Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
die Firma«, sagt Bjarni und beginnt, mit seinem Smartphone herumzuhantieren. »Gefunden«, teilt er nach kürzester Zeit mit. »Die haben ihr Hauptquartier in Deutschland, aber eine Zweigstelle hier in Paris.« Als er die Nummer anruft, antwortet bloß ein Anrufbeantworter auf Französisch. »Ich verstehe kein Wort von diesem Kauderwelsch, aber es ist wohl ziemlich klar, dass sie geschlossen haben«, schimpft er.
Einar holt sein eigenes Telefon heraus.
»Gunnar! Hallo. Einar hier, in Paris. Es ist keinScherz. Wir sind in Reynirs Wohnung und haben einen Tresor ausfindig gemacht. Ich fürchte, dass wir einen Beschluss brauchen, um ihm zu öffnen.«
»Ja, wir kontaktieren Claude von Interpol und stellen euch eine Verbindung zur französischen Polizei her. Ich besorge euch vor Montag den Durchsuchungsbeschluss. Wir hören uns am Wochenende«, sagt Gunnar.
Einar legt auf und grinst.
»Na, mein lieber Bjarni! Ein Wochenende auf Staatskosten in Paris. Es gibt Schlimmeres.«
Reykjavík, Freitag, 21. Mai 2010
Es ist sechs Uhr, und die Untersuchungskommission kommt im Konferenzraum der Polizeidienststelle zusammen.
»Wir denken, dass wir den Typen gefunden haben. Einer dieser drei Männer hat bei der Ausländerbehörde eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt. Er heißt Arvydas Savanauskas. Im Personenregister ist sein Wohnsitz mit Frakkastígur 14 eingetragen. Er hat keine eingetragene Telefonnummer«, sagt Gunnar.
Rúnar Páll erhebt sich und reißt dabei mit seiner Wampe den Tisch um. Er läuft rot an und sieht sich nach seinen Kollegen um, die so tun, als wäre nichtsgeschehen. »Ich habe gerade eben mit Sveinn Ingi vom Grenzschutz gesprochen. Er hat das Register nach dem Mann durchgesehen, und da stellte sich heraus, dass er für Montagmorgen einen Flug über Oslo und Paris nach Brasilien gebucht hat. Es sind bereits Vorkehrungen getroffen worden, dass er nicht aus dem Land entwischt, falls wir ihn nicht schon früher am Schlafittchen gepackt haben sollten«, verkündet Rúnar.
Er wedelt mit dem Fax, das er vor kurzem von Visvaldas aus Vilnius geschickt bekommen hat. »Der Kerl ist kein Lämmchen. Er hat neun Jahre für bewaffneten Raub und Körperverletzung abgesessen, und es heißt, er sei in zahlreiche Morde verwickelt«, sagt er, während er in dem Fax liest.
»Schön und gut. Wir müssen den Mann ausfindig machen. Ich spreche mit Hjalti von der Drogenfahndung und bitte ihn darum, zum Frakkastígur zu fahren. Es wäre wirklich ein Lottogewinn, wenn er sich dort aufhielte«, sagt Gunnar. Er beendet die Sitzung. Endlich ist in diesem Fall etwas in Gang gekommen, denkt er zufrieden.
Hjalti Jónsson parkt ein Zivilfahrzeug der Drogenfahndung vom Typ Volvo vor der Nummer 14 im Frakkastígur. Mit im Wagen sind drei Sondereinsatzkräfte, und in einem zweiten Wagen dahinter folgen fünfweitere Sondereinsatzbeamte. Der Auftrag lautet, den Litauer zu finden.
Hjalti inspiziert die Klingelschilder an der Eingangstür. Keine Klingel trägt den Namen Arvydas oder Savanauskas. Er drückt auf den untersten Knopf. Dort steht der Name Rósa Einarsdóttir. Nach reichlichem Rumoren öffnet sich die Tür. Hjalti bittet seine Kollegen, draußen zu warten, während er auf den ersten Treppenabsatz springt. Dort empfängt ihn eine ältere Dame.
»Rósa? Sei gegrüßt. Ich heiße Hjalti und bin von der Polizei. Ich suche einen Litauer, der Arvydas heißt. Kennst du ihn vielleicht?«
»Meinen lieben Arvydas. Doch, doch, ich kenne ihn. Ein äußerst wohlgefälliger, guter Junge, der mir immer geholfen hat, wenn irgendwas in meiner Wohnung hergerichtet werden musste. Er hat hier in der Etage oben drüber mit seiner Freundin gewohnt, doch vor einem Jahr sind sie umgezogen.«
»Weißt du, wo sie hingezogen sind?«
»Nein, sie haben dann auch miteinander Schluss gemacht, habe ich bald, nachdem sie ausgezogen waren, gehört.«
»Kannst du dich erinnern, wie seine Freundin hieß?«
»Sie heißt Silja, Silja Ragnarsdóttir.«
»Wie alt ist sie?«
»So um die dreißig, würde ich denken. Ein strahlend schönes und freundliches Mädchen.«
»Herzlichen Dank dafür, Rósa«, sagt Hjalti und saust zu seinen Kollegen.
Silja Ragnarsdóttir, einunddreißig Jahre alt, hat laut nationalem Personenregister ihren registrierten Wohnsitz bei ihren Eltern im Bakkagerði, und im Telefonbuch findet sich ihre Handynummer. Sie ist nicht im Strafregister vermerkt, wurde aber schon drei Mal wegen zu schnellen Fahrens angehalten.
»Zum
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