Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter
mit den Namen der Kämpferinnen studierte. Ich spürte einen Schauer jener nervös-morbiden Faszination, die mich in seiner Nähe stets überfiel. »Du weißt genau, dass das nicht geht.«
Mit grimmiger Entschlossenheit schaute ich von Emma zu Yasuo. »Nun hört mal her, Leute! Ich habe meine Entscheidung getroffen. Was ich jetzt brauche, ist eure Unterstützung. Ich will diesen Weg bis zum bitteren Ende gehen.«
»Schon gut. Gib mal her!« Yas griff sich die Rolle mit dem Tapeband. Wir sahen ihn beide fragend an, aber er sagte nur: »Abwarten!«
Er nahm Emmas Hand und steckte ihr die Rolle auf einen Finger. »Halt fest!«, befahl er und wickelte einen langen Streifen ab. Er drehte ihn zu einem Ring, riss ihn ab und begann ihn um die Knöchel meiner gesunden Hand zu flechten. »Solche Bandagen verwendet man beim Thai-Boxen«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Wenn du da jetzt mit dem Tape drübergehst, verleiht dir das ganz schön Extra-Power.«
Ich ballte meine Rechte zur Faust. Die Bandage fühlte sich wie ein elastischer Schlagring an. »Nicht schlecht.«
Er strahlte Emma an. »Wir verwandeln D in eine Kampfmaschine.«
Ich lachte. »So fühle ich mich ganz und gar nicht.«
»Nur nicht zu bescheiden! Du hast Steffine eine gezündet, die nicht von schlechten Eltern war. Die war drauf und dran, dich umzubringen, und dann plötzlich … BAMM .« Er schlug die Faust in die flache Hand, dass es klatschte. »Mit dem Schwertgriff gegen die Schläfe. Genial, D. Sieg durch K.o. Acari Drew erreicht das Halbfinale. «
»Ich schätze, das war mehr Glück als Verstand.« Mein Lächeln fiel gequält aus. K.o. war eine freundliche Umschreibung. Man hätte auch härtere Begriffe wie eliminieren, auslöschen, töten oder Ausdrücke wie plattmachen, um die Ecke bringen, abmurksen verwenden können.
Aber noch beunruhigender als die nächste Kerbe an meinem Colt war die Tatsache, dass ich die unheimliche Glückssträhne, die meine Kämpfe begleitete, kaum noch für Zufall halten konnte. Irgendetwas höchst Sonderbares war hier im Gange.
In der ersten Runde war ich kampflos weitergekommen, weil sich eine ungerade Anzahl von Mädchen für den Wettbewerb angemeldet hatte. Um dieses Freilos zu gewinnen, musste man eine Bagatellfrage beantworten – und diese Frage war hundertpro auf mich zugeschnitten.
Was ist die größtmögliche Primzahl? Den armen Mädels rauchten die Köpfe, während ich als einzige Teilnehmerin den einfachen Beweis kannte, aus dem hervorging, dass es keine größte Primzahl gibt.
Und dann kam mein Zweitrundenkampf gegen Steffine. Sie war mir haushoch überlegen, und ich geriet allmählich in Panik, aber mit einem Mal geschah etwas Unheimliches. Steffine hatte mich mit einem Arm im Würgegriff und holte mit dem anderen Schwung, um mir den Dolch in die Kehle zu stoßen.
Plötzlich jedoch wirkte sie völlig geistesabwesend.
Ich hatte noch nie so etwas Seltsames erlebt. Eben noch war sie im Begriff gewesen, mich zu töten, und gleich darauf stierte sie mit leerem Blick vor sich hin.
Die kurze Abwesenheit reichte mir, um die Wende herbeizuführen. Ich zerrte mein Schwert unter ihrem Bein hervor und versetzte ihr einen Schlag gegen die Schläfe. Obwohl ich wusste, wie sehr sie mich hasste, hoffte ich von ganzem Herzen, dass sie nur bewusstlos war. Als jedoch zwei Sucher kamen und sie wegtrugen, wusste ich, dass wir sie nie wiedersehen würden.
Ich hätte diese Runde nicht gewinnen dürfen, aber ich trug den Sieg davon. Und dann erspähte ich Alcántara im Publikum, und ein Wolfslächeln lag auf seinen Zügen.
Nun stand mein nächster Kampf bevor, und meine Gegnerin war Lilous Busenfreundin Mia. Ein Teil von mir wollte aus eigener Kraft gewinnen. Aber ein anderer Teil hoffte, dass die Vampire erneut zu meinen Gunsten eingreifen würden.
Yasuo riss mich aus meinen Gedanken. »Alles in Ordnung, D?«
Ich gab keine Antwort. Etwas zwang mich, meinen Blick auf die Steinplatte zu richten. Jenseits des Felsblocks stand Master Alcántara und starrte mich mit unheimlich glühenden Augen an. Ich atmete tief durch und versuchte meine wirren Gedanken zu ordnen. »Ja, ich bin okay.« Ich zwang mich zu einem Lächeln, lockerte die Finger und spannte sie wieder an. »Ich dachte nur eben, dass es nichts Entsetzlicheres gibt, als mit den Fäusten auf weiches Fleisch einzuprügeln.«
» So weich kommt mir die Tussi nicht vor«, meinte Yasuo. Zu dritt beobachteten wir Mia bei ihren fast schon obszönen Dehn- und
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