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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Feuer ausgebrochen ist, bin ich zurückgegangen, um ein Schmuckstück zu holen, das meiner Mutter gehört hat. Das war der Augenblick, in dem Sie in das Haus eingedrungen sind.“ Sie schüttelte voller Selbstverachtung den Kopf. „Man sollte meinen, ich hätte inzwischen gelernt, Dinge zurückzulassen, statt alles zu riskieren, um sie mitzunehmen.“ Während sie sprach, ließ sie ein Glas Haselnussöl fallen, und es zerbarst auf dem Boden und der Inhalt spritzte in alle Richtungen. „Mein ganzes Leben ist ein einziges Missgeschick“, stieß sie hervor und bückte sich, um die Scherben aufzulesen. Der Hund kam, um zu schnuppern, aber sie scheuchte ihn von den scharfen Glasscherben fort.
    „So etwas zu behaupten ist ganz schön dumm.“ Tom schob den Stuhl zurück und stand vom Tisch auf, hockte sich neben sie, um ihr zu helfen. „Was, zur Hölle, wollen Sie damit sagen?“
    „Ich weiß nicht. Ich … ich brauche keine Hilfe.“ Ihre Hände berührten sich zufällig, und Deborah riss ihre zurück. „Wirklich nicht.“
    Verärgert über ihre Schreckhaftigkeit nahm Tom den Hund hoch.
    „Armer Smokey“, rief sie. „Je eher wir uns aus dieser Klemme befreien, desto besser für uns alle.“
    „Hör mir zu, Prinzessin, aus dieser Klemme kommen wir so bald nicht heraus.“
    „Was soll das heißen?“
    „Ich meine, dass wir für den Winter hier festsitzen, gewissermaßen eingefroren sind. Eingeschneit. Abgeschnitten von der Außenwelt. Bis es taut, können wir nirgendwohin.“
    Sie wurde ganz blass. „Und das wird wann sein?“
    „April, würde ich sagen. Vielleicht auch schon März, wenn das Tauwetter früh einsetzt.“
    Ihre Gesichtsfarbe wandelte sich von kalkweiß zu grün. „Aber das … das sind mehr als drei Monate von jetzt an.“
    „Ich kann zählen.“
    Für einen Moment blieb ihr der Mund offen stehen; dann erhob sie sich und wankte nach draußen. Er hörte ein würgendes Geräusch, gefolgt von längerer Stille, dann den niedergeschlagen wirkenden Klang ihrer Schritte, als sie wieder hereinkam.

24. KAPITEL
    I n den nächsten Wochen versuchte Deborah, sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass sie und Tom Silver für den ganzen Winter eingeschneit waren. In den verbotenen Abenteuerromanen, die sie heimlich in Miss Boylans Schule gelesen hatte, bedeutete eingeschneit zu sein Aufregung und Spannung, das Wunder einer Welt unter weißen Kristallen. Die Wirklichkeit war anders. Eingeschneit zu sein bedeutete einen schneidenden arktischen Wind, der durch die Ritzen in den Wänden pfiff, endlose dunkle Nächte in einer Stille, die so durchdringend war, dass es ihr das Herz durchbohrte, und blendend weißen Schnee, der alles überzog, und unangenehme Ausflüge durch die eisige Kälte zu dem Abort oder dem Holzschuppen.
    Sie begann den Winter als lange qualvolle Wanderung zu betrachten, die vor ihr lag. An den meisten Tagen konnte sie sich gar nicht vorstellen, jemals ans Ziel zu gelangen.
    Eines Nachmittags stand sie am Fenster und starrte auf die in trübem Grau liegenden Marschen, die bis zum See hinabreichten. Eine dicke weiße Decke bedeckte alles, verbarg die Büschel des spitzblättrigen Grases, die umgedrehten Fischerboote und den Steg, den Misthaufen hinter der Siedlung. Sie stützte die Ellbogen auf das Fensterbrett und betrachtete das Muster, das der Frost auf den Rand der Glasscheibe gemalt hatte. Zwei winzige Meisen landeten draußen auf dem Fensterbrett, um die Maisbrotkrümel aufzupicken, die Deborah vorhin dort hingestreut hatte. Zwar schienen sie ihre Gegenwart zu bemerken, und sie war ihnen wohl auch nicht ganz geheuer, aber sie kamen jeden Tag und blieben so lange, wie sie es wagten.
    Tom Silver kam mit einem Wirbel aus Schneeflocken und einer Windböe ins Haus, die Arme beladen mit der Tagesration Feuerholz. Selbst jetzt, da sie sich an seinen Anblick in dem knöchellangen Pelzmantel gewöhnt hatte, sah er immer noch wie ein Bär aus. Kein Wunder, dass sie auf ihn geschossen hatte.
    Er hatte sich noch nicht ganz von der beschwerlichen Wanderung über das Eis erholt. Die Wunde an seinem Kopf schien gut zu verheilen, und er hatte darauf bestanden, den Verband zu entfernen, um die lange Schramme freizulegen, die sich von seinem Haaransatz aus über die Stirn zog. Seine Hände und Füße hatten Blasen bekommen und sich gepellt: Besorgt hielten sie Ausschau nach Anzeichen von Wundbrand, konnten aber keine entdecken.
    Dass er allmählich wieder zu Kräften kam, machte sie so glücklich, dass sie

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