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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Din-Mikkiths eingesetzt, um die Pferde herbeizurufen und sie ihrer neuen »Führerin« anzubefehlen.
    Den Moment des Abschieds umgab eine tiefe Stille. Yamina umarmte Lilith lang und innig; Yonathan und Gimbar beschränkten sich auf Segenswünsche. Alle stiegen zur gleichen Zeit in den Sattel, aber während die Herde sich mit einem mutigen Mädchen an der Spitze in Bewegung setzte, verweilten die zwei jungen Männer und ihre Begleiterin noch. Erst als der letzte Pferdeschweif hinter der nächsten Hügelkette im Osten verschwunden war, brachen sie in Richtung Norden auf. Zurück blieben ein durchscheinender, blau schimmernder Felsen und eine weitere Strophe im Lied der Befreiung Neschans.

VII.

Haschevets Mal
      
      
    Die Steppe bestimmte vier weitere Wochen den Lebensrhythmus der drei Reiter. Die weit schwingenden Wellen des gräsernen Meers gingen allmählich in topfebenes braunes Grasland über. Die Sommersonnenwende war längst vorüber; es war die Zeit der großen Hitze.
    Yaminas eingehende Kenntnis des Landes zahlte sich für die kleine Gemeinschaft aus. Im gleichförmigen Einerlei der verbrannten Steppe entdeckte sie Wasserstellen – manchmal nur Pfützen, dann wieder regelrechte Oasen mit Palmen- und Pinienhainen –, sie kannte den Lauf von Flüssen, die nie das Meer erreichten, und sie wusste, wo sich die Schlupflöcher der Springmäuse und Sandvipern befanden, Delikatessen, an die sich Yonathan nur schwer gewöhnen konnte.
    Am Ende der vierten Woche begann das Land leicht anzusteigen. Zuerst sah es so aus, als wollten die welligen Geländeformen das flache Terrain wieder ablösen, doch dann hob sich ein dunkler Streifen aus dem Gras am nördlichen Horizont. Er reichte von West nach Ost, so weit das Auge schauen konnte.
    »Der Große Wald«, sagte Yamina ehrfürchtig.
    Die drei Reiter zügelten ihre Pferde und es dauerte lange, bis Yonathan sich von dem Anblick losreißen konnte.
    »Stimmt es, dass er bis zum ewigen Eis im hohen Norden reicht?«
    »Bei uns Ostleuten gibt es nur Legenden darüber. Niemand hat diesen Wald jemals durchquert – jedenfalls keiner, der zurückkam und davon berichten konnte.«
    »Ich hoffe, wir müssen nicht weit hinein«, knurrte Gimbar.
    Yonathan wusste, was seinen Freund beschäftigte. Zu den wenigen Dingen, die Gimbar in Angst und Schrecken versetzten, gehörten der Aufenthalt in großen Höhen und das Gefühl des Eingeschlossenseins. Die Vorstellung, in einem riesigen dunklen Wald herumirren zu müssen, reizte ihn daher wenig.
    »Nach der Textpassage in Trailers Enzyklopädie«, lenkte ihn Yonathan deshalb schnell ab, »dürfte das Tausend-Seen-Land gleich hinter dem Waldrand liegen.«
    »Ich hoffe, unsere Squaks sind ebenso gute Geographen wie Farbenkenner.«
    »Yonathan hat Recht«, beruhigte Yamina den Expiraten. »Wenn wir morgen den Großen Wald erreichen, dann sind wir auch schon im Land des Drachen.«
    »Wie weit müssen wir in den Wald vordringen, um an den Akeldama-See zu gelangen?«, erkundigte sich Yonathan.
    »Das kann ich nicht genau sagen. Den Erzählungen meiner Mutter zufolge könnten wir Har-Liwjathan vielleicht in drei oder vier Tagen erreichen.«
    »So bald schon?«, entfuhr es Gimbar.
    »Wir sind seit dreieinhalb Monaten unterwegs«, meinte Yonathan. »Ich finde, das reicht.«
    »Es ist immer zu früh, wenn man von einem Drachen gefressen wird.«
    »Gut, dass du das Thema Zeit anschneidest, Yonathan.« Yaminas Lippen umspielte ein Lächeln. »Heute ist der erste Tag des Elul. Erinnerst du dich?«
    »Ich besitze ein besseres Gedächtnis, als du vielleicht denkst.«
    »Du hast mir vor einem Monat versprochen heute dein Geheimnis preiszugeben.«
    Yonathan atmete tief durch. »Du kannst dich auf mein Wort verlassen. Ich habe nur eine Bitte: Lass uns damit warten, bis wir heute Abend unser Lager aufgeschlagen haben. Vielleicht fällt die Erklärung umfangreicher aus.«
    Yamina hielt Yonathans ernstem Blick lange stand. »Na gut«, gab sie schließlich nach. »Heute Abend.«
    Als die Sonne gerade am westlichen Horizont versank, erreichten die Gefährten ein kleines Wäldchen, ein erster Vorbote des Großen Waldes. Schnell hatte man eine geschützte Lichtung ausfindig gemacht, die sich hervorragend als Nachtlager eignen würde.
    Yamina bewies ihre Ortskenntnis einmal mehr: »Hier gibt es einen herrlichen Teich mit smaragdgrünem Wasser. Ihr kümmert euch um das Lager und ich werde baden gehen. Soweit ich mich erinnere, ist Gimbar heute mit Kochen dran. Bis

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