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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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»Ich wette, bei jungen Männern bist du weniger prüde. Glaubst du vielleicht, ich sehe nicht, wie sie dich angaffen? Wie sie dich in Gedanken ausziehen und von oben bis unten betatschen? Und du, meine Kleine, du genießt es auch. Oder warum empfängst du sonst die ganze Meute Tag für Tag in meinem Schuppen?«
    »Du bist ja verrückt! Lass mich sofort los!« In ihrer wachsenden Verzweiflung suchte sie nach halbwegs brauchbaren Argumenten. »Du bist doch mein Onkel!«, war alles, was ihr einfiel.
    »Ja, ich bin verrückt«, sagte er keuchend. »Verrückt nach dir, du kleines Luder, und du weißt es ganz genau. Lang genug hast du deinen Spaß gehabt. Jetzt bin ich an der Reihe.« Er packte einen Träger ihres Kleides. Der dünne Stoff riss unter seinen Fingern, die gierig über ihren Busen glitten. »Von mir aus können wir die hübsche Farce von Onkel und Nichte gern noch ein Weilchen beibehalten. Du magst sie?« Er klang amüsiert. »Ja, du magst sie! Dann mag ich sie auch. Dabei wissen wir doch beide, dass du nicht das Kind meiner Schwester bist.«
    Er presste seinen feuchten Mund auf ihre Brust. Der Gedanke an Sanna, deren Lippen ihren Körper bislang als Einzige berührt hatten, verlieh Meret neue Kraft. Wie wild begann sie zu strampeln und um sich zu schlagen, was Pacher offenbar verblüffte, denn er lockerte seinen Griff. Gelegenheit für Meret, das Knie anzuziehen und ihm einen Stoß in den Unterleib zu versetzen. Wutentbrannt heulte er auf.
    Sie drehte sich zur Seite und kam geschmeidig wieder auf die Beine. Mit beiden Händen versuchte sie ihre Blöße zu verdecken.
    »Wer war meine Mutter?«, fragte sie. »Was weißt du?«
    »Nichts.« Schwerfällig rappelte Pacher sich auf. »Gar nichts! Hast du den Verstand verloren?« Er betastete seinen Schurz. »Du hättest mich eben beinahe zum Eunuchen gemacht!«
    »Es tut mir Leid«, sagte Meret. Zum Glück schien der Schreck ihn ernüchtert zu haben.
    »Das sollte es auch! Du genießt meine Gastfreundschaft, und wenn ich dich ein einziges Mal bitte, ein bisschen freundlich zu sein ...« In seinen Augen glomm schon wieder die Gier auf.
    »Kein Mann darf mich jemals berühren«, sagte Meret, die einer plötzlichen Eingebung folgte, ohne erst lange nachzudenken. »Es war nicht gegen dich gerichtet. Ich darf niemandem gehören.«
    »Und weshalb nicht?« Voller Argwohn sah er sie an. »Bist du etwa krank?«
    »Ein Gelübde«, sagte sie schnell. »Ich habe es vor Isis abgelegt. Und werde mich ein Leben lang daran halten.«
    Meret hätte nicht sagen können, ob Pacher ihr glaubte, aber wenigstens ließ er sie in Ruhe und verschwand leise schwankend.
    In der Sicherheit ihres Zimmers, die sie mit einem Stuhl vor der Tür verstärkt hatte, begann sie zu weinen. Mochte es auch nur eine Illusion gewesen sein, in der sie die letzten Monde gelebt hatte, jedenfalls hatte sie ihr Zuhause abermals verloren. Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
    Plötzlich fuhr sie hoch.
    Ihr Herz hämmerte, sie war schweißnass. Da war ein Rufen, dem sie nicht widerstehen konnte. Sie stand auf, schob den Stuhl beiseite und öffnete die Tür. Barfüßig ging sie hinunter in den Innenhof, wo ein großer Baum stand. Wie von selbst begannen ihre Hände zu graben. Und während sie mit ihren Fingern die rissige Erde wegwühlte, wurde es gleißend hell um sie ...
    »Du weißt es. Du hast es immer gewusst!« Pacher stand hinter ihr, in der Hand einen schlanken Dolch. »Grab ruhig weiter, schöne Nichte!« Er lachte höhnisch. »Leider wirst du nichts finden. Denn den Schatz, den du hier suchst, habe ich unter einem anderen Baum schon vor vielen Jahren gehoben!«
    Noch im Knien wandte sie sich halb zu ihm um.
    »Das Gold meiner Mutter«, sagte sie. »Alles, was sie besessen hat.« Die Worte fielen wie Kiesel aus ihrem Mund, als hätten sie die ganze Zeit nur darauf gewartet, endlich ausgespuckt zu werden. »Du hast es mir gestohlen.«
    »Natürlich habe ich das! Aber wie willst du das jemals beweisen?« Er deutete auf den Reif an seinem Arm. »Das hier ist alles, was davon übrig geblieben ist, eine kleine, sentimentale Erinnerung, an der ich mich Tag für Tag erneut erfreue.
    Ich brauchte schließlich Kamele, Waren, Einlagen, Sicherheiten. Den stinkenden Markt von Sunu hatte ich längst satt.
    Da kam mir meine unbedarfte Schwester gerade gelegen.
    Denkst du, ich habe euer Märchen jemals geglaubt? Selbst ein Blinder hätte gemerkt, dass ihr nicht Mutter und Tochter sein könnt.«
    »Du wirst es

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