Isegrim
mithelfen) und nervösem Blick.
»Ach, haltet doch die Klappe, ihr Idioten«, sagt Kai, mein edler Ritter.
»Selber Klappe, du Schaffurz«, erwidert Benni.
Schaffurz? Saskia und ich sehen uns an und müssen kämpfen, um nicht in Lachen auszubrechen. Was uns nur schlecht gelingt.
Kai wirft uns einen ärgerlichen Blick zu.
»Willst du ein paar auf âs Maul, Maul?«
»Nö.« Benni grinst seinen Kumpel Kevin an, sie nicken sich zu und dann legen sie los. Zuerst ruft Benni: »Was frisst das Schaf, was frisst das Schaf?«
»Gras, Gras, Gras«, antwortet Kevin.
Benni ruft: »Was wollen wir?«
»SpaÃ, SpaÃ, Spaë, plärren sie gemeinsam.
Der Schulbus kommt und wir steigen ein. Kai gibt Benni einen kleinen StoÃ, sodass er die Stufen hinaufstolpert.
Das warâs dann auch schon. Kai ist viel zu gutmütig.
Weil Herr SchmalfuÃ, unser Sportlehrer, in der Nacht eine Nierenkolik hatte, haben wir in der Dritten und Vierten überraschend zwei Freistunden. Wir vier nutzen die Zeit, um in der Schul-Cafeteria unsere Powerpoint-Präsentation noch einmal durchzusprechen.
»Stellt euch vor«, erzählt Kai, »letztes Jahr hat ein Reisebüro eine Exkursionsreise auf den Truppenübungsplatz angeboten und einen ganzen Bus voller neugieriger Touristen ins munitionsverseuchte Gelände gekarrt. Und in diesem Internet-Forum behauptet doch tatsächlich einer, dass Hitlers Telefonanlage im Stollensystem noch intakt ist. Er hat sogar die Nummer herausgefunden â aber es ist dauernd besetzt.«
Wir lachen und ich muss an den spektakulären Polizeieinsatz im Tal denken, der vor ein paar Jahren unter den amüsierten Blicken des halben Dorfes stattgefunden hatte.
»Erinnert ihr euch noch an das Hitler-Fenster?« Ich nehme einen Schluck von meinem Cappuccino.
Kai und Tilman nicken grinsend, nur Saskia schaut mich fragend an. Sie hat damals noch nicht in Altenwinkel gewohnt.
»Vor fünf Jahren (ich weià es so genau, weil Alina noch da war) hat sich jemand â wahrscheinlich waren es zwei oder drei â bei Nacht mit Seilen ein Stück am Steilhang herabgelassen und mit Bauschaum ein kleines Fenster hoch oben an der Wand in eine Felsnische gesetzt. Am nächsten Morgen hat Adolf Hitler hinter weiÃen Spitzengardinen hinab auf die TalstraÃe geblickt.«
»Verrückt!« Saskia schüttelt den Kopf.
»Das Ganze ging einige Tage lang«, sagt Kai. »Der Clou war: Wenn es dunkel wurde, gingen bei Hitler die Lichter an. Wer immer sich das ausgedacht hat, er hatte zwei Solarlampen in der Felsnische installiert.«
»Ganz schön böse.« Saskia nippt an ihrem Latte. »Haben sie die Typen erwischt?«
»Nein.« Kai lehnt sich kippelnd zurück. »Der Staatsschutz hat damals gegen unbekannt ermittelt, wegen des Verdachtes auf einen rechtsextremen Hintergrund. Aber man hat nichts in der Richtung herausgefunden. Es war ein Witz. Da hat sich vermutlich jemand lustig gemacht über all die Verschwörungstheorien, die über das Tal im Internet kursieren.«
»Und dabei ziemlich viel riskiert«, bemerkt Saskia. »Wenn sie die erwischt hätten, wären sie bestimmt für eine Weile in den Knast gegangen.«
»Und du behauptest immer, hier wäre nichts los«, sage ich.
Saskia schnaubt spöttisch. »Wie lange sagst du, ist das her? Fünf Jahre? Vielleicht ist das Hitlerfenster ja auch bloà eine Legende (sie setzt das Wort in imaginäre Anführungszeichen), genauso wie die Geschichte von der Blutbuche und dem toten Ami.«
Kai verdreht die Augen. »Jetzt fängst du schon wieder damit an, Sassy.«
»Ja, tut mir leid, aber für mich ist das Thema noch nicht erledigt. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da etwas dran ist.« Sie schiebt mir einen Zettel über den Tisch. »Hier, ich habe ein paar Fragen vorbereitet, die du Marie Scherer stellen kannst. Aber überfall die alte Dame nicht gleich damit, ja? Lass sie erst einmal reden, vielleicht kommt sie ja von selbst mit der Geschichte.«
»Klar«, sage ich, überfliege die Fragen, falte den Zettel zusammen und stecke ihn ein.
Kai, der die ganze Zeit gekippelt hat, lässt sich nach vorne plumpsen. »Ihr verrennt euch da in was, Mädels. Jeder im Dorf weiÃ, dass die Neumeister gewaltig einen an der Waffel hat.«
Saskia zuckt nur mit den Achseln. »Das werden wir ja
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