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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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nicht so schnell schließen. »Ich glaube, der Finger ist gebrochen.«
    »Das glaubst du?«, fragte Yasuo.
    Ich streckte ihm die Zunge heraus.
    Emma fuhr behutsam die Bruchstelle nach. »Soll ich dir einen Verband anlegen?«
    Ich nickte, während ich die schmerzenden Schultern kreisen ließ. »Wenn du schon dabei bist, kannst du meinen ganzen Körper mit Tapeband umwickeln.«
    Yasuo beobachtete immer noch Lilou, die ihr Bad in der Menge nahm. »Es heißt, dass ihre letzte Gegnerin ungefähr dreißig Sekunden nach Beginn des Kampfes starb. Könnte sein, dass du im Finale auf das Miststück triffst. Falls du diese Mia besiegst.«
    »Du meinst, sobald ich Mia besiegt habe.« Meine Stimme klang nur halb so optimistisch wie beabsichtigt.
    »Du musst nicht weiterkämpfen«, warf Emma ein. »Viele Mädels sind vom Wettbewerb zurückgetreten.«
    Emma war in dem Moment ausgestiegen, als sie auf der Tafel ihren und meinen Namen in einer Zeile fand, und ich fürchtete, dass sich diese Entscheidung auf lange Sicht negativ für sie auswirken würde. »Ich finde es verdammt schade, dass du zurückgetreten bist.«
    Es war kein Geheimnis, dass Emma und ich Freundschaft geschlossen hatten, und ein Zweikampf zwischen uns hätte genau die Tragödie geboten, nach der die Vampire geradezu lechzten.
    »Da mir Reisen nichts bedeutet, sah ich keine Notwendigkeit, an den Kämpfen teilzunehmen.«
    Ich verdrehte genervt die Augen. »Es geht um mehr als Reisen, Em. Ich mache mir Sorgen, dass die Absage dir schaden könnte.«
    Sie gab keine Antwort, sondern zog nur leicht die Augenbrauen hoch und konzentrierte sich darauf, meine Handgelenke und Knöchel zu bandagieren.
    Ich musste natürlich weiter auf dem Thema herumreiten, obwohl es zu spät war, jetzt noch etwas zu ändern. »Wir hätten so tun können, als kämpften wir, ohne einander gleich umzubringen.«
    »Yeah«, warf Yasuo ein. »Du hättest sicher freiwillig ein paar Treffer für Emma eingesteckt, stimmt’s, D?«
    Ich nickte heftig. Wenn jemand einstecken konnte, dann ich.
    »Darauf wären die nicht reingefallen«, sagte Emma nur. »So ist es besser.«
    Ich gab auf. Wahrscheinlich hatte sie sogar recht. Es hätte Misstrauen geweckt, wenn wir beide unversehrt geblieben wären, während bei fast allen anderen Kämpfen Sucher kamen, um die Verliererin wegzubringen.
    Außerdem war Emma nicht die Einzige gewesen, die ihre Anmeldung rückgängig gemacht hatte. Insgesamt hatten sich nur etwa dreißig Acari für die Teilnahme entschlossen, und davon waren einige ausgestiegen, als sie sahen, wie hart es bei den Zweikämpfen zur Sache ging. Im Gegensatz zu mir machten sich diese Mädchen keine Gedanken über die Gesamtsituation. Und sie waren längst nicht so heiß darauf wie ich, die Insel zu verlassen.
    Ich musste weg von hier. Mein Zukunftstraum bestand nicht unbedingt darin, junge Mädchen abzuschlachten.
    »Sei vorsichtig!« Emma riss ruhig das Tapeband ab und strich die Enden glatt. »Es gibt einige Todesfälle unter den Besiegten.«
    »Dreizehn«, bestätigte ich leise. »Dreizehn in einundzwanzig Kämpfen.«
    »In diesem Fall nicht unbedingt eine Glückszahl«, meinte Yasuo.
    »Und das sind nur diejenigen, die wir sterben sahen.« Emma und ich wechselten einen besorgten Blick. »Wer weiß, wohin die anderen gebracht wurden und ob wir ihnen je wieder begegnen.«
    »Gesandte – dass ich nicht lache!«, murmelte ich, als ich Master Alcántara in der Menge entdeckte. »Sie bilden uns zu Killern aus.«
    Mit anderen Worten, ich konnte mir keinen Fehler erlauben. Im Unterschied zu den Übungsturnieren gab es hier nämlich weder ein Punktesystem noch ein Zeitlimit. Die einzige Regel, die in diesem Wettbewerb Gültigkeit hatte, lautete: Siegerin war das Mädchen, das sich am längsten auf den Beinen hielt.
    Emma seufzte und drehte behutsam meine Hand hin und her. »Tut das weh?«
    Ich hielt den Atem an und wackelte mit den Fingern der Linken. Der kleine Finger und der Ringfinger waren abgepolstert und zusammengebunden, aber der Rest ließ sich gut bewegen, auch wenn sich die Knöchel wund anfühlten.
    Und wund war eine Untertreibung. Mein ganzer Körper schien aus blauen Flecken und Schorf zu bestehen. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, wie lange ich das noch durchhalten würde.
    »Nein«, log ich. »Geht schon.«
    »Noch ist es nicht zu spät zum Aussteigen.«
    »Hatten wir dieses Thema nicht schon mal?« Ich sprach mit ihr, aber mein Blick wanderte zum Podium, wo Alcántara die Tafel

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