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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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haben sich die Bauerntölpel nicht ausgedacht«, sprudelt es in einem Atemzug aus mir heraus, obwohl ich weiß, dass es viel klüger wäre, die Klappe zu halten.
    Â»Das ist nicht wahr.« Tobias hebt die Hände in einer ratlosen Geste.
    Â»Nicht wahr? Dann ist es wohl auch nicht wahr, dass man auf seinem Dachboden Pornozeitungen gefunden hat?«, werfe ich ihm an den Kopf. Ich merke, wie meine Angst sich verflüchtigt und einer lange in mir aufgestauten Wut weicht. »Außerdem: Woher willst du so genau wissen, ob dein Onkel es war oder nicht, du warst ja damals gar nicht im Dorf.«
    Tobias starrt mich mit hochrotem Gesicht an. »Doch, verdammt noch mal, das war ich.«
    Â»Was?« Mir klappt der Mund auf. Ich sehe ihm an, dass er die Wahrheit sagt. »Aber dann …« Die Gedanken schießen durch meinen Kopf wie wild gewordene Hornissen. Wenn Tobias tatsächlich da war an diesem Tag, wenn er so sicher ist, dass sein Onkel Alina nicht getötet hat, warum hat er ihm dann damals kein Alibi gegeben? Mein Herz klopft zum Zerspringen, ich bin völlig durcheinander und es kribbelt in meinem Nacken. Nun bekomme ich es doch mit der Angst zu tun. Hat Tobias Alina getötet und … Ich schiele nach dem Brotmesser auf dem Küchentisch.
    Zacke ist mein verstohlener Blick nicht entgangen. Er schüttelt den Kopf. »Du glaubst doch nicht wirklich, ich würde dir was tun, oder? Nach allem, was Kai über dich erzählt hat, dachte ich, du bist anders. Aber offensichtlich hat das ganze blöde Gerede über mich seine Wirkung auf dich nicht verfehlt.« Auf einmal betrachtet er mich mit einer Art Bedauern im Blick. »Du glaubst also, ich habe deine Freundin getötet und meinen Onkel dafür ins Gefängnis gehen lassen.«
    Genau, denke ich, halte diesmal jedoch vorsichtshalber den Mund. Mir ist hundeelend, unwillkürlich wandert mein Blick zurück zum Brotmesser. Tobias beginnt, lauthals zu lachen. Es ist ein beinahe hysterisches Lachen, das mich zurückweichen lässt, bis meine Kniekehlen gegen die Eckbank an der Fensterfront stoßen.
    Mit wenigen Schritten umrundet Tobias den Stuhl, legt seine Hände auf meine Schultern (einen Herzschlag lang denke ich, er will mir an die Kehle) und drückt mich auf die gepolsterte Küchenbank.
    Â»Nun setz dich mal, okay?« Seine Stimme klingt auf einmal besänftigend, fast gutmütig.
    Okay. Ich sitze. Und was jetzt?
    Tobias wendet mir den Rücken zu und holt eine angefangene Flasche Apfelsaft aus dem Kühlschrank, er schenkt mir ein Glas ein und stellt es auf den Tisch. Erst jetzt merke ich, wie durstig ich bin, also greif ich zum Glas und trinke. Sich selbst öffnet Zacke eine Dose Bier. Dann dreht er den Stuhl herum, setzt sich mir gegenüber und stellt die Bierdose behutsam auf den Tisch, als wäre sie zerbrechlich. Er stützt seine Ellenbogen auf die Knie, faltet die Hände wie zum Gebet und legt die Daumen an seine Lippen. Schweigend schaut er mich an.
    Die ganze Situation wird immer absurder. Ich habe keine Ahnung, was jetzt kommt, spüre noch den Schreck, der mir in den Gliedern sitzt, aber gleichzeitig ist da auch die brennende Neugier zu erfahren, was Tobias Zacke zu Alinas Ermordung zu sagen hat.
    Â»Wie alt bist du eigentlich?«
    Â»Fast siebzehn. Wieso?«
    Tobias lehnt sich zurück, greift nach der Bierdose und trinkt noch einen kräftigen Schluck. »Was wolltest du in meiner Garage, Jule?«
    Â»Jola«, berichtige ich ihn.
    Â»Okay, Jola. Also, was wolltest du in meiner Garage?«
    Â»Ich bin Kai nachgelaufen, durch das Loch im Zaun. Ich wollte wissen, was er mit dir zu schaffen hat. Ich bin schon lange wütend auf euch, weil ihr mit euren Maschinen im Naturschutzgebiet herumheizt.«
    Â»So, du bist also wütend, weil wir bösen Buben mit unseren bösen Maschinen in deinem Naturschutzgebiet herumfahren und dabei vielleicht einen seltenen Käfer erschrecken.«
    Blödmann, denke ich.
    Â»Okay. Das Crossfahren, das ist meine heimliche Leidenschaft. Und zugegeben, im Sperrgebiet herumzudüsen, hat seinen ganz besonderen Reiz. Aber glaub mir, das Crossfahren ist das einzige Vergehen, das du mir anlasten kannst. Ich handele nicht mit Drogen, ich bin kein Scheißneonazi und es fließt auch kein Mörderblut in meinen Adern. Luzifer hat kein Schaf gekillt und Onkel Martin hat nie auch nur einer Fliege etwas zuleide getan.«
    Â»Aber

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