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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ihrer Sehnsucht und dem immer rascher werdenden Schlag ihrer Herzen.
    »Das hätten wir nicht tun dürfen«, sagte er, als sein Atem wieder ruhiger ging, noch immer hin- und hergerissen zwischen Angst und Glück.
    Sie blieb zunächst still. Da erkannte er an ihren Schultern, dass sie weinte.
    »Weshalb nicht?«, sagte sie schließlich. Ihre Haut war lange nicht so dunkel wie die Taharkas, die poliertem Ebenholz glich, aber auch nicht so hell wie die der schüchternen Udjarenes, deren Gesichtsfarbe an altes Elfenbein erinnerte. Im Mondlicht erschien ihm Schepenupets Haut wie poliertes Gold, über dem ein zarter Silberschimmer lag. »Die >Gottesgemahlin< bekommt doch ihre Adoptivtochter, die später wieder eine Tochter adoptieren wird, damit alles so bleibt, wie es ist. Und der Gott wollte eine Frau, kein Mädchen. Die kriegt er jetzt.«
    »Und was ist mit mir? Mit uns?«
    Ihr Gesicht veränderte sich. Die Traurigkeit verschwand und der vertraute Übermut kehrte zurück. Sie führte seinen Finger in ihren Mund und leckte an ihm wie eine Katze. Sein Leib begann erneut zu glühen.
    »Jetzt sind wir niemals mehr allein«, flüsterte sie und grub ihre Zähne spielerisch in seinen Hals.
    »Meine innigst Geliebte!«
    Und sie liebten sich erneut, bis der Morgen kam und sie im ersten Licht taumelnd vor Übermüdung voneinander Abschied nahmen. Er hatte versprechen müssen, sich nicht nach ihr umzudrehen - und es schließlich doch getan. Ihr wiegender Schritt, die sanfte Bewegung ihrer Hüften und das Wippen ihrer Haare waren seitdem in seinem Gedächtnis eingebrannt.
    »Nur wenn wir lieben, sind wir unsterblich«, hatte er ihr hinterher gerufen und geglaubt, im nächsten Augenblick zu Boden sinken zu müssen, so schneidend hatte ihn der Schmerz durchfahren. »Vergiss mich nicht!«
    Wie gut sie einander kannten und wie wenig sie doch nach all den langen Jahren voneinander wussten! Fast hätte Montemhet schwören können, dass sie sich bei seinem Anblick ebenso an jene Nacht erinnerte, seit der für ihn Süßes untrennbar mit Bitterem vermischt war, so weich sah sie ihn an. Dann jedoch verengten sich ihre Augen. Sie griff nach den kandierten Früchten, die in einer Schale neben ihr standen, und begann konzentriert zu essen.
    »Wie geht es Udjarenes?«, fragte sie scheinbar beiläufig.
    »Besser«, erwiderte er. »Der neue Arzt scheint sein Handwerk endlich zu verstehen. Sie sendet dir ihre verbindlichsten Grüße.«
    »Meiner Ansicht nach heißt die Krankheit, an der sie leidet, Alter«, erwiderte Schepenupet, schärfer als beabsichtigt.
    »Einigen Frauen setzt sie so zu, dass sie schließlich weit vor der Zeit an ihr sterben.« Als sie sah, wie er die Stirn runzelte, wurde ihr Ton versöhnlicher. »Ich könnte ihr meinen Koch ausleihen. Aber vermutlich würde deine Gattin die Großzügigkeit dieses Angebots ohnehin nicht ermessen können.
    Möge ihr Tag duften wie eine Blume! Bitte, bestell ihr das von mir!«
    »Der unterirdische Gang ist fertig«, wechselte er abrupt das Thema, während er fasziniert zusah, wie sich die Schale im Nu unter ihren Fingern geleert hatte. Sie waren das Einzige, was noch das Mädchen von damals verriet - lang und schmal, geschmückt mit Dutzenden goldener Ringe. »Und alle Mitwisser haben die Stadt verlassen.«
    »Der Baumeister auch?«
    »Ich wollte vermeiden, seinen Argwohn zu wecken. Aber du kannst beruhigt sein. Basa wird keine Zeit finden, uns nachzuspionieren.«
    »Selbst im günstigen Fall könnten den Gang ohnehin nur ein paar hundert Menschen benutzen, niemals aber eine ganze Stadt, richtig?« Schepenupet sah ihn an, als hänge von seiner Antwort alles ab. »Mehr lässt ein Gang dieser Größe doch nicht zu.«
    Montemhet nickte. Sie hatten diesen Punkt wieder und wieder besprochen.
    »Und die anderen? Die vielen, die nicht mehr zu retten wären - Frauen, Greise und Kinder? Haben wir uns richtig entschieden, Montemhet? Oder gibt es doch noch einen anderen Ausweg für Waset?«
    »Zu Amun habe ich immer wieder um eine Lösung gefleht. Aber du weißt so gut wie ich, was uns bevorsteht.«
    Mit seinem vielköpfigen Gefolge war Tanutamun im letzten Mond in die Stadt geflohen. Als Pharao kaum talentierter denn als Feldherr, hatte der Neffe Taharkas offenbar wenig Gedanken daran verschwendet, was diese Flucht für seine Armee bedeutete, die von den Assyrern bei Mennefer vernichtend geschlagen worden war. Geschweige denn, was mit den Bewohnern Wasets geschehen würde, wenn die Truppen Aschurbanaplis

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