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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Muskeln. Und doch pulsierte in mir jede Menge unverbrauchter Energie. Ich hatte gekämpft, richtig gekämpft.
    »Alles okay?«, fragte Emma.
    Ihre Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. »Yeah, doch. Alles okay.«
    »Das wird sich ändern, wenn du sie als Gegnerin bekommst.« Yasuo deutete mit dem Kinn auf Lilou.
    Der Kampf hatte noch nicht begonnen, aber die beiden Rivalinnen standen bereits auf der Plattform, dehnten und streckten sich, federten auf und ab, putschten sich hoch. Lilous Gegnerin wirkte nervös, Lilou selbst schien gelassen wie immer.
    »Vielleicht verliert Lilou ja.« Emmas Zuspruch kam eher zaghaft.
    Ich bedachte sie mit einem flauen Lächeln. »Danke, Em.«
    » Die doch nicht.« Yasuo schüttelte ungläubig den Kopf. »Niedermetzeln wird unsere Schlampe das arme Mädchen. Bis jetzt hatte sie jede ihrer Gegnerinnen voll im Griff.«
    Er hatte recht. Eine Gruppe von Suchern hatte neben der Plattform Aufstellung genommen.
    Emma starrte sie nachdenklich an. »Ich möchte nur wissen, wo sie all die Mädels hinbringen.«
    »Yas, du bist der Vampir-Anwärter«, sagte ich. »Die Frage geht an dich. Was geschieht mit den Mädels, die sie halb tot von hier wegschleppen?«
    Emma war ungewöhnlich still geworden. »Ich überlege, ob dieser ganze Wettbewerb nicht den Zweck hat, die Schwachen aus der Herde zu entfernen.«
    Yasuo verdrehte die Augen. »Danke, mein Mädchen vom Lande.« Er wandte sich mir zu. »Schluss jetzt mit den Spekulationen. Pass auf, D. Alles deutet darauf hin, dass du heute Abend gegen Lilou antrittst. Du brauchst eine Strategie.«
    Ich nickte schwach. Mir war elend zumute. Was nützte die beste Strategie, wenn die Gegnerin keinen Schmerz empfand?
    »Was hat sie eigentlich für eine Vorgeschichte?«, erkundigte sich Yas. Wir wandten unsere Blicke in Lilous Richtung.
    Die große, gertenschlanke Lilou hatte ihr rötlich schimmerndes Haar zu einem festen Zopf geflochten. Sie wirkte zuversichtlich, strahlend schön und überzeugt davon, dass ihr der Sieg zustand. Ich zuckte mit den Achseln. »Reich … weiß … Internat. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Yasuo schnaubte. »Vielleicht hat sie ihre linken Tricks beim Feldhockey gelernt.«
    »Ist ja auch egal.« Emma erwachte aus ihrer Erstarrung. »Du kannst sie besiegen.«
    Meine gute, alte naive Emma! Sie hatte keine Ahnung, was mir bevorstand, wenn Lilou das Halbfinale gewann.
    Der Gong ertönte. Lilous Match konnte beginnen.
    Die beiden Mädchen traten ins Zentrum der Plattform. Lilous Gegnerin war eine hochgewachsene Walküre mit kurz geschnittenem Haar, einem perfekten Muskelapparat und Wangenknochen, die nicht enden wollten.
    Der Gong ertönte zum zweiten Mal. Lilou schnellte vor und schwang ihre Waffe über dem Kopf. Wir lachten nervös, als wir sahen, dass sie ein Shinai gewählt hatte, das lange Bambusschwert, das wir zum Kendo-Training benutzten.
    Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. »Was zum Henker hat sie denn damit vor?«
    »Als Killerwaffe ist es jedenfalls ungeeignet«, meinte Emma.
    »Von wegen.« Yas schüttelte besorgt den Kopf. »Das Ding besitzt eine große Reichweite, und Lilou ist stark. So leid es mir tut, D, aber mit deinen Klingen kannst du gegen ein Shinai nichts ausrichten. Weder mit diesem Witz von einem Springmesser noch mit deinen hübschen Wurfsternen.«
    Wieder ertönte der Gong, und ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Kampfgeschehen zu.
    Verblüfft starrten wir Lilous Gegnerin an. Sie lag verkrümmt auf der Felsenplatte und presste die Hände gegen den Hals. Allem Anschein nach hatte ihr Lilou das Bambusschwert in den Kehlkopf gestochen.
    »Was – schon vorbei?«, wisperte Emma. Der Kampf hatte keine zehn Sekunden gedauert.
    Pritis Stimme übertönte das Raunen der Zuschauer. »Acari Lilou erreicht die Finalrunde.«
    »Scheiße«, murmelte Yasuo.
    Ich sah Lilou an, und sie schien darauf gewartet zu haben. Unsere Blicke trafen sich. Ich las Hass und Blutgier in ihren Augen.
    Ich wollte den vom Direktorat ausgesetzten Semesterpreis, um endlich von dieser Insel wegzukommen. Aber wollte ich ihn um jeden Preis? Wollte ich gegen ein Mädchen antreten, das kräftiger und geschickter war als ich? Gegen ein Mädchen, das keinen Schmerz spürte und mich vom ersten Tag an mit seinem Hass verfolgt hatte?
    Ich fröstelte. »Sieht so aus, als müsste ich gegen Lilou antreten.«
    »Du schaffst das«, sagte Emma.
    Panik stieg in mir auf, obwohl ich mir äußerlich nichts anmerken ließ. »Und wenn ich sie nicht

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