Isegrim
â¦Â« Ich will mich losreiÃen und Zacke davonlaufen, doch plötzlich steht Luzifer in der Garagentür. Es grollt in seiner Kehle, der Rottweiler zieht die Lefzen nach oben. Schlagartig verlässt mich jeglicher Kampfgeist und meine Beine werden zu Gummi. Ich sitze in der Falle.
Zacke packt fester zu und schiebt mich in Richtung einer weià gestrichenen Metalltür im hinteren Teil der Garage, die mir bis jetzt gar nicht aufgefallen ist. Luzifer folgt uns hechelnd, seine Krallen kratzen auf dem BetonfuÃboden. Mit der Linken öffnet Tobias die Tür und drängt mich in einen dunklen, mit altem Kram vollgestellten Gang. Muffige, abgestandene Luft schlägt mir entgegen, unwillkürlich habe ich Alinas Bild vor Augen.
Mörderhaus, wispert die jäh zum Leben erweckte Angst in mir und presst quiekende Laute aus mir heraus. Wo bringt Zacke mich hin? Ist er gefährlich â wie sein Onkel? Wieder öffnet Tobias eine Tür. Luzifer muss drauÃen bleiben und wir stehen in einer kleinen Küche, die unordentlich, aber auf den ersten Blick nicht besorgniserregend aussieht. Schmutziges Geschirr in der Spüle, eine Pfanne mit undefinierbarem Inhalt auf dem Herd. Ein Holzbrett mit einem Brotmesser und einer halben Salami auf dem Küchentisch.
Tobias lässt mich los. Ich reibe die Stelle an meinem Arm, wo sein Griff rote Druckstellen unter den rostigen Fingerspuren hinterlassen hat.
»Das hat mir jetzt gerade noch gefehlt.« Zackes Gesicht ist rot angelaufen vor Wut. Schweià läuft ihm die Schläfen herunter. »Dass Gören wie du heimlich auf meinem Grundstück herumschnüffeln.«
Mein Blick wandert zur Küchentür mit einem kleinen Fenster, die vermutlich in den Hausflur führt. Ich wäge meine Möglichkeiten ab: ein Flur ohne sabbernden Rottweiler, ein Flur mit einer Tür, die auf den Hof hinausgeht.
Tobias lehnt sich rücklings gegen die Spüle neben der Tür. Meine Fluchtmöglichkeiten sind erschöpfend gering, stelle ich fest. Also versuche ich, stattdessen meinen Verstand zu bemühen und mich zu beruhigen. Einatmen, ausatmen, nachdenken. Tobias Zacke ist sauer, weil ich in seiner Garage herumgeschnüffelt habe. Ich werde ihm sagen, dass ich hinter Kai her war, werde ihm Gelegenheit geben, seinen Ãrger an mir auszulassen, und dann lässt er mich gehen.
Wütend streicht sich Tobias mit seinen rostigen Fingern durchs Haar. »Warum, zum Teufel, könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen? Wieso bin immer ich der Buhmann? Ich habe euch nichts getan. Und wo wir einmal dabei sind: Mein Onkel auch nicht. Er war ein herzensguter Mann und er hat dieses Mädchen nicht angerührt.«
»Alina«, stoÃe ich hervor und verschanze mich hinter einem Küchenstuhl. Die Richtung, die dieses Gespräch nimmt, trifft mich völlig unvorbereitet. »Sie hieà Alina und war meine beste Freundin.« Ich versuche, selbstsicher zu klingen, was mir nicht gelingt. Mit zitternder Hand wische ich mir über den Mund.
Tobias stöÃt einen ungläubigen Lacher aus. »Spionierst du deshalb hier herum? Glaubst du, hier irgendetwas von ihr zu finden?« Er rollt mit den Augen. »Im Mörderhaus?«
Ich schlucke trocken, will ihm sagen, dass ich wegen Kai hier bin und nicht wegen Alina.
Tobias streckt ruckartig den Kopf nach vorn und macht: »Buh.«
Ich zucke erschrocken zusammen, meine Hände umklammern die Stuhllehne, dass die Fingerknöchel weià hervortreten. Tobias fährt sich wieder durchs Haar. Er lacht kopfschüttelnd. Ein freudloses, resigniertes Lachen.
Passiert das hier gerade wirklich?
Zacke beginnt, vor der Tür auf und ab zu laufen. SchlieÃlich macht er drei Schritte auf mich zu und bleibt vor meinem Stuhl stehen. Sein schwarzer Blick bohrt sich in meine Augen, er hebt die Hand und zeigt mit dem Finger auf mich. »Mein Onkel Martin hat deine Freundin Alina nicht umgebracht, kapiert? Er war kein verdammter Mörder und deshalb ist das hier auch kein Mörderhaus und in meinen Adern flieÃt kein verdorbenes Blut. Das ist alles eine einzige gequirlte ScheiÃe, die sich die Bauerntölpel da ausgedacht haben.«
So schnell lasse ich mich nicht überzeugen. »Aber die Polizei hat Alinas Kleid im Wohnwagen deines Onkels gefunden, mit ⦠mit Blut dran. Sievers, äh ⦠dein Onkel, der durfte nicht mehr Lehrer sein, weil er seine Schülerinnen belästigt hat. Das
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