Isau, Ralf - Neschan 03
fortwährend Freudenrufe aus, die sich den Zuschauern als undefinierbare Schnauf-, Zisch- und Raschelgeräusche darstellten.
Yonathan trat gerade in den Kreis seiner Freunde, als sich die Behmische wieder trennten. Din-Mikkith wandte sich dem Stabträger zu.
»Baru-Sirikkith lässt sagen, dass er dir über alle Maßen dankbar ist für das, was du unserem Volk geschenkt hast.«
»Ich habe ihm nur zurückgegeben, was den Behmischen seit jeher gehörte.«
»Das Keim war dein Eigen, Yonathan. Du konntest damit machen, was du wolltest.«
»Kein Mensch kann ein Volk besitzen, nicht einmal der Richter von Neschan. Ich habe euch beiden zu danken, weil ich den Keim tragen durfte. Er war mir sehr hilfreich. Bis zum heutigen Tage: Schließlich haben mich die Erinnerungen der Behmische hierher geführt – ihr Name wird auf ewig mit dem Lied der Befreiung Neschans verwoben sein. Wahrscheinlich hat der grüne Sockel in den Bochim, der meinen Namen trägt, sogar deshalb die Farbe des Keims.«
Die letzten Worte hatte Yonathan nachdenklich gesprochen, mehr zu sich selbst als zu Din-Mikkith.
»Du warst in der Grabstätte der Richter Neschans?«, fragte der Behmisch erstaunt.
Yonathan nickte. »Benel, den dein Bruder so genau zu kennen scheint, hatte mich hingeführt, bevor Bar-Hazzat mich in der Mara unter einem Berg von Sand ersticken konnte.«
»Baru erwähnte, dass der Bote Yehwohs dir geholfen hat.«
»Ohne ihn hätte mir meine Überzeugung, den Hüter von Bar-Hazzats Auge leicht besiegen zu können, den Tod gebracht. Ich habe heute eine Menge lernen müssen, Din. Und sicher wird dies nicht die letzte Lektion in meinem Leben gewesen sein. Doch nun zu euch beiden, Din-Mikkith und Baru-Sirikkith: Ich werde euch nicht mit nach Gedor nehmen!«
Die umstehenden Gefährten blickten Yonathan fragend an.
»Natürlich werde ich mitkommen«, sagte Din-Mikkith energisch.
»Nein, mein Freund«, erwiderte Yonathan sanft. »Deine Aufgabe ist erfüllt. Bei dem, was noch vor mir liegt, kannst du mir nicht helfen. Ein Stück werden mich noch meine anderen Freunde hier begleiten, aber den letzten Rest des Weges muss ich allein gehen.«
Obwohl Yonathan diese Worte ruhig ausgesprochen hatte, haftete ihnen doch eine Endgültigkeit an, die eine Diskussion des Für und Wider von vornherein ausschloss. Alle wussten, dass der siebte Richter Recht hatte, dass nur er dem Auftrag gewachsen war.
Din-Mikkith nickte, ein Tribut an die menschliche Mimik. »Du sprichst die Wahrheit, Kleines. Ich werde dich sehr vermissen!«
»Nicht so sehr wie ich dich, Din.«
»Und was ist mit uns?«, mischte sich Gimbar ein. »Uns fragt wohl keiner, ob wir diesen schrumpeligen kleinen Grünling entbehren können.«
»Ja, ich weiß jetzt schon, dass ich unheimliche Sehnsucht nach seinen seltsamen Witzen haben werde«, fügte Yomi hinzu.
»Und nach meinen Grünwurzelsuppen«, zischelte Din-Mikkith und kicherte.
Den Rest der Nacht feierten alle fröhlich den Abschied von den beiden Behmischen; sogar Yonathan hatte eingesehen, dass es auf ein paar Stunden mehr oder weniger nicht ankam. Doch als der Morgen graute, wurde er unruhig.
»Die Zeit ist gekommen«, sagte er ernst.
»Bar-Hazzat?«, fragte Din-Mikkith.
Yonathans Augen gaben dem Behmisch die Antwort.
»Dann lass uns Lebewohl sagen. Baru und ich werden dich in unsere Gebete einschließen.«
»Ich kann es gebrauchen.« Yonathan musste schlucken. Seine Stimme versagte und er konnte seinen grünen Freund nur noch umarmen. Einen langen Augenblick waren sie so für sich allein, fühlten noch einmal jeder das Leben des anderen. Dann lösten sie sich voneinander und Yonathan nickte stumm.
Die Umarmung mit Baru-Sirikkith fiel etwas kürzer, aber kaum weniger herzlich aus. Nachdem die Gefährten ebenfalls umschlungen und die Hände der übrigen Männer geschüttelt worden waren, sprangen die beiden Behmische einfach ins Wasser. Sie waren gute Schwimmer und würden ohne Probleme die Insel erreichen. Unter den Abschiedsrufen der gesamten Besatzung entschwanden sie den Blicken.
Nur Yonathan vernahm den gewaltigen Jubel einer anderen Stimme. Galal gab seiner Freude über das gerettete Volk der Behmische in einer Flut von Bildern Ausdruck und sagte seinen beiden Freunden damit auf seine ganz eigene Weise Lebewohl.
Auf dem Rücken des Traumfeldes glitt die Weltwind schneller dahin als jedes temánahische Kriegsschiff. Die Strecke, für welche die Bath-Narga drei Wochen benötigt hatte, wurde nun in zwei
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