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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Tribut.
    Â»He.« Ich schiebe seine Hand weg.
    Â»Sieht übel aus.«
    Â»Ist halb so wild«, erwidere ich. »Was ist denn los?«
    In diesem Moment klingelt mein Handy und Kai verdreht seufzend die Augen. Ich gehe ran, es ist Saskia.
    Â»Hey Jo, gut, dass ich dich endlich erwische. Ich habe heute Nachmittag Agnes Scherer im Dorfladen getroffen. Ihrer Mutter geht es besser und sie will mit uns sprechen.«
    Uns? »Auf einmal?«
    Â»Ja, sie hat wahrscheinlich eine Weile mit sich gerungen.«
    Â»Das ist ganz schön knapp, oder?«
    Â»Ich habe mit Agnes ein Treffen gleich morgen nach der Schule ausgemacht, aber …« Saskia druckst plötzlich herum.
    Â»Aber was?«
    Â»Als ich nach Hause kam, hat meine Mum mir eröffnet, dass ich sie morgen nach Dresden begleiten soll. Sie hat zwei Karten für die Semperoper, schon seit Weihnachten. Eigentlich wollte sie mit ihrer Freundin hinfahren, aber die ist krank geworden und nun soll ich mit. Ich kann ihr das nicht ausschlagen, Jo, das verstehst du doch?«
    Â»Klar. Dann war’s das eben mit dem Zeitzeugengespräch. Du hast doch gehört, was die Hitzig gesagt hat: immer zu zweit hingehen, alles unterschreiben lassen … Außerdem ist das Ganze dein Ding.«
    Â»Kannst du nicht Kai bitten, mit dir morgen da hinzugehen? Ich habe wochenlang vergeblich versucht, jemanden zu finden, Jo. Und jetzt hab ich endlich jemanden, der reden will. Das ist so … ach Mist, bitte, Jo.«
    Ich schaue Kai an, dessen Stirn sich mehr und mehr verfinstert. »Ich frag ihn und wir reden morgen noch mal drüber, okay?«
    Â»Okay.«
    Kai mustert mich fragend.
    Â»Marie Scherer geht es besser und sie will mit Sassy sprechen. Aber sie fährt morgen mit ihrer Mutter nach Dresden, deshalb hat sie mich gebeten, dich zu fragen, ob du …«
    Â»Vergiss es«, unterbricht er mich.
    Â»Ach, Kai, komm schon. Sie hat sich da reingekniet und es ist ihr wichtig. Das Ganze ist doch auch Teamarbeit und …«
    Â»Es geht nicht, okay? Fußballtraining«, brummt er. »Weil Donnerstag Feiertag ist, sind wir morgen noch mal auf dem Platz.«
    Â»Kannst du das nicht mal ausfallen lassen?«
    Â»Nein, kann ich nicht, die brauchen mich.« Kai macht eine ärgerliche Geste. »Ach, verdammt, ich dachte, die Sache wäre geklärt. Dieser blöde Zeitzeugenbericht ist Sassys Idee und nun schiebt sie dich vor«, braust er auf. »Das ist doch scheiße. Ist eh viel zu knapp. Und außerdem fahre ich über Himmelfahrt zu Johanna nach Berlin. Tut mir leid, Jola, aber ich bin raus aus der Nummer.«
    Holla, ist jetzt das große Reisefieber ausgebrochen? »Wie schön für dich«, stelle ich fest und höre selbst, dass ich zickig klinge. (Was ist nur los mit mir?) »Und seit wann weißt du das?«
    Â»Meine Mutter hat es mir vorhin erst gesagt. Johanna hat angerufen. Sie braucht einen Babysitter für Elli.«
    Natürlich – Elli! Johanna ist Kais älteste Schwester, die ihre Tochter allein großzieht. Kais achtjährige Nichte ist ein kleiner Satansbraten, aber ich fand es immer ausgesprochen unterhaltsam, wenn Elli in Altenwinkel zu Besuch war.
    Â»Und wieso musst ausgerechnet du den Babysitter spielen?«
    Â»Weil über Himmelfahrt Hochsaison im Hofladen ist, da kann meine Mutter nicht weg.«
    Kais Eltern betreiben auf ihrem Hof einen kleinen Laden, in dem sie alles vom Schaf anbieten: Schafskäse, Schafssalami und -schinken, Schafseife, Schafwolle, Schaffelle, Schafwollsocken.
    Â»Na gut«, lenke ich ein. »Dann gehe ich morgen eben allein zu Marie Scherer und schreibe den Bericht. Vergiss einfach, dass ich dich gefragt habe.«
    Mir ist bei dem Gedanken, ohne Begleitung zu den beiden Scherer-Frauen zu gehen, zwar etwas unwohl, aber ich will Saskia nicht im Stich lassen.
    Â»Du musst immer mit dem Kopf durch die Wand, oder?« Kai wirft mir einen ärgerlichen Blick zu und lässt sich in den Drehstuhl vor meinem Schreibtisch fallen. »Manchmal kannst du richtig furchtbar sein, Jola Schwarz.«
    Das stimmt. Aber ich habe Kopfschmerzen und nicht die Nerven, mich jetzt mit Kai auf eine Diskussion über meinen Charakter einzulassen.
    Â»Okay«, sage ich, »du hast recht: Ich bin furchtbar. Ich habe Kopfweh und bin schlecht gelaunt, weil ich mich morgen allein mit Marie Scherer treffen muss.«
    Â»Du musst nicht.«
    Â»Ich weiß. Aber ich möchte es

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