Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

(SKL) in Linköping.
    »Wie läuft es, Guðjón?«, fragt der Einsatzleiter Bjarki.
    »Einigermaßen. Wir haben Proben von dem Verdächtigen, vom Opfer, vom Blut am Messer, dem Blut von den Schuhsohlen, von dem Anzug und den Tragegriffen der Sporttasche. Ich schick alles gleich ab.«
    »Und wann bekommen wir die Ergebnisse?«
    »Ich werde um Priorität bitten, aber es wird bestimmt trotzdem nicht früher sein als in vier Wochen.«
     
    Rúnar Páll sitzt an seinem Schreibtisch und betrachtet das Mobiltelefon von Arvydas und die Rolex. Er beschließt, mit der Uhr zu beginnen, und sucht die Nummer von dem Uhrmacher Frank Michelsen heraus. Natürlich ist sein Geschäft am Sonntag geschlossen, so dass er bei ihm zu Hause anrufen muss.
    Er tippt die Nummer ins Telefon ein. Fast augenblicklich wird geantwortet.
    »Guten Tag! Ich heiße Rúnar Páll und rufe von der Polizei an. Ich benötige Informationen über den Besitzer einer Rolex, die mit einem Mordfall in Verbindung steht, den wir untersuchen. Mir wurde gesagt, du könntest mir möglicherweise helfen.«
    »Ich kann dir behilflich sein, wenn die Uhr bei uns gekauft wurde oder zum Service war. Wir haben ein sehr genaues Verzeichnis über die Eigentümer der Uhren,doch es ist nicht sicher, ob andere Vertreter von Rolex das auch getan haben«, antwortet Frank.
    »Können wir uns heute treffen?«
    »Das sollte möglich sein. Es ist jetzt vier Uhr. Wir könnten uns in einer halben Stunde unten im Laden auf dem Laugavegur treffen.«
    »Wunderbar! Bis gleich.« Rúnar schaut auf das Mobiltelefon von Arvydas. Nicht gerade der neueste Typ, scheint sogar einige Jahre älter zu sein als das Nokia 5200, ein sogenanntes Slider-Handy. Er checkt zuerst die Nummern, die Arvydas angerufen hat. Er hat offensichtlich nicht besonders viel telefoniert, denkt Rúnar. In der vergangenen Woche hat Arvydas drei Mal jemanden angerufen. Rúnar überprüft die Nummern. Eine ist vom litauischen Konsul auf Island, eine von Icelandair und die dritte in Brasilien. Er macht sich Notizen. Als nächstes checkt er die eingegangenen Anrufe. Darunter findet er ein Telefonat zu einer interessanten Uhrzeit. Einige Stunden nach dem Mord an Reynir Sveinn Reynisson wurde Arvydas von der Nummer
6131289
angerufen. Rúnar notiert sich auch diese und scrollt weiter durch die Liste. Interessant. Von derselben Nummer wurde genau zwei Wochen vor dem Mord schon einmal angerufen. Wär schön zu wissen, wem diese Nummer gehört, denkt er und sieht auf die Uhr.
     
    Im Laden von Frank Michelsen wartet der Inhaber auf Rúnar Páll.
    »Du musst bedenken, dass wir niemals die Namen der Personen herausgeben, die bei uns etwas erwerben, es sei denn es geht um eine Strafsache«, informiert Frank.
    »Das kann ich nachvollziehen«, sagt Rúnar und reicht ihm die Uhr.
    Frank besieht sich das gute Stück.
    »Das ist eine Rolex Yacht-Master II 44 Millimeter in achtzehn Karat Gold. Sie hat die Referenznummer 116688«, erklärt Frank und dreht die Uhr um. »Du kannst hier innen auf der Scheibe am Rand sehen, dass das Rolex-Logo ringsum eingraviert ist. Unter der Sechs auf dem Zifferblatt ist die Seriennummer eingraviert, die aus einem Buchstaben und sechs Ziffern besteht.« Frank zeigt Rúnar die Stelle. »Die Seriennummer lautet
X135137.
«
    Er verschwindet hinter einem Vorhang am Verkaufstresen. Kurz darauf erscheint er wieder. »Ich kann dir bestätigen, dass diese Uhr hier am 3. Juni 2007 gekauft wurde. Der Käufer war Reynir Sveinn Reynisson.«
     
    »Sigga! Hast du den Namen und die Adresse von dem litauischen Teufel?«, fragt Hörður und kratzt sich am Kopf. Shit, ist das lange her, dass ich geduscht habe,denkt er und schnüffelt an seiner Achselhöhle. Saurer Schweißgeruch schießt ihm in die Nase.
    »Ja, ich hab den Namen und seine Adresse«, antwortet Sigríður.
    »Raus mit der Sprache. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Wie heißt der Mörder?«
    »Er heißt Arvydas Savanauskas und wohnt im Engihjalli.«
    »Und wie viele Leute in seiner Nachbarschaft hast du bisher angerufen?«
    »Sveinn klingelt genau jetzt, während wir miteinander sprechen, an den Türen im Aufgang«, informiert Sigríður.
    »Gut. Was ist mit der Untersuchungshaft? Wann wird die angeordnet?«
    »So viel ich in Erfahrung bringen konnte, heute Abend um acht im Amtsgericht von Reykjanes.«
    Hörður schaut auf seine Uhr. Es ist halb sieben.
    »Super. Sag Tryggvi, er soll sich mit seiner Kamera auf die Socken machen und sich dort in Position bringen.