Isartod
auch nichts zu tun? Halt dich bloß ruhig. Lass dich nicht blicken. Und keine Jobs mehr. Ist das klar? Oder hast du schon was am Laufen?«
»Der letzte ist abgeblasen worden. In letzter Minute. Hätt ich mein Handy nicht mehr abgehört, hätt ich’s gemacht. Jetzt wart ich auf neue Anweisungen.«
»Nix wirst du tun! Komplette Funkstille, bis sich alles beruhigt hat. Kann ich mich auf dich verlassen?«
»Klar, Bruderherz. Kannst du.«
»Und lass die Sauferei und das Koks. Ist besser für dich, dann brauchst du auch nicht so viel Geld.«
»Klingt gut. Aber so einfach ist das nicht.«
»Ich weiß.«
Freddi stand auf, sein Bruder auch. Sie umarmten sich.
TROTZDEM INTERESSANT
»Der Typ, den wir suchen, heißt Jakko«, berichtete Zankl, »trinkt gelegentlich bei so einem Kiosk Bier. Mit einem Spezl. Lasso. Computerfuzzi und tätowiert. Die beiden sind Stammgäste im Paradise Lost. So eine Kneipe da. Hab ich noch nicht überprüfen können. Der Laden sperrt erst um sieben Uhr auf. Und was war hier los? Der Anruf, die Edelweißstraße?«
»Fehlalarm«, sagte Hummel. »Jemand wollte uns zu Miller locken. Warum? Um uns auf die Verbindung zwischen Patzer und Miller hinzuweisen? Patzers Auto stand vor dem Geschäft.«
Zankl nickte nachdenklich und dachte laut: »Patzer kauft seine Wurst bei Miller. Die kennen sich also. Miller wurde auf der Burg gesehen, als der alte Haslbeck starb. Und Patzers Frau war die Liebschaft von Volante. Volante wurde von jemandem umgebracht, der nicht zum ersten Mal tranchiert hat. Vielleicht ein Metzger?«
»Sehen wir auch so. Aber warum so grausam?«
»Können wir Miller nicht einfach mal vorladen?«
Mader schüttelte den Kopf. »Wir haben nichts in der Hand gegen ihn. Noch nicht.«
WIE EIN SKALPELL
Nach einem kurzen Begrüßungsflirt stellte Hummel seine Frage: »Frau Dr. Fleischer, ich hab da eine Frage wegen des Todeszeitpunkts. Wie errechnet der sich? Temperatur spielt eine Rolle, oder?«
»Ja, maßgeblich. Wie hoch ist die Kerntemperatur? Die Außentemperatur? Das bestimmt vieles: wie schnell Zerfallsprozesse laufen, wie schnell sich bestimmte Bakterien vermehren und so weiter.«
»Wenn ich jetzt jemanden umbringe und dann einfriere – merkt man das hinterher? Also, gab es dafür irgendwelche Anzeichen bei Luigi?«
»Interessant, dass Sie fragen. Ich war mir ja nicht ganz sicher wegen der Todeszeit. Die Blutgerinnung war nicht wirklich so, wie man das bei einer frischen Leiche hat. Aber das ist immer ein bisschen unterschiedlich. Die Körpertemperatur war nicht auffällig. Es war ja ziemlich kühl zu der Uhrzeit. Doch was anderes ist auffällig. Ich hab’s eigentlich erst jetzt interpretieren können. Kommen Sie, ich zeig Ihnen den Guten mal.«
Sie führte ihn zu der Wand mit den Schubfächern und zog gezielt eins auf. »Schauen Sie mal hier, diese geröteten Stellen. Wirken nicht besonders auffällig, oder?«
»Mit Blick auf den generellen Zustand der Leiche – nein.«
»Gefrierbrand. An diesen Stellen hat sein Körper sehr kaltes Material berührt. Vermutlich Metall. Könnte in einem Kühlhaus gelegen haben.«
»Und dort bleibt die Leiche frisch?«
»Wenn man sie sachgerecht einlagert. Kommen Sie.« Sie lotste ihn zu einer anderen Schublade und zog sie auf. Eine junge Frau mit einer Kopfverletzung. »Totschlag in Garching«, erklärte sie. »Das war letzten Monat. Ist aber taufrisch, die Schöne. Wir warten noch auf einen Laborbefund. Sie sehen, in der Pathologie halten wir Leichen frisch. Manchmal wissen wir erst Tage nach dem Leichenfund, wonach wir eigentlich suchen müssen.«
»Bei Luigi haben wir einen Metzger im Visier.«
»Okay, ich verstehe. Wenn jemand Ahnung hat, wie man Fleisch frisch hält, dann ein Metzger.«
»Können Sie mir noch mal sagen, was Luigi im Magen hatte?«
Sie ging an ihren Computer und holte sich den Bericht auf den Bildschirm. »Wachteln, Polenta, Artischocken, Parmaschinken. Hilft Ihnen das was?«
»Doch ja, super. Sehr sogar. Können Sie ihn jetzt noch mal anschauen? Ob ihn vielleicht jemand kaltgestellt hat für ein paar Tage?«
»Mach ich. Und sonst? Wir könnten ja mal zusammen essen gehen?«
»Äh, ja, gerne.«
»Ins Centrale zum Beispiel.« Sie zwinkerte ihm zu.
NOCH MAL NEU
Ein Telefonat später hatte Hummel Gewissheit. Wachteln hatte es eine Woche zuvor im Centrale gegeben. Mit Salbeibutter und Polenta. An Luigis letztem Arbeitstag. Und Zankl hat rausgekriegt, dass Luigi ein Ticket bei Air Berlin hatte, die Reise
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