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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Zeit zur Muße zu geben. Hast du schon all die schwarzen Priester vergessen, denen wir begegnet sind, oder die Selbstsucht und Gefühllosigkeit, die wir überall beobachten konnten? Der Wirt des Paradiesvogels musste sich mit einem Riesen davor schützen und König Kirrikch war mit einem Mal bereit dir die bisher verwehrte Handelsvollmacht zu geben, um etwas zu bekommen, das er unbedingt und ausschließlich für sich haben wollte.« Yonathan war sehr ernst geworden.
    »Vielleicht nur, um sich vor jenen zu schützen, die sich für das Sitzkissen seines Thrones interessieren.«
    »Wäre das nicht ein weiterer Anhaltspunkt für den schlimmen Einfluss Bar-Hazzats auf Neschan?«
    »Natürlich«, gab Gimbar widerstrebend zu. »Dass du auch immer so furchtbar vernünftig sein musst. Wie also stellt sich der ehrenwerte siebte Richter unsere Weiterreise vor?«
    »Ich habe an eine kleine Bootsfahrt gedacht. Dir als ehemaligem Seefahrer müsste das doch eigentlich gefallen. Wir suchen uns im Hafen von Tschirp ein Schiff, das uns den Byrz-El hinab bis nach Mezillah bringt. Auf dem Fluss kann man unserer Spur schwer folgen und wir kommen zügig voran. Und«, Yonathan machte eine kleine rhetorische Pause, »wenn du Glück hast, dann bekommst du eine Koje mit einem schönen weichen Bett.«
    Gimbar hatte Glück. Am Nachmittag fanden die beiden Gefährten einen Flussfahrer, die Prinzessin des Quon, der sie und ihre drei Pferde an Bord nahm. Die restlichen Packtiere hatte Gimbar zu einem, wie seinen Klagen zu entnehmen war, miserablen Preis an den Aufseher der königlichen Stallungen in Tschirp verschachern müssen.
    Die beiden Gefährten richteten sich sogleich in ihrer gemeinsamen Kabine gemütlich ein, sie waren viel zu müde für eine ausführliche Stadtbesichtigung.
    »Soweit ich das beurteilen kann, ist Tschirp nur eine größere Ausgabe von Singat«, hatte sich Gimbar getröstet. »Überall, wo man hinsieht, ein Mischmasch aus Squak-Türmen und Menschenhäusern .«
    »Du hast vergessen die vielen Zelte der Ostleute zu erwähnen«, hatte Yonathan gähnend angemerkt.
    »Viele Zelte? Na, dann warte einmal ab, bis wir nach Mezillah kommen!«

V.

Der Bohnenwirbler
      
      
    Der Byrz-El entsprang im Großen Wall, vereinigte sich hinter Mezillah mit dem Grynd-El und wurde dadurch zum Quon, der es nur wegen dieser häufigen Namenswechsel nicht mit dem großen Strom des Westens, dem Cedan, an Länge aufnehmen konnte.
    Die Prinzessin des Quon befuhr die Nebenflüsse und den Hauptlauf gleichermaßen, soweit es der Tiefgang der zweimastigen Dhau zuließ. Die beiden überlangen Rahen der Prinzessin, wie sie Kapitän Furgon liebevoll nannte, stachen schräg in den Himmel, als wollten sie die Wolken aufschlitzen, die großen dreieckigen Segel, häufig geflickt, blähten sich willig schon beim kleinsten Lufthauch. Yonathan genoss die Fahrt auf dem von Tag zu Tag breiter werdenden Strom. Die Wochen im Sattel waren zermürbend gewesen, das Dahingleiten auf den Planken des Flussfahrers dagegen versprach erholsam zu werden. Da die Prinzessin des Quon jede Stunde Licht nutzte, kam man gut voran, mehr als hundert Meilen pro Tag.
    Von der großen Steppe, welche die zentralen Gebiete der Ostregion ausfüllte, sah man auf dem Fluss wenig; eine dicht bewachsene Uferböschung und ein Saum von hohen Bäumen verwehrten fast überall den Blick auf das Umland. Die letzten frühlingshaften Tage verdunsteten in der Hitze des jungen Sommers und nahmen das zarte Grün der Vegetation mit sich, an seine Stelle traten schwerere, satte Farben. Das Sonnenlicht der Tage drängte die Dunkelheit der Nächte mehr und mehr zurück.
    Die Prinzessin verrichtete geduldig ihr Tagewerk im steten Rhythmus der Gestirne. Manchmal knallten die Segel übermütig in einer frischen Morgenbrise, aber oft ließ sie sich – ihrem Alter eher angemessen – auch nur träge von der Strömung des Flusses tragen. Jeder Tag verlief wie der vorhergehende. Die ruhige, abwechslungslose Fahrt versetzte die Passagiere in eine angenehme Apathie. Allmählich verlor die Zeit jede Bedeutung. Der Gedanke schlich sich ein, es könne doch einfach alles so weitergehen, ein ewiges Sichtreibenlassen, inmitten der grünen Natur, mit Gedanken, die gerade weit genug reichten, um den Tag beginnen und wieder beenden zu können.
    Spät wurde sich Yonathan der verhängnisvollen Wirkung dieses Einflusses bewusst.
    »Wir müssen etwas tun!«, überfiel er seinen faul im Schatten liegenden Gefährten nach

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