Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
Garten und sieht auf das Meer hinaus.
»Was für ein absoluter, verdammter Mist«, stöhnt er. Er ruft die Truppe zusammen und umreißt die Lage. »Okay, Leute. Das ist, was wir wissen. Reynir Sveinn Reynisson wurde umgebracht. Das vorläufige Ergebnis ist, dass er etwa um Mitternacht getötet wurde. Er wurde in den Bauch gestochen, und ihm wurden alle Finger abgetrennt. Er scheint bereits tot gewesen zu sein, als er in den Pool geworfen wurde.«
Er lässt den Blick über sein Team schweifen. Ein guter Stab. Eine Formation aus Kriminalisten und der Kontaktgruppe der Drogenbekämpfung. Jetzt ist es von Bedeutung, strukturiert zu arbeiten.
»Seine Mutter hat ihn gefunden. Sie sitzt drinnen in der Küche und steht unter Schock. Sie muss vernommen werden, und wir müssen möglichst viel an Informationen aus ihr herausbekommen. Auch wenn sie gerade in dieser Verfassung ist. Ich kümmere mich darum. Die Mordwaffe ist noch nicht gefunden. Die Suche danach muss aufgenommen und mit den Leuten in der Nachbarschaft muss gesprochen werden. Und ermittelt, ob sich in der Nacht etwas Besonderes in der Umgebung ereignet hat. Wir sollten uns in Gruppen aufteilen, Jungs!«, sagt er und sieht zu der Außenkontaktgruppe: »Ihr geht von Haus zu Haus und befragt die Nachbarn. Wir bekommen die Aufnahmenaus den Überwachungskameras hier vorne und nehmen sie nachher mit aufs Revier.«
Dann wendet er sich an das Team der Spurensicherung.
»Ihr anderen durchkämmt das Gelände und sucht nach der Tatwaffe. Er ist mit einem scharfen, wahrscheinlich ziemlich langen Messer erstochen worden.«
Er geht ins Haus hinein und sucht Reynirs Mutter auf, die auf einem Küchenstuhl sitzt, ein volles Wasserglas vor sich auf dem Tisch. Sie bebt und zittert durch und durch. Das wird keine einfache Vernehmung.
Bára Reykdal sieht nicht auf, als Gunnar sich vorstellt und ihr sein Beileid bekundet.
»Wer tut so etwas? Wer hat meinen Jungen umgebracht?«, fragt sie schluchzend.
Gunnar betrachtet die Frau vor sich. Sie ist siebzig Jahre alt, sieht aber aus, als wäre sie keinen Tag älter als fünfzig. Botox-Injektionen und Magnetresonanzbehandlungen haben dafür gesorgt, dass ihr Gesicht kaum eine Falte aufweist. Sie ist tadellos gekleidet, in einem guten Kostüm und passenden Schuhen, so als wäre sie Gast auf einem feinen Cocktailempfang. Der rote Lippenstift harmoniert gut mit ihrem goldbraunen Teint, von dem Gunnar nicht weiß, ob er von einer Bräunungscreme, aus dem Solarium oder von zahlreichen Reisen in sonnige Länder herrührt. Er neigt jedochzur letztgenannten Variante. Sie war eine Superbiene zu ihrer Zeit.
»Du hast ihn im Heißen Pott gefunden, nicht wahr?«
»Ich kann nicht darüber sprechen. Ich kann nicht daran denken«, sagt Bára und wiegt sich auf dem Stuhl vor und zurück.
»Ich weiß, dass das sehr schwer ist, aber es ist für die Untersuchung wichtig, dass du versuchst, uns so viel wie möglich zu unterstützen«, sagt Gunnar so behutsam wie irgend möglich.
Bára starrt mit gebrochenen Augen in die Luft und antwortet nicht.
»Hast du etwas Verdächtiges bemerkt, als du heute Morgen ins Haus gekommen bist?«
»Nein, überhaupt nichts. Alles war so, wie es sein soll, außer …«, sagt Bára und bricht in Tränen aus.
»Außer was?«, fragt Gunnar.
»Außer dass mein Sohn tot war«, greint sie und fängt laut an zu schluchzen.
Gunnar sieht, dass es nicht das Geringste bringt, diese Vernehmung fortzuführen. Er weist seinen Kollegen an heranzukommen.
»Begleite sie zum Landesspital und bleib an ihrer Seite. Die arme Frau benötigt dringend eine umfassende Krisenintervention«, sagt Gunnar in mitfühlendem Ton.
»Gunnar!«, wird draußen im Garten gerufen. »Die Zentrale hat sich gerade gemeldet. Ein gestohlenes Auto wurde am Morgen in der Weststadt gemeldet. Eine junge Frau hat mitgeteilt, dass ihr Auto verschwunden sei.«
»Lasst die in der Zentrale nach dem Auto fahnden und nehmt euch die Verkehrsüberwachungskameras vor, die die Straßen in die Weststadt hinein und hinaus aufnehmen«, verfügt Gunnar.
Hjalti Jónsson, der Leiter des Kontaktteams, kommt auf ihn zu.
»Wir haben jetzt mit allen gesprochen, die in den Häusern ringsum in der Nähe wohnen. Niemand hat irgendetwas gesehen oder gehört«, informiert er. »Es scheint in der Tat so, dass Reynir nicht gerade der Beliebteste hier in der Gegend war. Einer von denen, mit denen wir gesprochen haben, sagte, dass es keinen Unterschied macht, ob Reynir tot oder
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