Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
Teufel! Warum hat sie ihr Telefon nicht an?«, flucht Hjalti nach wiederholtem Anrufen. »Wir müssen zum Bakkagerði hoch und überprüfen, ob sie dort ist«, sagt er zu seinen Kollegen, die in der Cafeteria der Polizeistation in der Hverfisgata sitzen und pokern.
Zehn Minuten später stoppt Hjalti seinen Volvo vor einem flach gebauten Haus in der Siedlung Smáíbúðahverfi. Er geht zu dem Haus und klopft an die Tür. Kurz darauf öffnet ein Mann, von dem Hjalti annimmt, dass er Siljas Vater ist.
»Guten Tag! Bitte entschuldige, dass ich so spät noch vorbeikomme. Ich heiße Hjalti und bin von der Polizei. Wir suchen nach Silja Ragnarsdóttir. Ist sie zu Hause?«
»Nein. Sie ist heute aufs Land rausgefahren undkommt nicht vor Sonntagabend zurück«, antwortet der Mann.
»Sie geht nicht ans Telefon. Weißt du, wo genau sie hin ist?«
»Das überrascht mich nicht. Sie wollte irgendwo in den Westfjorden eine Wanderung machen. Die Telefonverbindung ist wahrscheinlich schlecht. Aber ich werde ihr Bescheid geben, dass ihr nach ihr sucht, wenn sie sich meldet.«
»Vielen Dank. Kennst du möglicherweise ihren ehemaligen Freund mit Namen Arvydas Savanauskas?«
»Ja, diesen verdammten Idioten. Es ist schon eine Weile her, dass sie sich getrennt haben. Zum Glück. Ist dieser Besuch seinetwegen?«
»Genau so ist es.«
»Ich weiß nicht, wo der Mann ist, und habe auch kein Interesse daran, es zu erfahren. Er hat meine Tochter verdroschen, dieser Satan. Aber Silja weiß wahrscheinlich, wo er ist. Sie war ihm immer verfallen, trotz der Gewalt, und sie haben Kontakt gehalten, nachdem sie sich getrennt haben.«
»Dann hoffen wir mal, dass du so schnell wie möglich von ihr hörst. Es ist ungeheuer wichtig, Arvydas zu kriegen. Hier ist meine Nummer, falls du von ihr hörst. Und ich muss wohl nicht betonen, wie wichtig es ist, Arvydas nicht zu warnen«, sagt Hjalti.
»Auf Wiedersehen«, sagt der Mann und schließt die Tür.
Hjalti sieht auf die Uhr – es ist schon Mitternacht.
»Jungs! Lasst uns nach Hause fahren und ausruhen. Irgendetwas sagt mir, dass morgen ein langer Tag werden könnte«, verabschiedet er seine Kollegen.
Reykjavík, Sonnabend, 22. Mai 2010
Es ist vier Uhr. Gunnar sitzt tief in Gedanken versunken in seinem Büro. Das passt einfach alles nicht zusammen. Rúnar Páll hat Silja im Fünfminutenabstand angerufen, doch ohne Erfolg. Das Telefon blieb den ganzen Tag ausgeschaltet. Die Telefongesellschaften sagen, sie könnten nichts tun, und bei Íslandspóstur erreicht man überhaupt niemanden. »Zum Teufel, verdammt«, murmelt Gunnar vor sich hin.
Hjalti kommt in Gunnars Büro gestürmt, bevor er sich auf den Weg nach Hause zum Abendessen macht.
»Endlich gute Nachrichten«, sagt er.
»Lass hören«, fordert Gunnar ihn auf.
»Ragnar, der Vater von Silja, der Exfreundin von Arvydas, hat angerufen. Ihm fiel auf einmal wieder ein, dass Arvydas bei einer Fischverarbeitungsfirma draußen auf Grandi gearbeitet hat, als die beiden sichvor einem Jahr trennten. Er erinnerte sich, dass sie Sjávarfiskur, Meeresfisch, hieß. Es könnte etwas bringen zu versuchen, dort jemanden zu erreichen.«
»Ja, absolut richtig. Ich gebe das sofort an Rúnar Páll. Ich lass dich wissen, was dabei herauskommt.«
Gunnar ruft die interne Nummer von Rúnar Páll an.
»Geh ins Netz, mein Lieber, und such die Homepage von Sjávarfiskur. Such die Vorgesetzten raus und ruf sie alle an. Frag danach, ob sie sich an Arvydas erinnern«, sagt er.
Rúnar Páll recherchiert sofort im Internet und findet schnell die Seite der Firma. Unter dem Link
Geschäftsleitung
findet er zwei Dienstleiter, Sæmundur und Jón Guðni.
Zuerst ruft er Sæmundur an.
»Guten Tag, Rúnar Páll ist meine Name, ich rufe von der Polizei an. Ich suche einen Mann mit dem Namen Arvydas Savanauskas, der vor einem Jahr noch bei euch gearbeitet hat. Kannst du dich an ihn erinnern?«
»Wie könnte man den vergessen? Einer der unangenehmsten Menschen, die ich je gesehen habe. Überall tätowiert, man hatte eigentlich eine Scheißangst vor ihm. Ich war froh, als er vor drei Monaten aufgehört hat«, erklärt Sæmundur.
»Hatte er ein besonderes Tattoo?«
»Ja, eine große, schwarze Sonne auf dem Hals. Ich weiß nicht mehr, auf welcher Seite.«
»Weißt du, wo er seinen Wohnsitz haben könnte?«
»Nein, aber Tóti Jóns weiß es bestimmt. Sie waren gute Kumpel.«
»Und wie heißt dieser Tóti Jóns mit vollem Namen?«
»Er heißt Þórsteinn
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