte. »Bin ich wahnsinnig? Ich muss das abblasen.« Mit zitternden Fingern holte sie ihr Handy aus der Tasche und wählte Franz’ Nummer. Sie wartete. Mailbox. »Hallo, hören Sie mich? Hier ist … äh, Ihre … Der Auftrag, der Job fällt flach! Abgesagt. Gecancelt. Ich hab mich anders entschieden … Ich ziehe den Auftrag zurück!« Sie drückte die rote Taste. Was sollte sie tun? Ihren Mann anrufen! Aber was ihm sagen? Nichts erklären. Einfach sagen, dass das Grillfest ausfällt und sie das Fleisch nicht brauchen. Sie wählte Patzers Nummer. »The number you have called is temporarily not available.« Was jetzt? Ihren Mann vor der Metzgerei abfangen? Das packte sie nicht. Scheißescheißescheiße! Sie kramte in ihrer Handtasche. Die Karte von dem Kripotypen. Mader. Sie wollte schon wählen, als sie sich besann. Ihr Blick ging auf die andere Straßenseite. Vor dem Tengelmann hing ein Punk mit seinem Hund rum. Katrin zog einen Zehner aus der Geldbörse.
BELOHNUNG
Maders Telefon klingelte.
»Mader?«
»Kleinschmidt, Abendzeitung. Ein Typ hat gerade angerufen. Wegen der Geschichte am Stadion. Er hat Fotos und ’nen Tipp. Und will Geld.«
»Endlich! Wie erreich ich ihn?«
»Steht in ’ner Telefonzelle. Wartet auf meinen Rückruf.«
»Geben Sie mir die Nummer!«
»Ich meine, wir sollten vorher noch …«
»Mann, Kleinschmidt! Hier geht es um einen grausamen Mord, nicht um ein Achterbahnunglück auf dem Oktoberfest. Sie bekommen die Geschichte. Exklusiv! Rücken Sie die Nummer raus!«
Mader schob die Notiz mit der mitnotierten Nummer Zankl zu. Zankl ging in sein Büro rüber.
Es läutete … und läutete … Mader verzog enttäuscht das Gesicht. Dann hob doch noch jemand ab. »Chjaa …?«, kam es kratzig aus der Leitung.
»Hier ist Hauptkommissar Mader von der Kripo. Mit wem sprech ich?«
»Jak…, äh, ich, daf, daf tut nichtf zur Fache.«
»Ich versteh Sie sehr schlecht.«
»Waf?«
»Nein, ist gut. Was haben Sie für mich?«
»Gibt’f Geld für noch mehr Bilder vom Ftadiontoten?«
»10 000 für Tipps, die zu Ergreifung des Täters führen … Sie sagen mir, was Sie wissen. Wir überprüfen den Hinweis. Wenn wir ihn schnappen, bekommen Sie das Geld. So sind die Spielregeln.«
»Äh, ich weif nicht …«
»Sie haben Fotos?«
»Ja, Fotof. Ich, ich muff noch nachdenken. Ich melde mich.«
»Hallo?«, ruft Mader.
Klick! Freizeichen.
»Scheiße, der Typ hat aufgelegt! Zankl, haben Sie den Anschluss zu der Nummer?«
»Hans-Jensen-Straße.«
»Wo ist das?«
»Fröttmaning. Nähe Stadion.«
DIE FLIEGE MACHEN
Jakko hat aufgelegt, weil er plötzlich kalte Füße bekommen hatte. Wenn der Täter das Foto in der Zeitung gesehen hat, muss er ja wissen, dass jemand im Besitz der
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