Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
häufig. Daher bringt es nicht viel, mit dem jetzigen Direktor über Geschäfte zu sprechen, die lange vor seiner Zeit stattfanden. Einziger Anhaltspunkt ist Reynirs Wohnung in Paris. Hoffentlich hält sie einige Dokumente unter Verschluss, die Licht in die Angelegenheit bringen können.
»Gunnar!«, ruft Rúnar Páll durch den Flur. »Es gibt Nachrichten von dem Tattoo.«
Der springt aus dem Stuhl in seinem Büro auf und läuft zu Rúnar hinüber.
»Endlich ein paar Neuigkeiten!«
»Ja. Ingimar Frans hat gerade angerufen. Günther von Europol hat ihm mitgeteilt, die Polizei in Vilnius würde dieses Tattoo kennen. Ich habe die Telefonnummer von Kriminalinspektor Visvaldas Skvernelis bekommen, der alles über die Sache weiß. Ich werde ihn anrufen.«
»Tu das, mein Freund«, sagt Gunnar und setzt sich zu ihm.
Visvaldas antwortet unverzüglich und weiß sofort Bescheid, als Rúnar sich vorgestellt hat.
»Ja, ich kenne dieses Tattoo relativ gut. In den Neunzigern des letzten Jahrhunderts war die Mafia in Vilnius ungeheuer mächtig, mächtiger sogar als heutzutage. Sie unterhielt eine zwanzigköpfige Sonderbrigade, die unter dem Namen Saulé Komanda, das heißt Sonnenkommando, bekannt war. Alle zwanzig Männer ließen sich eine schwarze Sonne rechts auf den Hals tätowieren, die eine Art Zeichen für ihre Vereinigung war, so dass der Mann, nach dem Sie suchen, Mitglied in einer Sonderbrigade der Mafia war. Ich kann Ihnen versichern, dass da kein Schwächling zugange ist, sondern ein äußerst gefährlicher Verbrecher.«
»Ich verstehe. Ist bekannt, wo sich diese zwanzig Herren niedergelassen haben?«
Gunnar hört Rúnar Páll aufmerksam beim Telefonieren zu und hat das Gefühl, endlich eine anständige Spur zu haben.
»Ich habe die Namen aus alten Polizeiprotokollen, Urteilen und Notizbüchern herausgesucht, und es fehlt nur noch ein Name. Genau in diesem Moment wird ermittelt, wo sich diejenigen aufhalten, von denen wir die Namen haben. Ich gehe davon aus, dass die Informationen morgen Vormittag vorliegen. Ich werde Sie natürlich sofort anrufen, wenn ich alles weiß. Erreiche ich Sie unter dieser Nummer, die hier bei mir angezeigt wird?«, fragt Visvaldas.
»Ja, das ist meine Nummer. Ich freue mich, bald von Ihnen zu hören«, sagt Rúnar Páll, und ein breites Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, als er auflegt. »Wir haben die Spur!«
15
Vilnius, Freitag, 21. Mai 2010
»Wie viele von den Sonnenkommandotypen haben wir bis jetzt aufgespürt?«, fragt Visvaldas Skvernelis seine Kollegen in einer Sitzung, die um fünf Uhr im vierten Stock der Polizeihauptwache in Vilnius stattfindet.
»Wir haben siebzehn Personen ausfindig machen können. Vierzehn von ihnen sitzen, wie nicht anders zu erwarten war, in Vollzugsanstalten im ganzen Land, sieben hier in Vilnius, vier in Kaunas, zwei in Klaipėda und einer in Šiauliai. Drei wohnen in Vilnius und scheinen der Verbrecherlaufbahn den Rücken gekehrt zu haben«, sagt ein großer, schlanker Mann mit dicker Hornbrille.
»Habt ihr überprüft, ob sie im letzten Monat das Land verlassen haben?«
»Ja. Keiner von den dreien ist im letzten Jahr außer Landes gewesen.«
»Das heißt, wir müssen noch drei Männer finden. Wie sind ihre Namen?«
»Sie heißen Ramonas Strakilis, Arvydas Savanauskas und Vitalin Ramansapoulas.«
»Was könnte aus den dreien geworden sein?«, fragt Visvaldas und sieht auf die an die Wand projizierte Liste.
Rolandas Ribokas
verbüßt eine Strafe von zwölf Jahren in Vilnius
Lukas Gedminas
verbüßt eine Strafe von zehn Jahren und sechs Monaten in Vilnius
Emelijus Baranauskas
verbüßt eine Strafe von zwei Jahren in Vilnius
Erikas Gumbrys
verbüßt eine Strafe von zwei Jahren in Vilnius
Mantvydas Grabys
verbüßt eine Strafe von vier Jahren in Vilnius
Arnas Norvilas
verbüßt eine Strafe von sechs Jahren in Vilnius
Rokas Dapkus
verbüßt eine Strafe von zwei Jahren in Vilnius
Dovydas Kazlauskas
verbüßt eine Strafe von acht Jahren in Kaunas
Martynas Galdikas
verbüßt eine Strafe von vier Jahren und sechs Monaten in Kaunas
Donatas Beneta
verbüßt eine Strafe von fünf Jahren und sechs Monaten in Kaunas
Tomas Luzkauskas
verbüßt eine Strafe von fünf Jahren in Kaunas
Markas Laskovas
verbüßt eine Strafe von drei Jahren und sechs Monaten in Klaipėda
Erikas Girdvanis
verbüßt eine Strafe von zwei Jahren in Klaipėda
Edvinas Jedisov
verbüßt eine Strafe von sechs Jahren in Šiauliai
Martin Kapustinas
arbeitet als
Weitere Kostenlose Bücher