Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
Fünfunddreißig Jahre.
GF: Wo wurdest du geboren?
AS: In Vilnius in Litauen.
GF: Hast du eine Gefängnisstrafe verbüßt?
AS: Ja.
GF: Weswegen?
AS: Erinnere mich nicht.
GF: Nicht etwa wegen bewaffneten Überfalls und Körperverletzung?
AS: Wenn du das sagst.
GF: Wo warst du im Gefängnis?
AS: In Litauen.
GF: Wo wohnst du?
AS: In Kópavogur.
GF: Wo in Kópavogur?
AS: Im Engihjalli.
GF: Im Engihjalli, welche Nummer?
AS: 25.
GF: In der Wohnung 3–2?
AS: Ja.
GF: Hast du Reynir Sveinn Reynisson am Sonnabend, den 16. Mai, ungefähr gegen Mitternacht auf seinem Anwesen getötet?
AS: Nein.
GF: Wo warst du in der Zeit am Sonnabend, den 16. Mai?
AS: Zu Hause, habe geschlafen.
GF: Kann das jemand bezeugen?
AS: Nein.
GF: Kannst du erklären, warum eine Verkehrsüberwachungskamera an der Ecke Hringbraut und Njarðargataein Foto von dir aufgenommen hat, kurz nachdem Reynir Sveinn Reynisson getötet wurde?
AS: Das war nicht ich.
GF: Der Polizeibeamte zeigt dem Vernommenen ein Foto, aufgenommen von der erwähnten Kamera, auf dem deutlich zu sehen ist, dass der Mann auf dem Bild genau dasselbe Tattoo wie der Vernommene trägt, eine große, schwarze Sonne auf der rechten Halsseite.
AS: Das bin ich nicht.
GF: Ist es richtig, dass du einer von zwanzig Männern aus Litauen bist, die dieses Tattoo tragen?
AS: Weiß ich nicht.
GF: Warst du Mitglied in einem sogenannten Sonnenkommando der Vilniusser Mafia?
AS: Was ist das?
GF: Eine Sonderbrigade innerhalb der Mafia, die die ganzen Scheißjobs für die Bosse erledigt.
AS: Kenne ich nicht.
GF: Besitzt du ein Messer?
AS: Ja.
GF: Besitzt du ein Jagdmesser?
AS: Nein.
GF: Kannst du mir erklären, wie ein blutiges Jagdmesser an den Kleiderständer bei dir zu Hause gelangt ist?
AS: Nein.
GF: Erkennst du es nicht wieder? Der Polizeibeamte zeigt dem Vernommenen ein Foto von einem fünfzehn Zentimeter langen Jagdmesser, das in seiner Wohnung sichergestellt wurde.
AS: Nein, nie gesehen.
GF: Besitzt du schwarze Nike-Laufschuhe?
AS: Nein.
GF: Kannst du erklären, warum sich solche Schuhe in deiner Wohnung befanden?
AS: Nein.
GF: Kannst du erklären, warum sich an den Sohlen der Schuhe Blut befand?
AS: Nein.
GF: In deiner Wohnung wurde eine große Summe Euros in einer Sporttasche unter dem Bett im Schlafzimmer sichergestellt. Kannst du erklären, woher dieses Geld stammt?
AS: Es war ein Geschenk.
GF: Von wem?
AS: Meinem Freund.
GF: Welchem Freund?
AS: Erinnere mich nicht.
GF: Erinnerst du dich nicht, oder willst du nicht sagen, wie er heißt?
AS: Ich erinnere mich nicht.
GF: War es eine Bezahlung für den Mord an Reynir Sveinn Reynisson?
AS: Für den Mord an wem?
GF: Reynir Sveinn Reynisson.
AS: Nein.
GF: Gibt es Verbindungen zwischen dir und der russischen Mafia?
AS: Nein.
GF: Hat dich die russische Mafia engagiert, um Reynir Sveinn Reynisson zu ermorden?
AS: Nein.
GF: Ist das Geld in der Sporttasche eine Entlohnung der russischen Mafia für den Mord?
AS: Nein.
GF: In deiner Wohnung wurde eine wertvolle Rolex sichergestellt. Gehört sie dir?
AS: Ja.
GF: Wann hast du sie erworben?
AS: Ich erinnere mich nicht.
GF: Wie lange ist es her?
AS: Ich erinnere mich nicht daran.
GF: Wie hast du sie erworben?
AS: Ich hab sie gefunden.
GF: Wo?
AS: Das weiß ich nicht mehr.
GF: Hast du die Uhr aus der Wohnung von Reynir Sveinn Reynisson mitgenommen?
AS: Nein.
ÞBG: Was für blödsinnige Fragen sind das denn?Ihr habt offensichtlich überhaupt nichts gegen ihn in der Hand.
GF: Warum hast du für morgen einen Flug außer Landes gebucht?
AS: Ich will verreisen.
GF: Wohin?
AS: Nach Brasilien.
GF: Um wen zu treffen?
AS: Gar niemanden.
»Es ist 14:03 Uhr, Sonntag, 23. Mai 2010. Polizeibeamter Gunnar Finnbjörnsson beendet die Vernehmung von Arvydas Savanauskas«, spricht Gunnar und schaltet das Aufnahmegerät aus.
Vigfús Árni, der Fingerabdruckspezialist, sitzt an seinem Schreibtisch und sieht aufmerksam auf den Bildschirm. Dann ist es klar. Die Abdrücke von Arvydas finden sich auf der durchsichtigen Plastiktüte und am Griff des Messers. Es gelingt ihm hingegen nicht, die anderen Fingerabdrücke auf der Plastiktüte zuzuordnen. Sie scheinen nicht bei der Polizei registriert zu sein. Er muss morgen früh Kontakt mit Interpol aufnehmen und ihnen eine Abbildung schicken. Neben ihm sitzt Guðjón und macht die DNA-Proben fertig, die per Express-Post nach Schweden geschickt werden sollen, zum Svenska kriminaltekniska laboratorium
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