Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
Vom Netzwerk:
Angelos, Herrscher über Konstantinopel, hatte Friedrich Barbarossa vorab freies Geleit und Versorgung zugesichert.
    Daran hielt er sich nicht. Isaak  II . hatte in der Zwischenzeit ein Abkommen mit Saladin getroffen.
    Am Morgen des 12. August erreichte die Vorhut der Vorhut, zu der Konrad mit Patrick und Dolph eingeteilt worden waren, mitten in der Thrakischen Ebene, während sie einem sandigen Handelsweg folgten, eine Kreuzung, neben der sich ein befestigtes Gebäude befand. Das Fundament und drei Fuß hoch aus Stein gemauert, darüber ein Aufbau aus massivem Holz. Davor warteten angebundene Pferde und stillten ihren Durst an der Tränke.
    Die sieben Kuriere, Nobile aus Ungarn und dem Reich, die die Vorhut bis hierhin eskortiert hatte, sprengten davon auf ihren Schlachtrössern, ihre Wimpel wehten im Wind, die Rüstungen glitzerten in der Morgensonne. Die Hufe der Pferde erzeugten eine weithin sichtbare und eindrucksvolle Staubfahne, die sich über der Ebene immer weiter in den Himmel erhob.
    Konrad sah ihnen nach, und als er Patrick von Cannstatt einen heimlichen Blick zuwarf, entdeckte er in dessen Augen den Wunsch, den er selbst verspürte: mit ihnen zu reiten.
    Die Abordnung war auf Anordnung des Kaisers unterwegs. Seine Kuriere sollten in Windeseile den oströmischen Herrscher aufsuchen und ihm Barbarossas Unmut übermitteln. Und zwar ohne jede höfliche Zurückhaltung, so der Wortlaut des Befehls, den der erzürnte Kaiser ausgegeben hatte.
    Die Höfe, die sie hungrig und auf Gastfreundschaft hoffend aufsuchten, waren verlassen. Die Brunnen vergiftet – und gottlob hatte das riesige Heer noch keinen einzigen Mann deswegen verloren. Der eine oder andere Bauer mochte so handeln, weil er um sein Gut fürchtete, um seine Frau, die Tochter, das Vieh; natürlich in der umgekehrten Reihenfolge, wie Patrick von Cannstatt mit einem Grinsen anmerkte.
    Doch das plötzliche Umschlagen der Stimmung der oströmischen Bevölkerung, die ihnen anfangs so offen begegnet war, von Freundlichkeit in Heimtücke, mochte Kaiser Friedrich I . nicht dem Zufall zuschreiben. Wenn etwas in Masse geschah – und ohne Ausnahme –, geschah es auf Befehl, das war seine feste Überzeugung. Und nur ein Mann im ganzen Oströmischen Reich vereinte die Macht, die eine derartige Weisung zum Gesetz erheben konnte, das ausnahmslos befolgt wurde: Kaiser Isaak  II .
    »Und das«, erklärte ihnen Bero von Hept, ein Mann um die vierzig Lenze mit zotteligem Bart und ebensolchem Haar, »das ist kein gutes Zeichen.«
    Von Hept leitete die Vorhut. Er selbst hatte sieben Ritter zu Pferde samt Rüstung und Bewaffnung in den Dienst des Kreuzzugs gestellt, die sie nun auch begleiteten. Alte Haudegen, gichtgeplagt und mit vernarbten Unterarmen, ebenso wie nassforsche Hitzköpfe, unruhig wie Rüden, wenn eine läufige Hündin ihr Terrain querte.
    Dolph schlug die ganze Zeit um sich.
    »Was machst du?«, fragte Patrick.
    »Fliegen«, erwiderte Dolph voller Abscheu, »es gibt hier viel mehr davon als zu Hause.«
    Sie saßen vor dem Gebäude ab. Mit einer Kopfbewegung bestimmte von Hept Konrad zu seinem Begleiter, mit dem er durch den Eingang trat und zunächst stoppte. Die Fensterläden waren bis auf einen verschlossen – und der ging gen Norden. Im Inneren des Hauses herrschte ein Halbdunkel, an das sich ihre Augen erst gewöhnen mussten, weshalb sie für Augenblicke verharrten.
    Gestalten marschierten umher, sie trugen Dinge mit sich, gehäufte Gegenstände auf ihren Armen und vor ihren Bäuchen. Sie luden sie in Kisten, die wiederum von anderen nach draußen und auf Karren geschafft wurden.
    Konrad spürte, dass er sich nicht in Gefahr befand. Und deshalb gestattete er seinen Gedanken, ihm vorauszueilen, voraus nach Aleppo und Akkon, voraus nach – Jerusalem. Mit schimmernder Rüstung sah er sich neben Gérard de Ridefort, der ihn in den Orden der ehrwürdigen Templer aufnahm.
    Vielleicht würde aus ihm, Konrad von Laurin, ein berühmter Templer werden, wer weiß? Und möglicherweise war es ihm sogar gegeben, Sultan Saladin im Zweikampf zu begegnen – und zu schlagen!
    Im Halbdunkel der Hütte verzog sein Mund sich bei diesem Gedanken zu einem zufriedenen Lächeln. Die Barden des Abendlandes würden ihm in ihren Liedern und Reimen die Unsterblichkeit bescheren, ja, er wäre bereits zu Lebzeiten eine Legende!
    »Was gibt es zu grinsen?«, dröhnte eine Stimme quer durch den Raum.
    Konrad zuckte ein wenig zusammen.
    Die Frage hatte ein Mann an ihn

Weitere Kostenlose Bücher