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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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bald, meine tapferen Besitzer.«
    »Fürchterlich. Sie hat fast so ein gutes Gedächtnis wie du«, brummte Gimbar, nachdem Yamina hinter einer grünen Wand aus Bäumen und Büschen verschwunden war.
    »Dein Jammern wird dir nichts nützen«, erwiderte Yonathan schmunzelnd. »Am besten, du schiebst deine Pflichten gar nicht erst auf – du weißt ja, wie ungehalten Yamina werden kann, wenn man ihre Ratschläge missachtet.«
    Gimbar warf die Hände in die Luft. »Ich wusste, dass du kein Mitleid mit mir haben würdest!«
    Während Gimbar trockenes Holz sammelte und ein Feuer in Gang brachte, versorgte Yonathan die Pferde. Um die Hände frei zu haben, steckte er den Stab Haschevet einfach in den weichen Waldboden. Als er ihn nach getaner Arbeit wieder herauszog, war es bereits zu spät.
    »Keine Bewegung! Rührt euch nicht von der Stelle!«, befahl eine Stimme, deren Besitzer in dem Grün der Sträucher des Wäldchens nicht zu entdecken war.
    Gimbar war viel zu erschrocken, um die Warnung zu beachten. Erst ließ er das Kochgeschirr fallen und dann suchten seine Augen das dichte Grün der umliegenden Büsche ab. Er wirkte wie eine zum Sprung bereite Raubkatze. Schon wollte er eine seiner »Krallen« zum Vorschein bringen, da meldete sich die Stimme aus den Sträuchern wieder.
    »Wenn dir etwas an deinem Leben liegt, dann lass deinen Dolch schön stecken, wo er ist, Fremder. Glaub mir, das ist gesünder für dich.«
    Das Koach verriet Yonathan, wo sich der unsichtbare Sprecher verbarg. Er wandte sich um, blickte direkt auf einen bestimmten Busch im nahen Dickicht und rief laut: »Ihr könnt ruhig herauskommen. Von Angesicht zu Angesicht spricht es sich leichter, findet Ihr nicht auch?«
    Nach kurzem Zögern antwortete es aus dem Strauchwerk: »Scheinst außergewöhnlich gute Ohren zu haben, Jüngling.« Äste bewegten sich und wenig später schob sich ein gut genährter Ostmann zwischen den Blättern hervor. Er war mindestens sechseinhalb Fuß groß. Von zwei breiten Lederriemen abgesehen, die seine Bizepse umspannten, war sein Oberkörper unbekleidet. Aus seinem sonst kahl geschorenen Schädel wuchsen an scheinbar zufälligen Stellen zwei Pferdeschwänze heraus. Jeder der beiden geflochtenen Haarstränge maß mehr als eine Elle.
    Yonathan spürte, dass der Nomade, der einen langen Krummdolch in der Hand hielt, ausgesprochen nervös war. Deshalb verzichtete er auf die bei den Stämmen übliche Art der Begrüßung und wählte stattdessen die allgemeingültige Form.
    »Aller Friede Neschans sei mit Euch. Mein Name ist Yonathan, und wer seid Ihr?«
    »Brauchst gar nicht so stinkfreundlich zu tun, Junge. Ich seh doch, dass dir die Angst in den Knochen sitzt.«
    Yonathan lächelte. »Vielleicht würde ja Eure Wortwahl ein wenig anders ausfallen, wenn Ihr nicht noch sechs Gefährten bei Euch hättet, denen gleich die Beine einschlafen werden, wenn sie noch länger mit ihren gespannten Bogen im Gebüsch knien müssen. Es sind doch sechs? Ihr dürft mich gerne korrigieren… Wie sagtet Ihr noch, ist Euer Name?«
    Der Ostmann schien zunächst verunsichert zu sein. Doch Yonathans Offenheit erzielte bei ihm nicht die gewünschte Wirkung. Mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen erwiderte er: »Hast ungewöhnlich scharfe Sinne für jemanden aus der Zentralregion, aber damit beeindruckst du mich nicht.« Und in Richtung der Büsche fügte er die Aufforderung hinzu: »Ihr könnt rauskommen. Er hat euch sowieso schon gesehen.«
    Yonathan hatte richtig gezählt. Ihm und Gimbar standen schließlich sieben Ostleute gegenüber, von denen sechs mit Kurzbögen bewaffnet waren. Abgesehen von Körpergröße und -umfang, waren alle ziemlich ähnlich hergerichtet: bezopftes Haupt, freier Oberkörper, breite Krummdolche im Gürtel.
    »Wenn ich die nach Hause zum Essen mitbrächte, würde mir Schelima aber ordentlich die Meinung sagen«, flüsterte Gimbar Yonathan zu.
    »Ich hoffe, Yamina bemerkt sie rechtzeitig und hält sich versteckt«, entgegnete Yonathan leise.
    »Wenn ihr etwas zu sagen habt, dann tut es laut«, blaffte der Wortführer der wild aussehenden Truppe Yonathan an. Schon war er bei dem Stabträger und fuchtelte mit dem Dolch vor dessen Nase herum.
    Die Gabe des Gefühls alarmierte Yonathan. Dieser Ostmann mimte zwar nach außen den Überlegenen, aber seine innere Unsicherheit machte ihn gefährlich.
    »Ihr solltet ein wenig vorsichtiger mit Eurem Messer umgehen«, sprach Yonathan beruhigend auf den Hünen ein. Instinktiv suchte

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