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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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volle Punktzahl.«
    »Annelise.« Ronan blieb ebenfalls stehen. »Du darfst niemals Menschen mit Vampiren verwechseln. Selbst Scherze in dieser Richtung können gefährlich sein.«
    »So wie man bei der Flugabfertigung keine Witze über die Sicherheitsmaßnahmen machen darf?« Ich spürte seinen Frust, starrte ihn aber weiter grimmig an. »Woher soll ich das wissen? Ich hatte bis heute keinerlei Kontakt zu Vampiren. Ich habe keine Ahnung, wie sie ticken. Und wie ist das mit dir? Hast du deine Vampir-Abschlussprüfung versemmelt? Bist du deshalb keiner … dieserr Uuntooten ?«
    Ich ahmte den antiquierten Hollywood-Dracula nach, so gut ich konnte, aber Ronan schien das nicht lustig zu finden.
    Er packte mich etwas fester am Arm und sagte dicht neben meinem Ohr: »Ich habe dich gewarnt. Keine Scherze. Ich gehöre zu einer Gruppe, die sich die Sucher nennen. Wir spüren Mädchen wie dich auf und bringen sie hierher.« Der letzte Satz klang, als hinterlasse er einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge. Ich versuchte mich von ihm loszumachen, aber er hielt meinen Arm eisern umklammert. »Ich bin kein Vampir und hatte nie den Wunsch, einer zu sein.« Endlich lockerte er seinen Griff. »Sei vorsichtig, Annelise! Ein Scheitern kennen die Vampire nicht. Nur den Tod.«
    Sein Tonfall jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich rieb meinen schmerzenden Arm und dachte über diese Sucher-Geschichte nach. Welches raffinierte System steckte hinter alledem? »In welche Scherereien hast du mich da gebracht?«
    »Ich habe dich in Scherereien gebracht?«
    »Wer sonst?« Ich war überzeugt, dass er irgendwelche magischen Tricks angewendet hatte, um mich an Bord dieser Maschine zu kriegen. Aber genau genommen war ich nicht völlig ahnungslos gewesen. Ich hatte gewusst, dass Ronan mich nicht auf ein heißes Wochenende zu zweit entführte. Andererseits wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, dass ich, falls die Sache ganz dumm lief, als Schlachtopfer enden könnte. »Ich habe immer noch Eliteausbildung im Ohr. Von Vivisektion war nie die Rede. Und was wollt ihr all den heißen Fegern hier beibringen? Feines Benehmen und Bildung? Ist das hier etwa eine Art Geisha-Schule?«
    Ronan wartete stumm, bis ich meinen Frust abgelassen hatte. Er wirkte mit einem Mal sehr müde. »Ich habe versucht, dich zu warnen. Auf meine Weise.« Er sah meinen wütenden Blick und ergänzte: »Soweit das möglich war.«
    »Mit deinem verdammt hypnotischen Blick, der jeden Gletscher zum Schmelzen brächte?« Er öffnete mir die Autotür, und ich rempelte ihn beiseite, vergaß aber nicht, mir vor dem Einsteigen den Schnee von den Stiefeln zu stampfen. Zugegeben, es waren coole Stiefel. »Hmpf!«
    Das Wageninnere war echt gigamäßig. Ich zählte elf Sitze und begab mich sofort nach hinten, in die am weitesten entfernte Ecke.
    Ronan folgte mir und setzte sich neben mich. Trotz meines Zorns durchfuhr es mich heiß, als ich seine Nähe spürte. Bis ich sah, dass sich einer aus Ronans Gruppe hinter das Steuer klemmte und sein rotblonder Schützling auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
    »Du wusstest doch nicht, wohin«, erinnerte er mich mit gedämpfter Stimme.
    »Ich wusste sehr wohl, wohin – bis sie mich im College abwiesen. Moment mal …« Ich rückte ein Stück von ihm ab und sah ihn prüfend an. »Wer hat eigentlich der Tante im Immatrikulationsamt diesen Schwimmtest-Quatsch untergejubelt?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    Aufgeflogen. Dieser Scheißkerl. »Du warst das, stimmt’s? Und überhaupt – woher wusstest du, dass ich nicht schwimmen kann?«
    »Ich weiß vieles.«
    Mir fielen die Songs diverser Goth-Gruppen ein. »Kannst du etwa auch Gedanken lesen?«
    Er sah mich verständnislos an. Ich hakte nach, weil ich das Gefühl hatte, auf einen Nerv gestoßen zu sein. »Genau, das ist es. Glaub ja nicht, dass ich nichts gemerkt habe. Du hast mich durch Hypnose oder Berührung oder irgendwelche anderen unheimlichen Tricks zum Mitkommen gezwungen.«
    »Glaub mir, so leicht bist du nicht zu steuern.« Sein Tonfall unterstellte, dass ich in allen Belangen schwierig war.
    Ich warf einen Blick zur offenen Tür und senkte die Stimme. »Das ist also die Masche von euch Suchern. Ihr wendet besondere Überredungskünste an?«
    »Mal mehr, mal weniger.« Ronan warf einen Blick nach vorne. Sein Kollege im Fahrersitz war in ein Gespräch mit der Rotblonden vertieft und achtete nicht auf die Unterhaltung ganz hinten. »Die meisten Mädchen reagieren schon auf

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