Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
und tiefer Stimme. Er nimmt gegenüber Reynir Platz und sieht ihm direkt in die Augen. »Sie müssen entschuldigen, dass ich mich verspätet habe. Ich habe den ganzen Tag Sitzungen gehabt.«
»Ich hab mittlerweile kaum noch Zeit oder Interesse, überhaupt noch viel länger zu warten. Was wollen sie eigentlich?«, fragt Reynir Sveinn gereizt.
»Nun, Geschäfte machen, mein Herr. Was sonst?«, antwortet Juri und grinst.
Reynir sieht den Mann an.
»Wir können das nicht hier bereden. Sie müssen mich an einen anderen Ort begleiten«, sagt Juri.
»Gut! Gehen wir es an.«
Sie treten hinaus zu einem schwarzen Audi A8, der sie vor dem Hotel erwartet.
»Sie müssen einen weiteren Mann treffen. Sie schließen das mit ihm ab«, erklärt Juri.
Der Wagen stoppt vor einem Gebäude des Schweizer Konsulats. Juri öffnet die Tür, und auf dem Weg hinein bemerkt Reynir, dass das Gebäude der Uhrzeit nach nicht geöffnet sein sollte. Auf der Tür steht:
Orario di apertura degli sportelli – Lunedì – Venerdì 09:00−12:00
. Welche Leute können sich beim Schweizer Konsul herumtreiben, wann es ihnen passt?
Juri bedeutet ihm, in den Fahrstuhl zu steigen, der mit ihnen in den vierten Stock fährt. Ob er mit diesem Mann in einem Fahrstuhl in Gefahr ist? Tief in seinem Inneren ist ihm allerdings klar, dass er so weit gegangen ist, dass es kein Zurück mehr gibt.
Reynir und Juri treten aus dem Fahrstuhl in so etwas wie ein Restaurant. Alle Lampen sind aus, doch in einer Ecke des Saales sieht er Zigarettenrauch unter einer Stehlampe schimmern, die einen dumpfen Schein von sich gibt.
Was für ein verdammtes Spiel ist das hier? Er blickt um sich. Plötzlich kommt Leben in den Saal. Vier schwarz gekleidete Hünen stehen in der Tür. Reynir geht mit Juri auf die Leuchtfunzel und den Zigarettenrauch zu. Dort sitzt ein Mann in einem schwarzen Lederstuhl, haargenau gekleidet wie die Riesen an der Tür.
»Willkommen, Mr. Reynisson! Schön, dass es Ihnen möglich war zu kommen«, sagt der Mann.
»Ich habe jetzt schon mehr Zeit hinein gesteckt, als mir lieb ist. Was ist Ihr Angebot?«, fragt Reynir selbstsicher, während er sich in den zweiten schwarzen Lederstuhl dem Mann gegenüber hinsetzt.
»Wir wollen eins der Unternehmen, die Sie besitzen, erwerben.
Monde du Sport
. Wir sind bereit, einen fairen Preis für das Unternehmen zu zahlen und stellen nur eine Bedingung: Dass Sie die Hälfte in Euro gezahlt bekommen, in Banknoten, die nirgendwo auftauchen. Ich habe mich gut über das Unternehmen informiert, und ich meine zu wissen, wie viel es wert ist. Wir bieten Ihnen zweihundertsiebzig Millionen Euro. Nach Abzug der Passiva bleiben zweihundert Millionen Euro. Einhundert Millionen werden auf ein Konto eingezahlt, und weitere hundert Millionen bekommen Sie in Scheinen.« Das ist eindeutig zu viel, überlegt Reynir. Diese Summe würde ich auf dem normalen Markt nie für die Firma bekommen. Verglichen mit dem rechnerischen EBITDA des Jahres hat der Russe vor, das Fünfzehnfache für das Unternehmen zu zahlen.
»Im Kaufvertrag wird der Preis hundert Millionen Euro betragen. Wir bekommen das Unternehmen für einen Preis, mit dem wir zufrieden sind, und Sie bekommen eine Menge Geld, das Sie nirgendwo erklären müssen. Ein hübscher Deal, nicht wahr?«
Reynir Sveinn sitzt starr da und sieht den Mann an.Er weiß ganz genau, was gespielt wird. Wenn er das Angebot annimmt, wird er zum Beteiligten an der Geldwäsche der Mafia und bekommt dafür einen Haufen Geld.
Solche Transaktionen kennt er aus Ungarn. Die Mafia dort verfügt über hohes Kapital, das sie in Umlauf bringen muss. Ein Weg dafür ist, ein Unternehmen zu einem scheinbaren Spottpreis aufzukaufen und es dann einige Monate später wieder für den vollen Wert zu verkaufen.
»Das gefällt mir. Und wie soll das ablaufen?«, fragt er den Mann vor sich völlig abgeklärt. Die Erfahrungen in der ungarischen Geschäftswelt kommen ihm jetzt gelegen.
»Wir werden Sie innerhalb von vier Wochen kontaktieren und das regeln. Es wäre schön, wenn Sie Ihre Leute einen Kaufvertrag aufsetzen lassen könnten und alle restlichen Probleme erledigen.«
Reynir sieht den Mann an. Er fühlt, wie das Adrenalin durch seinen Körper strömt. Er ist in Geschäfte mit der russischen Mafia eingestiegen. Er muss an die Mitglieder des Managements von Monde du Sport und ihre Reaktionen denken, wenn sie dahinterkommen, dass die Russen das Zepter übernommen haben. Na, das ist dann ihre Sache.
Am Ende des
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