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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sie ihm wirklich aufgelauert? Um ihn zu kontrollieren? Oder ihm ihren Willen aufzuzwingen? Zu beidem hatte sie kein Recht - hatte keine Frau ein Recht. Sie verstand nicht, was er brauchte, wonach er verlangte. Konnte sie sich vorstellen, wie es war, ein Niemand zu sein? Sich ständig vor Schlägen fürchten zu müssen und noch mehr vor der höhnischen Stimme seiner Mutter, die nichts und niemand in ihm zum Schweigen bringen konnte?
    Sarits vornehme Kühle widerte ihn mittlerweile an. Noch unerträglicher jedoch war ihr Versuch, in ihn zu dringen.
    Was wäre, wenn die Finsternis ganz über ihn käme und er ihren Schädel zwischen seinen Händen zerquetschte? Würde er dann endlich Ruhe finden?
    »Wir haben unser Kleines verloren«, sagte sie und kam ihm wieder näher. Mittlerweile stieß ihn sogar ihr Körper ab, der Leib einer resignierten Frau. »Unser zweitgeborenes Kind. Weil unsere Liebe nicht stark genug war. Ist das nicht genug?«
    Sie hatte das Falsche gesagt. Sarit merkte es an der Entschlossenheit, mit der er sich zu ihr umdrehte. Mit einem Ruck wischte er das falsche Rot von ihren Lippen. Zurück blieb ein weinerlich verschmierter Mund. Plötzlich fröstelten beide.
    »Wo ist es?«, stieß Basa hervor.
    »Fort«, flüsterte sie. »Für immer. Es wird niemals zurückkommen.«
    »Was habt ihr mit ihm gemacht? Und behaupte nicht wieder, du seiest zu krank, um zu antworten, sonst bringe ich dich mit diesen Fäusten zum Reden!«
    »Es ist in Sicherheit. Isis beschützt es. Keiner soll ihm mehr etwas antun können. Nicht einmal du, Basa!«
    Als er einen Schritt auf sie zutrat, begann Sarit zu summen, ein hoher, durchdringender Ton, der ihn erschauern ließ. Basa packte sie an ihren dünnen Handgelenken und schüttelte sie. Als sie trotzdem nicht zu summen aufhörte, schlug er sie ins Gesicht, um sie zur Besinnung zu bringen. Sie summte weiter.
    Seine Schläge wurden fester. In ihrem Gesicht schien etwas auf, das um Schonung bat, aber dafür war es jetzt zu spät. Er schlug jetzt zu mit aller Kraft.
    Ein Blutstropfen lief aus ihrem Mund. Sie stieß einen erstickten Klagelaut aus. Zu ihrem Erstaunen schwiegen auf einmal jene schrecklichen inneren Stimmen, nach so vielen endlosen Nächten.
    »Jetzt tust du es«, flüsterte sie. »Davon hast du doch schon lange geträumt. Wieso hörst du schon auf? Weiter, Basa, weiter! Dann ist es endlich für immer vorbei. Für dich. Für uns.«
    »Möge Seth dich verschlingen!«, fluchte Basa. Die Wut überrollte ihn wie eine gewaltige Woge, machte seinen Bauch gefühllos und den Kopf gleichzeitig ganz leicht. Skorpione muss man zertreten, das hatte er schon als Kind gelernt, sonst stechen sie und töten. War diese Wahnsinnige hier vor ihm denn etwas anderes als giftiges Getier? Sie konnte haben, worum sie ihn so scheinheilig anflehte! Seine Hände legten sich wie ein Schraubstock um ihren Hals und drückten so fest zu, dass ihre Augen allmählich hervortraten. Er tat dies nicht nur für sich, den erwachsenen Mann, der alles erreicht hatte, was er sich einst vorgenommen hatte. Er tat dies vor allem für den Jungen, den keine Frau jemals mehr demütigen oder hintergehen sollte. Er ließ ihre Kehle los und rammte ihr die Faust an die Schläfe, sodass ihr Kopf mit einem dumpfen Knall an die Wand krachte. Wie eine Stoffpuppe sackte Sarit zusammen und rührte sich nicht mehr.
     
    oooo
     
    Khay war hellwach, weil es auf einmal so ruhig im Haus war. Im Halbschlaf hatte er vorhin die vertrauten Stimmen gehört, die helle der Frau, die vorwurfsvoll immer schrillere Höhen erklomm, und die tiefe, zunehmend zornige des Mannes. Sie stritten wieder einmal, Mama und der Vater, das war nichts Neues für ihn. Viel schlimmer nun war die lastende Stille, die alles plötzlich überdeckte.
    Langsam stieg er aus seinem Bett, um Anu nicht zu wecken.
    Eigentlich mochte er Anu nicht und er hatte ihm sogar vor einiger Zeit ein Kissen auf das Gesicht gelegt und so fest draufgedrückt, wie er nur konnte, in einer plötzlichen Aufwallung aus Enttäuschung, Wut und Trauer, weil Anu nie so sein würde wie das Kleine, das er noch immer vermisste.
    Irgendwann war Neshet dazu gekommen, hatte ihn weggezogen, wild geschüttelt und ihm schließlich mit weißem Gesicht das Versprechen abverlangt, dass er so etwas nie, nie mehr versuchen werde.
    Also schlief er weiterhin neben Anu, was immer noch besser war, als ganz allein zu sein, seit Isis nicht mehr bei ihnen lebte. Er musste sich auf diese Weise wenigstens

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