Isenhart
ganz zu schweigen.
Mit brennenden Wangen erreichten sie das Tor und wurden hereingelassen.
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7.
Anno Domini 1189
hlodio hatte vorgehabt, Meister William zu treffen, den Pinkepank, der ihn vor vielen Jahren in den Schmiedekünsten unterwiesen hatte. Doch dazu blieb keine Zeit. Kaum hatte er Cannstatt erreicht, das sich zu beiden Seiten des Neckars erstreckte, traf ein Kurier ein, den Maximilian von Grundauf entsandt hatte – aus demselben Grund, aus dem Chlodio vor allem gekommen war, wie sich bald herausstellte.
Was sie erfuhren, duldete keinen Aufschub. Chlodio benötigte eine Tagesreise zurück zur Burg Laurin. Er gab dem Pferd die Sporen, jagte über gewundene Waldwege und sah in der Abenddämmerung den Ascisberg, der sich weit über die übrige Landschaft erhob. Er nutzte ihn zur Orientierung und traf mit dem ermatteten Pferd zur elften Stunde an der Burg Laurin ein.
Sigimund von Laurin hatte ihn geschickt, weil der Schmied den Weg nach Cannstatt am besten kannte. Mit ernster Miene erwartete er ihn nun im Burgfried.
»Es gibt Anlass zur Sorge«, kam Chlodio ohne Umschweife zum Punkt, »Dolph von Grundauf, Patrick von Cannstatt und Euer Sohn sind vor vier Tagen gen Osten aufgebrochen.«
Sigimund von Laurin senkte den Kopf. Einige Momente verstrichen, dann sah er wieder auf, sein Blick traf Isenhart, der im Halbschlaf gehört hatte, wie das Burgtor geöffnet wurde, und deshalb aufgestanden war. Sigimund ging zügig auf ihn zu, Zorn und Sorge lagen in seinen Augen.
»Wohin ist Konrad geritten?«
»Ich weiß es nicht, Herr.«
Sigimund von Laurin packte ihn an beiden Oberarmen, so fest, dass sein Griff blaue Flecken hinterlassen sollte. Isenhart war vondieser Reaktion ebenso überrascht wie von der unglaublichen Kraft; ihm war, als lägen seine Arme in Schraubzwingen.
»Bist du sein Freund, Isenhart?«
Er nickte.
Sigimund hatte offenbar nichts anderes erwartet. »Was hat er dir gesagt?«
»Nichts.«
Ein prüfender Blick noch, dann ließ Sigimund von Laurin von ihm ab. »Sattle das schnellste Pferd und besorg Proviant für eine Woche.«
Saladin hatte sich am 1. November 1188 nicht in der Ebene Zoan eingefunden, um im ritterlichen Zweikampf mit Kaiser Friedrich I . die Entscheidung zu suchen. Denn etliche Verzögerungen hatten dazu geführt, dass die Teilnehmer des dritten Kreuzzugs sich erst im April des folgenden Jahres bei Regensburg einfanden. Von dort aus wollte Barbarossa auf dem Landweg ins Heilige Land vorstoßen. Er hatte aus den anderen Kreuzzügen gelernt, in denen unerfahrene Pilger zuhauf mitmarschiert (und gestorben) waren – ihnen verweigerte er die Teilnahme.
Mit einer beeindruckenden Landstreitmacht, die aus über 20 000 Rittern bestand, war er am 11. Mai 1189 nach Ungarn aufgebrochen.
Sigimund von Laurin hatte Ende Mai Kunde von dem Kreuzzugsheer erhalten. Nur einige Tage später kehrten Otto von Cannstatt und sein Sohn Patrick auf ihrer Rückreise von Worms, wo sie vielversprechende Geschäfte abgeschlossen hatten, auf der Burg Laurin ein. Patrick lud Konrad zur Jagd auf den Ländereien seines Vaters ein. Dolph von Grundauf würde auch daran teilnehmen. Es sollte ein Jagdausflug der »Jungen« werden.
Seit Sigimund seinem Sohn die Teilnahme am Kreuzzug untersagt hatte, fühlte er sich in der Pflicht und sah in der Erlaubnis, dass Konrad sich an der Jagd beteiligen durfte, eine willkommene Gelegenheit, ihm einen Gefallen zu erweisen.
Doch dann, zwei Tage nachdem Konrad nach Cannstatt aufgebrochen war, fiel ihm, als er mit seiner Frau Mechthild die Sonntagsmesse besuchte, das Fehlen des Spans auf. Er sprach Vater Hieronymus darauf an, und dieser lächelte entschuldigend: »Ich habe ihn Eurem Sohn mit auf den Weg gegeben – zu seinem Schutz. Ihr wisst ja um das Gesindel, das in den Wäldern haust.«
Die Räuberbanden, die entlang der Handelswege ihr Unwesen trieben, waren allerorts Anlass zur Sorge. Sorge bereitete Sigimund von Laurin an jenem Morgen aber vor allem der Umstand, dass Vater Hieronymus lächelte. Das hatte er seit Jahren nicht mehr getan.
Wenig später hatte er den Pinkepank instruiert und nach Cannstatt geschickt, um nach dem Rechten zu sehen.
Isenhart wartete im Stall auf den Burgherrn. Er hatte das Pferd seines Vaters zur Tränke geführt und anschließend mit Stroh abgerieben.
Er hörte Sigimund von Laurin, bevor er ihn sah. Die Sporen klirrten bei jedem Schritt. Als Sigimund in den Stall trat, fiel sein Blick sofort auf das zweite Pferd, das
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