Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
bildet.
»Beginnen wir hier«, schlägt Gunnar vor.
Anna Lísa von der Spurensicherung lässt einen Pfiff ertönen, als sie in das Wohnzimmer kommt. Sie interessiert sich sehr für exquisite Möbel.
»Dieser Kerl ist nicht gerade sparsam«, bemerkt sie mit einem Blick zu Gunnar. »Willst du eine kleine Lektion in Luxusprotzerei von Finanzwikingern?«
»Ja, warum nicht?«, willigt Gunnar ein und sieht sich um.
Anna Lísa betrachtet die Möbel und überlegt, womit sie anfangen soll.
»Diese drei Sessel hier sind von Arne Jacobsen. Ich würde schätzen, jeder Einzelne davon kostet so eineinhalb Millionen«, sagt sie und zeigt auf braune Ledermöbel.
Gunnar schüttelt den Kopf, während Anna Lísa fortfährt.
»Diese Lampe hier über dem Tisch ist von Poul Henningsen. Kostet ungefähr fünf Millionen.« Sie lässt den Blick nach oben zu einer äußerst sonderbaren Glaslampe mit einer Art von Blütenblättern gleiten.
»Gibt es denn keine Grenzen für Blödsinn?«
»Nein, nein. Nicht, wenn Leute Geld haben. Diese Couchgarnitur ist von Cassina und wurde von Le Corbusier designt. Sie kostet in etwa zweieinhalb Millionen«, informiert Anna Lísa und weist auf ein schwarzes Sofa mit einem Stahlrahmen und zwei Stühle im gleichen Stil.
»Nun gut, es wird schnell erledigt sein, diesen Schrott zu untersuchen«, sagt Gunnar, und das Team beginnt damit, unter dem Tisch und unter der Couch nachzusehen sowie die Polster umzudrehen. Nichts Erwähnenswertes kommt zum Vorschein.
Als Nächstes ist die Küche an der Reihe. Die gesamte Einrichtung und alle Küchengeräte sind austiefschwarzem Stahl und haben den Anschein, nur selten zum Einsatz gekommen zu sein.
»Ich nehme mir den Kühlschrank und den Gefrierschrank vor«, sagt Gunnar an und sieht auf den doppelten Gorenje-Kühlriesen.
Andere beginnen, Schubkästen und Schränke durchzusehen.
»Wo soll ich bloß anfangen?«, fragt er sich laut.
Er öffnet den Gefrierschrank zuerst und zählt vier Ablagen und ein Fach. In der obersten Etage liegen acht Pakete Kobe-Rindfleisch. Auf der zweiten Ablage liegen Tüten mit tiefgefrorenem Hummer und Garnelen. Die zwei nächsten Ablagen darunter sind leer. In dem Schubfach entdeckt er zwei Packungen Eiscreme und eine kleine Dose.
»Was zum Teufel ist das denn?«, fragt er und öffnet die Dose.
Gunnar klappt die Kinnlade herab, als er den Inhalt der Box erblickt. Einen tiefgefrorenen Daumen. Er verspürt erneut die Übelkeit von dem Räucherfleisch-Sandwich und muss sich beinah übergeben. Es gelingt ihm jedoch, sich zusammenzureißen.
»Also, mein guter Steinn Þorri. Ich würde sagen, dass sich deine Lage erheblich verschlechtert hat«, sagt er vernehmlich.
Er schließt die Box wieder und steckt sie in eine Papiertüte.
»Kommt mal her und seht euch das an!«, ruft er, dass es durchs Haus schallt. Das gesamte Team kommt sofort im Laufschritt zusammen. Gunnar angelt die Box aus der Tüte und öffnet sie. Seinen Kollegen stockt der Atem.
»Ich bin dann oben in der Wache. Ihr macht das hier fertig und nehmt DNA-Proben von diesem Daumen«, organisiert Gunnar und ist bereits auf und davon.
Kerzengerade und entschlossen sitzt Gunnar im Verhörraum Steinn Þorri gegenüber. Der sieht ihn selbstgefällig an, flankiert von seinem Anwalt.
»Sonnabend, 29. Mai 2010. Es ist 15:38 Uhr. Vernehmung von Steinn Þorri Steinþórsson (SÞÞ). Anwesend sind des Weiteren Kriminalinspektor Gunnar Finnbjörnsson (GF) und Grímur Hauksson (GH), Anwalt des Vernommenen«, spricht Gunnar, als er das Aufnahmegerät eingeschaltet hat.
»Bevor wir beginnen, belehre ich den Vernommenen, dass ihm zur Last gelegt wird, am Mord an Reynir Sveinn Reynisson beteiligt zu sein. Alle Aussagen können in einem späteren Strafprozess gegen ihn verwendet werden. Der Vernommene ist weiterhin aufgefordert, nichts als die Wahrheit zu sagen«, leitet Gunnar das Verhör ein.
GF: Wie lautet der vollständige Name des Vernommenen?
SÞÞ: Steinn Þorri Steinþórsson.
GF: Wann und wo bist du geboren?
SÞÞ: In Reykjavík, am 30. Januar 1967.
GF: Woher kennst du Jósteinn Friðbertsson?
SÞÞ: Wir waren zusammen in der Grundschule.
GF: Habt ihr euch in der Grundschule nahe gestanden?
SÞÞ: Wir waren beste Freunde.
GF: Hat eure Freundschaft nach der Grundschule weiter bestanden?
SÞÞ: Wir waren uns nicht mehr so nah wie damals. Ich bin ins Ausland gegangen, als ich zwanzig war, und bin seitdem kaum auf Island gewesen. Aber wir haben uns ab und zu getroffen
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