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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sondern auf Schepenupet ruhten. Eine kalte Hand griff nach ihrem Herzen. Niemals würde sie diese Frau als Lebende besiegen können - vielleicht aber als Tote.
    Sie setzte den Becher an. Schepenupet tat es ihr gleich. Beide tranken.
    Danach wollte die »Gottesgemahlin« nach ihrem Arm greifen, Udjarenes aber wich zurück. »Es kann nur einen Frieden zwischen uns geben«, sagte sie und wandte sich schroff ab.
    Instrumente nahmen die fröhliche Musik des frühen Abends wieder auf. Einige der Gäste wanderten in kleinen Grüppchen durch den Garten, andere ließen sich auf Bänken nieder.
    Auf einer provisorischen Bühne begannen Akrobaten mit ihren Darbietungen, während nebenan auf der Veranda eine schlanke junge Frau Liebeslieder sang. Ihr anrührender Vortrag wurde allerdings schon bald von erregtem Stimmengewirr unterbrochen. Montemhet musste sich erst einen Weg durch die Menschentraube bahnen, die sich um die zweite Tafel gebildet hatte, bis er sah, was geschehen war.
    Auf dem Boden lag Amenardis. Sie stöhnte und hielt beide Hände gegen ihren Bauch gepresst.
    »Ihr ist plötzlich übel geworden«, sagte Schepenupet besorgt, auf deren Stirn Schweißperlen standen. »Vielleicht hat sie zu hastig getrunken.« Sie fächelte der Liegenden Kühlung zu. »Oder es liegt an dieser fürchterlichen Schwüle. Ich fühle mich auch nicht ganz wohl.«
    »Bringt sie sofort ins Haus!«, befahl Montemhet. »Wir werden Psammetichs Leibarzt bitten, dass er sich ihrer annimmt. Und dich soll er auch gleich untersuchen!«
    »Es ist nichts«, widersprach Schepenupet, begann jedoch zu schwanken. Im letzten Moment gelang es ihm, sie zu stützen.
    Ihr Körper lehnte schwer an seinem, und er spürte, wie nass geschwitzt sie unter dem dünnen Kleid war.
    Eine Dienerin kam aufregt an den Tisch gelaufen. »Die Herrin!«, stieß sie hervor. »Die arme, arme Herrin! Und dann dieser fremde Bärtige. Er hat mich beiseite gestoßen, als ich ihn ansprechen wollte, und ist einfach fortgelaufen.«
    »Welcher Bärtige?«, herrschte Montemhet sie an, der sich von Augenblick zu Augenblick unbehaglicher fühlte. »Und was ist mit der Herrin? Sag endlich, was passiert ist!«
    »Udjarenes liegt dort drüben auf den Stufen. Ganz im Dunkeln. Mit verdrehten Blick. Sie rührt sich nicht mehr.« Die Augen der jungen Frau weiteten sich angstvoll. »Und der Assyrer, der sie auf dem Gewissen hat, ist inzwischen bestimmt schon längst über alle Berge.«
     
    oooo
     
    Es war dunkel und kühl in dem unterirdischen Raum, in den Sanna und eine weitere Priesterin Meret geführt hatten. Sie stellten die mitgebrachten Wasserkrüge auf eine gemauerte Bank und gaben Meret ein Gefäß, in das sie ihre Notduft verrichten konnte. Zum Abschied berührte Sanna kurz Merets Scheitel, dann ließen sie sie allein.
    Wasser umfloss die kleine Insel, die in der Mitte des Raumes aufgeschüttet war. Auf ihr stand der steinerne Sarkophag, der sie für die nächsten Tage und Nächte beherbergen sollte.
    Meret legte sich nicht gleich hinein, sondern ging noch eine Weile auf und ab. Ihre Zunge war schon ganz pelzig von dem bitteren Trank, den sie ihr verabreicht hatten, und zunehmend fühlte sich auch der gesamte Gaumen wie taub an.
    Seltsames geschah mit ihr, das sie sich nicht erklären konnte.
    So schien abwechselnd ein kalter und ein warmer Strom an ihrer Wirbelsäule entlang zu fließen. Dann wieder war ihr, als würde sich die Schädeldecke öffnen und wieder schließen.
    Als ihre Beine unkontrolliert zu zittern begannen, stieg sie in den Sarg, streckte sich aus und schloss die Augen. Ihr Körper schien längst nicht mehr ihr zu gehören, war fremd und leblos. Dafür wurde ihr Geist umso lebendiger.
    Obwohl sie wusste, dass sie ganz allein war, glaubte sie plötzlich eine warme Frauenstimme zu hören, die ihr sehr vertraut erschien.
    War es die von Sanna? Oder von Ruza? Oder nicht doch vielleicht eher die von Uma, der Obertöpferin?
    Es fiel ihr schwer, sich zu entscheiden, aber spielte das überhaupt noch eine Rolle? Sie sah niemand, aber sie spürte die Aufmerksamkeit als Wind, als Lufthauch, als Brise, die luftig und wärmend durch das Verließ zog. Meret war, als legten sich große Schwingen um sie, die sie behutsam wiegten. Sie ließ sich halten, ließ sich treiben, voller Vertrauen, dass ihr nichts geschehen konnte. Die Stimme blieb bei ihr, ein stetiges Murmeln, das mal lauter, mal leiser wurde und erst verstummte, als ein heftiges Zucken durch ihren Körper ging.
    Dann setzten

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