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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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mit einem gewaltigen Platschen. Wasser . Es war tief, und mein Herz drohte die Brust zu sprengen, bis ich mich endlich an die Oberfläche gearbeitet hatte.
    In meiner Angst und Hast machte ich instinktiv Gebrauch von meinem Anfängerstil. »Verdammte Scheiße!«
    Ungeschickt paddelte ich an den Rand und zog mich hoch, so schnell ich konnte. Ich stützte mich auf Händen und Knien ab und holte keuchend Luft. Der Schock und der Adrenalinausstoß bewirkten, dass ich am ganzen Körper zitterte.
    Ich presste die Lippen zusammen und zwang mich, durch die Nase zu atmen. Keine Panik , sagte ich mir. Du musst kühlen Kopf bewahren.
    Um uns herrschte fast völlige Finsternis. Ich konnte Lilou nicht sehen, aber den Geräuschen nach zu schließen, kroch sie etwa fünf Meter von mir entfernt aus dem Wasser. Erst nachdem ich ein paarmal heftig geblinzelt hatte, erkannte ich, dass wir in einer riesigen unterirdischen Höhle gelandet waren. Und ich hatte das Gefühl, dass mich aus den Schatten ein rotes Augenpaar anstarrte.
    Beruhige dich. Ich begann gleichmäßig durch die Nase ein- und den Mund auszuatmen. Allmählich normalisierte sich mein hektischer Herzschlag.
    Die Luft roch dumpf und schal. Außer dem Tropfen von Wasser und unserem angestrengten Atmen war nichts zu hören.
    Obwohl mir die Klamotten am Leib klebten, fror ich nicht. Das hieß entweder, dass das Wasser warm war oder dass ich in meinem Schockzustand das Temperaturgefühl verloren hatte. Ich warf einen Blick über die Schulter. Von der schwarzen Oberfläche stieg Rauch auf.
    Das hier war kein Meerwasser. Es roch nach Schwefel und schmeckte alkalisch. Eine heiße unterirdische Quelle.
    Ich hob den Kopf. Durch den neu entstandenen Riss im Erdboden sickerte das trübe Licht der untergehenden Sonne – und doch hob sich ihr schwacher Schein hell gegen das Grabesdunkel der Höhle ab.
    Unvermittelt spähten leuchtende Augen in die Tiefe. Ich zuckte zusammen.
    Lilou lachte schrill. »Der Kampf ist noch nicht zu Ende, du Kuh.«
    Ich richtete mich auf. »Dann hol dir deine Schlappe, Schnepfe!«
    Ich konnte sie jetzt sehen, wie sie mit langen Schritten aus der Dunkelheit auf mich zukam. »Mal sehen, wer hier eine Schlappe einsteckt. Nur schade, dass ich dich nicht abfackeln kann wie Sunny.«
    »Du und deine Träume!« Meine Beine fühlten sich wie Gummi an, und ich presste die Knie zusammen, um nicht umzukippen. Ich hatte mein Messer eingebüßt, aber noch besaß ich die Shuriken, die in meinen Stiefeln steckten – wozu immer sie gut sein mochten. Ich ging in Angriffsstellung. »Bringen wir es hinter uns! Ich möchte endlich zum Abendessen.«
    Plötzlich knisterten Flammen ringsum. Wir erstarrten beide. Vampire stürmten in die Höhle, brennende Fackeln in den Händen.
    »Weitermachen!«, befahl eine männliche Stimme mit einem leicht französischen Akzent. Ich erkannte Rektor Fournier, obwohl der zuckende Schein der Fackeln seine eleganten Züge verzerrte. Er trug unsere verlorengeglaubten Waffen.
    Jetzt, da die Fackeln für mehr Helligkeit sorgten, konnte ich sehen, dass von der Höhle ein Gewirr von Stollen und Tunnelröhren in die Schwärze führte.
    Die Vampire schoben ihre Fackeln in Metallringe, die an den Wänden befestigt waren. Ein Schauder überlief mich, als ich überlegte, wozu dieser Ort in der Vergangenheit gedient haben mochte.
    Fournier legte Lilous Shinai am Rand des Wassers ab. Dicht daneben platzierte er mein Messer. Orangerote Reflexe schimmerten auf der Klinge, und ich fragte mich, ob es uns erlaubt war, die Waffen wieder an uns zu nehmen.
    Aber noch während ich zögerte, hechtete Lilou an mir vorbei und packte ihr langes Bambusschwert.
    Ich erwachte aus meiner Erstarrung und warf mich auf sie, während sie herumrollte und sich aufrichtete. Mein Plan war, sie in die Zange zu nehmen, wie ich es bei Mia getan hatte. Bei einem Nahkampf konnte sie ihre Waffe kaum einsetzen.
    Sie riss sich los und ergriff die Flucht. Einen Moment lang triumphierte ich, doch dann starrte ich ihr verwirrt nach. Lilou rannte zu den Fackeln – und hielt das Bambusschwert in die Flammen. Entsetzen erfasste mich.
    Das Shinai loderte hell auf. Keuchend wich ich zurück. »Was zum –«
    Sie lachte schrill. »Sieht so aus, als könnte ich dich doch noch abfackeln.«
    Das Feuer tobte . Es war ein Hungergebrüll, ein Wutgetöse, das sich an den Wänden brach und die ganze Höhle erfüllte. Es verzehrte die spärliche Luft, die uns umgab. Der chemische Gestank und das gewaltige

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