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Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Titel: Isländisch Roulette: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Óskar Hrafn Thorvaldsson
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lebendig wäre. Er sei ein verdammter Idiot, der über alle und alles hinweggetrampelt wäre, als er sein Haus baute. Er sagte, er wäre keineswegs überrascht, wenn wir herausfänden, dass Reynirs Todesursache Frechheit war.«
    Für Gunnar ist hier jetzt nichts mehr zu tun. Er überlässt einer sechsköpfigen Truppe die Suche nach der Mordwaffe und macht sich auf den Weg hoch zur Wache. Er schaltet sein Telefon ein und sieht, dassdreizehn verpasste Anrufe aufgelaufen sind. Er holt tief Luft. Die Presse hat Wind bekommen. Und Inga Dóra ebenfalls.
     
    Reykjavík, Sonntag, 16. Mai 2010
     
    »Moooooooooooorrrrd«, kreischt Hörður Sveinsson durch die Redaktion, die wie an allen anderen Sonntagen auch nur dünn besetzt ist. Es ist kurz vor eins und bisher nichts Vernünftiges im Feuer für die morgige Ausgabe. »Und es ist kein gewöhnliches Opfer, sondern der Milliardär Reynir Sveinn Reynisson«, schreit er aufgeregt.
    Hörður hat vor wenigen Minuten einen Anruf seines Polizeiinformanten erhalten, der ihm diese Neuigkeiten eröffnete. Er muss an seinen alten Schulkameraden Gunnar Finnbjörnsson denken, der bestimmt mit der Aufgabe betraut wird, die Ermittlungen zu diesem Fall zu leiten. Es ist klar, dass sich die wenigen Haare, die noch auf Gunnsis Glatze übrig sind, in den nächsten Tagen nicht vermehren werden, überlegt er grinsend und ruft dann durch die Tür hinaus: »Besprechung! Sofort! Bei mir drin!«
    Die vier Journalisten, die gerade Dienst haben, kommen in das Büro des Redakteurs gesprungen, der vor Aufregung einen Herzanfall zu erleiden scheint.
    »Es handelt sich um keine gewöhnliche Angelegenheit. Wir sprechen hier von Mord, Mord an einem der bekanntesten Isländer der Geschichte. Das wird ein großes Ding«, sagt Hörður zu der Schicht und reibt seine Handflächen vor Freude aneinander. Er schaut in die Runde. Er hätte mehr Glück haben können mit der Besetzung und erkennt auf einen Blick, dass er seine besten Leute mobilisieren muss.
    »Sveinn«, sagt Hörður und richtet seine Worte an einen jungen Mann, der vor drei Monaten beim Tageblatt angefangen hat.
    »Du fährst zusammen mit dem Fotografen Tryggvi zu Reynir nach Hause und versuchst, Kommentare von der Polizei, von der Familie und den Nachbarn zu bekommen. Sag Tryggvi, dass er Bilder vom Tatort kriegen muss. Soweit ich gehört habe, hat sich das im Garten abgespielt. Also, auf geht’s, und kommt nicht eher zurück, bevor ihr etwas Anständiges im Kasten habt.«
    Er wirft Sveinn einen zweifelnden Blick zu.
    Es besteht keine reale Chance, dass dieser Snobvogel auch nur irgendetwas erreicht.
    »Drífa!«, bellt er dann plötzlich scharf. »Du verfasst ein Porträt von unserem Helden. Von der Wiege bis zum Grab oder so. Wir haben einen Haufen Bilder von dem Kerl. Ruf alte Lehrer, Freunde und Familienmitglieder an. Ich weiß, dass manche darüber genervtsein werden und es rücksichtslos finden, Anrufe zu bekommen, aber es muss sein. Wir lassen uns nicht vom Lamentieren aufhalten. Du hast morgen eine Doppelseite im Blatt. Und, ach so … Þórir!«
    Ein bedächtiger, älterer Mann sieht zu ihm.
    Þórir Bjarnason geht weit auf die Siebzig zu. Er hat die Aufsicht über die Auslandsnachrichten beim
Dagblaðið
und arbeitet seit zwei Jahrzehnten in dieser Rubrik.
    Nach fünfzehnjähriger Karriere als Pilot spricht er sieben Fremdsprachen fließend – Englisch, Dänisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Italienisch – und das kommt ihm beim Übersetzen aus den ausländischen Medien sehr zugute.
    »Was ist das denn für ein Radau, Hörður, mein Guter? Ich befinde mich hier fast neben dir«, sagt er ruhig.
    Hörður tut, als hätte er nichts gehört.
    »Die Massenmedien im Ausland werden sich vor Spannung bestimmt ins Hemd machen wegen dieses Mordes. Du beobachtest das. Ruf auch die Geschäftsführer der großen Zeitungen in Großbritannien und Frankreich an. Hatte er nicht in den beiden Ländern zu tun? Ich will in der Ausgabe morgen Comments von den Geschäftsführern haben. Also hopp, alter Flugkapitän! Hoch den Hörer! Anfangen zu telefonieren!«
    Hörður scheucht die Journalisten aus dem Büro, schließt die Tür und öffnet das Fenster ein Stück. Er angelt zittrig eine zerknautschte Schachtel Viceroy aus der Hemdtasche und zündet sich eine Zigarette an. Er hat keine Zeit, zur Raucherinsel hinauszugehen, und vertraut darauf, dass es ausreicht, das Fenster zu öffnen. In Gedanken geht er den Mord durch. Das, was ihm sein Informant

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