Isartod
Bilder ist. Und dieser jemand kann die Kamera ja nur im Paradise geklaut haben. Gefährlich. Obwohl, wenn der Typ wegen seines Tipps in den Bau geht und wegen Mordes verurteilt wird, kommt er doch nicht mehr raus. Sichere Nummer. Todsicher. Wenn der Typ von der Kripo sagte, dass das anonym bleibt, konnte man dem trauen? Fragen über Fragen. Zu viel für das kleine Hirn vom großen Jakko. Die Kamera musste jemandem aus dem Paradise gehören. So viel war schon mal klar. Jakko überlegte krampfhaft. Ihm fiel keiner ein, der dafür infrage kam. Das hieß leider auch, dass sein Tipp nicht viel wert war. Womöglich war er dann selbst verdächtig. Ein ganz neuer Gedanke: Vielleicht war dem Besitzer die Kamera genauso viel wert wie der Polizei? Oder noch mehr? Er musste mit Lasso reden. Bei ihm war die Kamera.
SONST PASSIERT WAS
Man kam gar nicht zum Nachdenken. Schon wieder ein Anruf. Mader hob ab.
»Hey, Bulle, schickt wen in die Edelweißstraße 102«, sagte eine fremde männliche Stimme.
»Wer spricht da?« Mader stellte das Telefon laut, winkte die andern zu sich.
»Es geht um Leben und Tod.« Im Hintergrund war Straßenlärm zu hören. Eine Tram rumpelte vorbei. Mader schnitt das Gespräch mit.
»Wer spricht da, verdammt?«
»Ich. Schickt wen in die Edelweißstraße 102. Sonst passiert was.«
»Hey, Sie sind in der Mordkomm…«
Klick.
»Die Metzgerei Miller ist in der Edelweißstraße 102!«, sagte Dosi.
Mader sah Hummel an. »Kriegen wir den Anrufer?«
Hummel schüttelte den Kopf. »Keine Nummer. Und zu kurz.«
»Tja, dann fahren wir mal hin. Zankl, Sie checken die Telefonzelle in Fröttmaning. Wir telefonieren dann. Hummel, Doris, los!«
Zankl war sprachlos. Seine Kollegen waren schon aus dem Büro, als er seine Fassung wiederfand. »Deppenhaufen!«
BLUTWURST
Franz wusch sich sorgfältig die Hände. Roch an seinen Fingern. Schwer und süß. Immer noch. Seine Schürze warblutrot. Er zog sie aus und warf sie in einen der Container. Er trat an die große Rührschüssel und schaltete den Knethaken eine Stufe runter. Der rote Brei war dick und zäh. Genau richtig.
REALITÄT UND SO
Die Sonne stand prall am Himmel. Wunderbarer Tag, gar nicht geschaffen für einen neuen Mordfall. Mader und Hummel bretterten über den Mittleren Ring. Dosi im Fond. Stille im Auto.
»Hummel, so schweigsam?«, meldete sich Mader. »Was macht Ihr Veilchen?«
»Blüht.«
»Sauer wegen gestern?«
»Nein. Das ist schon okay. Das mit dem Krimi war nicht so super.«
»Wollten wir nicht den Mantel des Schweigens darüber breiten?«, fragte Mader und deutete mit dem Kopf nach hinten zu Dosi.
»Ich hab’s ihr schon erzählt. Sie fand es ganz lustig.«
»Die Idee war nicht schlecht. Im Ansatz. Nutzen Sie das kreative Potenzial solcher Sachen. Was wissen Sie von dem Killer im Mann mit der Säge ? Was für ein Typ ist das?«
»Er hat ’ne Schraube locker.«
»Ja. Okay. Und sonst?«
»Er ist sehr brutal und schreckt vor nichts zurück.«
»Okay. Was fehlt ihm, um ein richtig beinharter, abgebrühter Killer zu sein?«
»Na, irgendwie das Profimäßige. Er ist halt ein … Amateur.«
»Sehen Sie, das ist der Unterschied. Der schrabbelt sich mit seinem Moulinex-Teil durch Mark und Bein und richtet seine Opfer elendig zu. Wie fanden wir Luigi?«
»Ich versteh nicht.«
»Doris, haben Sie eine Meinung dazu?«, fragte Mader nach hinten, wo Dosi bislang mit ihrem Handy und einer SMS beschäftigt war. »Wie fanden wir Luigi, Doris?«
»Sauber zerlegt. In Dr. Fleischers Bericht steht, dass die abgetrennten Gliedmaßen glatte, gleichmäßige Schnittmale hatten.«
»Danke. Das heißt, Hummel?«
»Dass der Täter ein Profi war.«
»Bravo. Die Tragweite ist mir erst klargeworden, als ich diesen Horrorkrimi gelesen hatte.«
Hummel nickte. Jetzt verstand er. Gute Transferleistung seines Chefs. Aber der Sägenmann verfeinerte seine Technik ja durchaus noch … Sagte er jetzt aber lieber nicht.
»Und jetzt fahren wir zu Miller«, meldete sich Dosi von hinten. »Ein Metzger ist Profi in solchen Sachen. Bloß schade, dass Luigis Tod nicht zu ihm passt. Miller ist zu kontrolliert für so eine Sauerei. Als Killer wäre der bestimmt eiskalt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es da noch eine dunkle Seite.«
Hummel parkte den Wagen. Sie stiegen aus und gingen auf den Laden zu. Die Glastür war verschlossen. Mittagspause 12.30 bis 14.30 Uhr stand auf dem Schild an der Tür.
»Dass es so was noch gibt«, sagte Mader. »Früher war das oft so
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