Isenhart
führte, immer eng am Kanal entlang, den Isenhart angelegt hatte.
Henrick gab ihr einige Augenblicke Vorsprung, bevor er ihr nachsetzte, auch das ein Ausdruck des guten Tons.
Henrick und Ursel hatten ihre Schlafstatt neben den Hühnern eingerichtet, denn der Sohn des Pinkepanks wollte immerzu ein Auge auf die Cochins haben, die sich prächtig vermehrt hatten. Während die Hühner also den Boden nach Essbarem absuchten und ihre Schnäbel vorschossen, sobald sie ein Korn entdeckt zu haben glaubten, vollzogen die beiden auf einem Lager aus Stroh den Beischlaf.
Nur einige Fuß entfernt hatten die anderen sich eingefunden und stillten ihren Hunger an den Speisen, die Sophia und Konrad aufgetischt hatten, als da waren Ziegenkäse und Beeren, frisches Brot und ein wenig Honig – Hieronymus hatte seine Neigung zum Imker entdeckt, denn Bienen waren göttliche Wesen. Im Gegensatz zu zahmen Raben, die zweifelhafte Dinge von sich gaben, Teufelswerk, und die sich in Heiligster nur deshalb ungestört ausbreiten konnten, weil Isenharts Hand über ihnen ruhte.
Während des Essens drang das Stöhnen der Liebenden zu ihnen herüber, hin und wieder warfen sie einen Blick auf die beiden kopulierenden Leiber, die in Ekstase ineinander verfangen waren. Aus gegebenem Anlass, wobei Hieronymus’ Anwesenheit die entscheidende Rolle spielte, lag Ursel unter ihrem frisch getrauten Ehemann.
Derweil zog Konrad Isenhart damit auf, dass dieser am Rabennest gewacht hatte, als würde er selbst Vater werden. Die anderen lachten. Isenhart blickte zu Walther von Ascisberg, der nicht lachte, sondern wohlwollend lächelte.
Ja, er hatte gewacht. Besorgt hatte er unterhalb des Nestes genächtigt, stets von Unnaba beäugt, als das erste Junge die dünne Schale durchbrach, den von Schleim umfangenen Kopf reckte, den feinen Schnabel öffnete und einen verhaltenen und ungeübten Krächzlaut von sich gab.
Umgehend wurde es von den beiden Kolkraben verhätschelt und umsorgt. Isenhart schlich auf leisen Sohlen davon, rannte zum Ufer und machte sich auf die Suche nach besonders kleinen Würmern. Die legte er an der Schwelle ab, wo Gweg oder Unnaba sie einsammelten und an den Nachwuchs verfütterten.
Am nächsten Morgen schlüpfte der zweite Rabe. Unnaba hatte über vier Eiern gebrütet, aber zwei von ihnen hatte ein Eichhörnchen stibitzt. Die beiden taufte Isenhart auf die Namen Dolph undPatrick, nach jenen zwei jungen Männern, die Konrad auf seinem Zug gen Jerusalem begleitet hatten.
Patrick fiel gleich am zweiten Tag aus dem Nest auf den Boden, wo ihn eine Katze anfiel und trotz der beherzten Attacken der Eltern im Spiel tötete. Also war nur noch Dolph geblieben.
Der sich aber hervorragend machte, wie auch Konrad zu berichten wusste, während Ursel und Henrick noch immer dem Beischlaf frönten, nun allerdings mit erhitzten Gesichtern. Henrick arbeitete sich unermüdlich ab.
»Mechanisch«, urteilte Henning.
»Ohne rechte Finesse«, bestätigte Walther.
»Aber nicht ohne Wirkung«, nahm Marie ihn in Schutz. Beifälliges Nicken.
»Der Honig ist übrigens ganz ausgezeichnet«, merkte Sophia an.
»Nun ja, es ist eben Honig«, antwortete der Geistliche, der, stolz ob des Lobes, sich in der Hoffnung auf ein weiteres Lob etwas zurücknahm.
»Er schmeckt schon besonders«, pflichtete Walther bei.
Hieronymus’ Mund verzog sich kein bisschen, aber sein ganzes Gesicht strahlte von innen.
»Oh, Henrick«, entfuhr es Ursel vom kleinen Bachlauf.
»Immerhin weiß sie seinen Namen noch«, merkte Konrad trocken an. Die Männer grinsten sich vielsagend zu. Marie und Sophia verdrehten die Augen.
»Eine schöne Hochzeit«, befand Hieronymus, der feststellte, dass er Henricks Hinterteil bisher nicht die Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen, die es zweifelsohne verdiente.
»Wenn man Honig und Ziegenkäse mischt, schmeckt es auch ganz hervorragend«, ließ Henning sich vernehmen.
»Gefällt Euch die Hochzeit?«, erkundigte sich Hieronymus.
»Ausgezeichnet«, versicherte Henning von der Braake, »ohne viel breborion, wie man in Frankreich sagt.«
Isenhart vernahm ein helles Fiepen, er erhob sich und ging zur Tür, um es besser hören zu können.
»Was macht er?«, fragte Hieronymus.
»Schaut nach Dolph«, brachte Konrad zwischen zwei Bissen hervor.
Der Geistliche schüttelte den Kopf. »Diese Pechvögel lassen ihn noch verblöden.«
»Gweg ist klug«, wandte Sophia ein.
»Natürlich«, erwiderte Hieronymus und strich Honig auf den Ziegenkäse, »aber
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