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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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sich im Zentrum einige größere Felserhebungen, die wir umrunden müssen. Unser Hauptproblem im Moment ist die Kälte.«
    Emma starrte mich mit dieser ausdruckslosen Miene an, die so typisch für sie war. Anfangs hatte ich ihre, wie es schien, heitere Gelassenheit als angenehm empfunden, aber inzwischen machte sie mich verrückt.
    »Herrgott, Emma, flippst du niemals aus?« Ich begann auf der Stelle zu laufen. »Warum schüttelst du den Kopf?«
    »Das Hauptproblem ist die Angst. Nicht die Kälte. Die Angst ist es, die zum Tod führt.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Halt, wohin willst du?« Ich lief ihr nach. Es war jetzt stockfinster, und ich wollte sie nicht aus den Augen verlieren. Wenn es die Angst war, die zum Tod führte, dann hatte ich mir bereits einen ordentlichen Vorsprung herausgearbeitet.
    »Wir müssen mit Logik arbeiten«, erwiderte sie. »Einen Schritt nach dem anderen.«
    Emma fand den Weg, den unser SUV genommen hatte, und wir gingen ihn ein paar hundert Meter zurück. Ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatte, aber sie schien einen bestimmten Plan zu verfolgen, was ich von mir nicht behaupten konnte.
    Unvermittelt blieb sie stehen. Ein totes Kaninchen lag zu unseren Füßen.
    Emma ging in die Hocke und betrachtete es aus der Nähe. Der Kopf nahm einen unnatürlichen Winkel zum Rest des Körpers ein. Abgesehen von seinem gebrochenen Rückgrat wirkte das Tierchen unversehrt. Es blutete nicht und machte den Eindruck, als würde es jeden Moment aufspringen und weiterhoppeln.
    »Das muss der Aufprall gewesen sein, den wir auf dem Hinweg spürten«, sagte ich. »Nicht gerade ein gutes Omen für –«
    Sie hob das Kaninchen an den Ohren hoch.
    »Iiih!« Ich wich ein paar Schritte zurück. »Was machst du da?«
    »Du bist hungrig.«
    »Nicht soo hungrig.« Ich sah sie von der Seite an. »Ich kenne diese Dschungelcamp-Shows. Du willst mich doch nicht etwa überreden, mir Maden reinzuziehen oder so was Ekliges wie Urin zu trinken?«
    Sie lachte nicht. Anstatt meine Frage zu beantworten, sagte sie nur: »Außerdem hilft das gegen die Kälte.«
    Ich wollte mir nicht mal vorstellen, wie Emma ein überfahrenes Tier dazu verwenden könnte, die Kälte zu vertreiben.
    Anstatt zu unserem Ausgangspunkt zurückzukehren, ging sie auf eine Felswand zu, die kaum sichtbar neben dem Kiesweg aufragte. Sie legte das Kaninchen ab, griff unter ihre Jacke und zerrte ein riesiges Messer aus ihrem Gürtel.
    »Herrje! Wo hast du das denn her?« Das Ding sah aus wie ein Jagdmesser. Es hatte einen Holzgriff und eine brutal gezackte Klinge. So etwas benutzten in der Regel Typen, die Cletus oder Bobby Ray hießen.
    »Das war in meiner Schublade.« Sie ging um den Felsblock herum und brach von den spärlichen Sträuchern, die ihn umgaben, kleine Äste ab.
    »Und deshalb schleppst du es jetzt mit dir herum?«
    Sie nickte.
    »Blöde Frage, was?«, murmelte ich. » Jedes Mädchen trägt heutzutage ein Riesen-Jagdmesser am Hosenbund.«
    Emma nahm einen der Äste und begann methodisch die Rinde abzuschälen. »Wenn sie es in meine Kommode legten, dachten sie wohl, dass ich es irgendwann brauchen würde.«
    Diese Erkenntnis machte mich sprachlos. Warum trug ich eigentlich meine Ninjas nicht bei mir? Nur weil mir bis jetzt niemand die Wurftechnik erklärt hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie nutzlos für mich waren. Vielleicht hätte ich einen davon Lilou ins Kreuz schleudern können, als sie mit ihren treu Ergebenen losmarschierte.
    Emma war mit ihrer Arbeit fertig und nahm sich einen größeren Ast vor. Sie legte ihn auf den Boden, kniete nieder und begann ihn abzuflachen.
    Wenn jede Acari eine besondere Begabung besaß, dann brannte ich darauf, mehr über Emmas Fähigkeiten zu erfahren. »Okay, Pocahontas. Worin besteht dein Talent?«
    »Keine Ahnung. Ich vermute mal, dass ich über einen gesunden Menschenverstand verfüge.« Allem Anschein nach unbeeindruckt von den hehren Worten der Vampire beendete Emma ihre Schnitzarbeit und begann in den Taschen ihres Parkas zu wühlen. »Hast du so was wie Flusen?«
    Ich gab es auf, diesem Mädchen Fragen zu stellen. Soweit es mich anging, lag mein Leben in ihren Händen. Ich wühlte in meinen Taschen und fuhr mit den Fingernägeln die Futtersäume entlang. »Sieht ganz danach aus.«
    Als wir einen kleineren Ballen des flauschigen Materials gesammelt hatten, öffnete sie den Parka, fuhr mit einer Hand in die Tasche ihrer Uniformjacke und fischte eine kleine Tube Vaseline heraus. Sie stammte aus

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