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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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zu übertragen. Aber nachdem Gimbar zum Fahrpreis noch etwas dazugelegt hatte, ließ sich dieser schließlich doch erweichen. Von da an sorgten die Arbeit und die häufigen Gespräche, die Yonathan und Gimbar miteinander führten, dafür, dass Bar-Hazzats schleichendes Gift ihren Geist nicht mehr erreichen konnte.
    Die Prinzessin legte die letzten Meilen nach Mezillah zurück und am Ufer bot sich ein seltsamer Anblick.
    »Die Stadt besteht ja beinahe völlig aus Zelten!«, rief Yonathan verblüfft.
    »Wusstet Ihr das etwa nicht?«, entgegnete Kapitän Furgon, der bei seinen beiden Passagieren stehen geblieben war.
    »Schon. Aber so habe ich mir das nicht vorgestellt.«
    Furgon lachte rau. »Was habt Ihr Euch denn vorgestellt? Wir sind hier mitten in der Ostregion, im Land der nomadisierenden Stämme. Da gibt es keine befestigten Orte, wie Ihr sie kennt. Mezillah hat zwar einige Stein-, Lehm- oder Holzhäuser – Handelsstützpunkte, Spelunken, Herbergen und natürlich den Sitz der kaiserlichen Garnison –, aber im Großteil der Stadt herrscht ein ständiges Auf- und Abbauen von Zelten. Jedes Mal, wenn meine Prinzessin hier vor Anker geht, hat Mezillah eine andere Größe und Form, und wenn wir ablegen, sieht die Stadt wieder anders aus.«
    Das Packpferd und die beiden Reittiere, die Yonathan und Gimbar noch verblieben waren, wurden schnell an Land gebracht und die Verabschiedung von Kapitän Furgon und seiner Besatzung war kurz, aber herzlich.
    »Ihr könnt jederzeit wieder mit mir reisen«, hatte der kompakt gebaute Schiffseigner versichert.
    »Das hätte ich an Eurer Stelle auch gesagt«, war Gimbars Antwort gewesen. »Wann findet man schon zwei Passagiere, die für die Plackerei, die sie für Euch leisten müssen, auch noch gut bezahlen.«
    Furgons Lachen blieb ihm im Halse stecken; er schien unsicher zu sein, wie viel Ernst er Gimbars hingeworfener Bemerkung beimessen sollte.
    »Was nun?«, fragte Gimbar, nachdem die Prinzessin des Quon hinter Zelten, Lemaks, Pferden und Menschen verschwunden war.
    »Wir müssen uns umhören«, erwiderte Yonathan. »Die Legenden von Har-Liwjathan haben hier, bei den Ostleuten, ihren Ursprung. Wenn uns also jemand verraten kann, wo wir den roten Drachenberg finden, dann hier.«
    Gimbar nickte und trieb sein Pferd weiter in die Zeltstadt hinein.
    Mezillah war ein Gewimmel aus Körpern – menschlichen und weniger menschlichen –, Transportvehikeln sowie Waren aller Art. Das allgemeine Geschubse und Gedränge spielte sich in einem ohrenbetäubenden Lärm ab und unterschiedlichste Gerüche umschmeichelten oder belästigten die Nasen der Passanten.
    »Da vorne scheint ein Markt zu sein«, brüllte Gimbar.
    In dem chaotischen Lärm erahnte Yonathan Gimbars Hinweis mehr, als dass er ihn hörte. Er trieb sein Pferd näher an den Fuchs seines Gefährten heran. »Ich dachte, die ganze Stadt sei ein einziger Markt.«
    »Warte einmal ab, bis wir ganz da sind.«
    Gimbars Vorwarnung schien sich zu bestätigen. Die schwitzenden und schiebenden Körper nahmen immer mehr zu, je näher die beiden dem vermeintlichen Marktplatz kamen, die Menge wurde dichter, der Strom der Menschen zähflüssiger, bis er vollständig zum Stillstand kam.
    »Wir stecken fest«, übertönte Gimbar den Lärm um sie herum. Von hinten drängten weitere Massen nach.
    Yonathan überlegte sich gerade, ob es nicht sinnvoller wäre den Markt zu umreiten, als plötzlich eine merkwürdige Veränderung in der Menge vor sich ging. Das Rufen und Schreien flaute etwas ab, gewann eine andere Färbung, eine nervöse Spannung bemächtigte sich der Menschen. Bis er begriff, weshalb, dauerte es eine Weile.
    Eine Gruppe von etwa drei Dutzend weißköpfigen Südländern, schwarzen Priestern, kam in Zweierreihen vom Marktplatz herauf. Er spürte kein Kribbeln im Hinterkopf; offenbar hatte gerade keiner der Temánaher geistigen Kontakt zu seinem Herrn.
    Vor dem Zug teilte sich die Menge, weniger aus Respekt denn aus Zwang. Yonathan fühlte die Angst fast hautnah, die von den Menschen Besitz ergriffen hatte. Proteste, manchmal sogar Beschimpfungen – alle aus der sicheren Anonymität der Masse heraus – begleiteten das Vordringen der schwarzen Kolonne.
    »Sie kommen direkt auf uns zu!«, rief Gimbar herüber.
    Yonathan nickte nur, um seine Stimme zu schonen. Er glaubte zwar nicht, dass diese Temánaher im Augenblick auf der Suche nach ihm waren – sonst hätten sie sicher die Leute befragt –, aber er hatte trotzdem keine Lust, die

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