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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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Als Konrad und Isenhart den Fußwieder auf festen Boden setzten, gerieten sie zu ihrer Überraschung leicht ins Taumeln. Andrea Centurión, der sie geleitete und ihre Pferde bereitstellen ließ, versicherte ihnen, dass dieses eine natürliche Reaktion des Körpers sei. Den beiden Pferden, die wegen der Überfahrt im Stauraum der Galeere jeden Wellengang, jede kleine Dünung mit den Beinen auszugleichen gehabt hatten, erging es nicht anders. Ihre ersten Tritte waren von Unsicherheit bestimmt, sie vollführten Stützschritte, wo bei objektiver Betrachtung keine vonnöten waren.
    »Das legt sich«, beruhigte Andrea sie, während Isenharts Blick auf den Sarazenen fiel, der teilnahmslos auf seiner Ruderbank saß, wo er der Gluthitze der Sonne ungeschützt ausgesetzt war.
    »Der Mann dort mit der dunklen Haut«, sagte Isenhart und deutete in dessen Richtung, »wer ist das?«
    Andrea Centurión sah über die Schulter. »Ach, der. Hat ein Seegefecht überlebt, glaube ich.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich weiß nicht, ein Maure eben.«
    »Ich möchte ihn kaufen.«
    Konrad war über Isenharts Ersuchen ebenso verwundert wie der genuesische Kapitän.
    »Er ist ein Ungläubiger«, wandte Konrad von Laurin ein.
    »Ist das so?«, hielt Isenhart ihm entgegen.
    »Alle Mauren sind Ungläubige«, bestätigte Andrea Centurión, »sie spotten über unseren Herrgott.«
    Konrad nickte eifrig: »Er glaubt nämlich an Allah und an … diesen Propheten …«
    »Mohammed«, half Centurión aus.
    »So ist es«, erwiderte Konrad von Laurin dankbar.
    »Dann glaubt er also doch an etwas«, stellte Isenhart fest. Konrad seufzte.
    »Aber an das Falsche«, wandte Andrea Centurión ein.
    »Mag sein«, lenkte Isenhart ein, »aber das macht ihn nicht zu einem Ungläubigen. «
    »Mit dieser Ansicht wagt Ihr Euch auf ein gefährliches Terrain«, merkte der Kapitän an, der das Gespräch mit Isenhart nur fortführte, weil es ein Gebot der Höflichkeit war und er außerdem dessenBegleiter schätzte. »Im Übrigen spricht er von uns auch als Ungläubigen.«
    Isenhart nickte zwar und wollte den Mann, der im Sturm Nerven bewiesen und sie unversehrt bis nach Barcelona gebracht hatte, nicht weiter reizen, sagte dann aber doch: »Nun, die Unkenntnis des anderen zwingt einen nicht, ihm auch mit Unkenntnis zu begegnen. – Was kostet er?«
    Tarif al-Aziz war für den Preis von zwei Hühnern zu haben.
    Als man ihn von seinen Ketten befreite und er begriff, dass man keinen bösen Scherz mit ihm trieb, kehrte das Leben in seine Augen zurück.
    Konrad von Laurin stand dieser Angelegenheit mit unübersehbarer Abweisung gegenüber. »Sie sind unsere Feinde«, erinnerte er seinen Freund mit Nachdruck.
    »Ich weiß«, antwortete Isenhart, der dieses Argument anscheinend nicht gelten lassen wollte.
    Sicherlich, überlegte Konrad, hätte er nicht so bar jeglicher Vernunft gehandelt, wenn er in Philippopolis gegen diese Heiden dabei gewesen wäre. Er unterschlug dabei in Gedanken, dass sie gegen Byzantiner geritten waren, die zur oströmischen Kirche zählten und dem Islam mit abwartender Vorsicht gegenüberstanden.
    Tarif al-Aziz dankte den beiden auf Latein, was Isenhart durchaus verblüffte.
    »Es war seine Entscheidung«, stellte Konrad klar und deutete mit einer Kopfbewegung zu seinem Freund, »ich hätte dich für immer rudern lassen.«
    Seine schroffe Zurechtweisung blieb bei dem Mauren ohne Wirkung. Offenbar war er von Christen nichts anderes gewohnt. Umso mehr war ihm Isenharts Verhalten ein Rätsel, er musterte den schmalen Fremden, was ihm aber auch keinen Aufschluss über die Motive des Mannes brachte. »Warum habt Ihr das für mich getan?«, fragte al-Aziz deshalb.
    »Ich habe es für mich getan«, antwortete Isenhart, »Euer Leid hätte mich noch eine Weile auf meiner Reise begleitet – das wollte ich nicht.«
    Isenhart hatte nicht viele Schwächen, dachte Konrad, aber seineNachsicht war ganz sicher eine. Unangebrachte Nachsicht, wie er sich in Gedanken korrigierte.
    Der Maure war von der Ehrlichkeit seines Befreiers angetan. Er nickte. »Jetzt gehöre ich Euch«, stellte Tarif fest, »was wünscht Ihr?«
    »Habt Ihr Kinder?«
    »Zwei, einen Jungen und ein Mädchen.«
    Isenhart nickte: »Geht nach Hause, Tarif al-Aziz.«
    Ihn trafen zwei verblüffte Blicke, den Konrads und der des Mauren.
    »Geht«, bestätigte Isenhart, weil al-Aziz ihn immer noch fragend ansah.
    »Eure Geste ehrt Euch, aber sie macht uns nicht zu Freunden«, stellte der Maure fest.
    »Was

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