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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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unter die Decken und kuschelte sich an sie. Deborah widmete sich ganz der Aufgabe, Tom zu wärmen, bewegte sich langsam, so wie sie meinte, dass es richtig sei, rieb ihm die kalten Glieder und berührte sein Gesicht. Sie blieb ganz nah bei ihm und sandte sogar ein kurzes Gebet gen Himmel, für diesen seltsamen, verletzten großen Mann, der ihretwegen über das Eis gegangen war.

23. KAPITEL
    E r war umringt von Feuer, tödliche Flammenzungen verzehrten seine Hände und Füße, eine Folter, die nicht auszuhalten war. Als er vor Schmerz zu schreien versuchte, kam jedoch kein Laut aus seiner wunden Kehle. Er sah nur den roten Schein des tödlichen Feuers und hörte nur das dumpfe Brüllen der Flammen, während es sich unausweichlich weiterfraß. Das Inferno, das die Stadt zerstört hatte, hatte ihn eingeholt, und er steckte fest, unfähig sich zu bewegen, zu atmen oder auch nur einen Mucks von sich zu geben.
    „Oh, gut“, sagte da eine Stimme über das Dröhnen des Feuers hinweg. „Sie sind wach.“
    Grell drängte sich die Wirklichkeit in seinen Traum. Tom Silver schlug die Augen auf. Ein paar Sekunden lang sah er nichts als blendendes Weiß. Dann nahm ein Bild Gestalt an. Blond, besorgt und Augen von der Farbe des Sees im Sommer. Miss Deborah Sinclair.
    „Hey, Prinzessin“, krächzte er. Seine Stimme klang schrecklich schwach. Das Knarren einer rostigen Türangel, mehr war es nicht.
    „Geht es Ihnen gut?“, fragte sie.
    Er blinzelte, spähte in ein Licht, das heller war, als er vertrug. Das blendende Weiß verschwand allmählich, und er erkannte ein Fenster und den Schnee dahinter, weiß vor einem weißen Himmel. „Ich lebe“, sagte er. Seine Worte flossen ineinander, als wäre er betrunken. Aber er konnte sich nicht daran erinnern, irgendetwas getrunken zu haben.
    Seine Füße und Hände schienen zu brennen, und er zitterte heftig. Er hob seine Hände, starrte sie an. Die Fingerspitzen waren mit Blasen übersät und zornig dunkelrot angelaufen.
    „Ich fürchte, Ihre Hände und Füße haben Erfrierungen erlitten“, meinte Deborah. „Zwar habe ich persönlich noch nie Erfrierungen gesehen, aber ich glaube, dass es so sein muss. Tut es sehr weh?“
    Wie ein Brandeisen auf der Haut. Aber er wusste nicht, warum er ihr das sagen sollte. Daher konzentrierte er sich darauf, Ordnung in seine Gedanken zu bringen und sich an den Ablauf der Ereignisse seiner Tortur auf dem Eis zu entsinnen. Er hatte nicht damit gerechnet, zu überleben. Nachdem das Pferd kollabiert war, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sich weiter durch den Sturm voranzukämpfen, das Eis zu überqueren, das offenbar an einigen Stellen noch nicht dick genug gewesen war.
    „Wie, um alles auf der Welt, ist es Ihnen gelungen, zu mir zurückzukommen?“, fragte sie.
    Nachdem die Eisscholle abgebrochen war, hatte er jegliches Zeitgefühl verloren. Aber allzu lange konnte er nicht auf dem See dahingetrieben sein, sonst wäre er erfroren. Stattdessen hatte die Vorsehung oder einfach pures Glück ihm geholfen.
    Als die Eisscholle schließlich gegen das Ufer gestoßen war, war er kaum noch bei Sinnen gewesen. Er hatte keine Ahnung gehabt, ob er das Festland oder die Insel erreicht hatte. Erst als er an Land gegangen war und unter all dem Schnee und in dem tobenden Sturm die unverkennbar zackigen Umrisse des Gipfels von Sugar Mountain ausgemacht hatte, war er sicher gewesen, dass er sich auf Isle Royale befand. Stumm hatte er den Herrgott angefleht, dass er auf der richtigen Seite der Insel gelandet war. Das Eiland war schließlich groß, lang gezogen und wild mit unwirtlichen Felsrücken und undurchdringlichen Wäldern.
    Er erinnerte sich nur ganz vage daran, eine Anhöhe emporgestolpert zu sein, dabei den letzten Rest Zwieback und Trockenfisch gegessen zu haben, während er sich gezwungen hatte, immer weiterzugehen. Es war eiskalt gewesen und der Wind hatte durch die Bäume gepfiffen, und Tom hatte sich den Gewalten ausgeliefert gefühlt.
    „Ich bin zu Fuß gekommen … über das Eis“, sagte er, zu müde und erschöpft, um weitere Erklärungen abzugeben. Wie sollte er ihr die Qual beschreiben, sich auf Füßen fortzubewegen, die schon längst erfroren waren? Oder die schwindelig machende Erleichterung, die ihn erfasst hatte, als er in der Luft geschnuppert hatte wie ein wildes Tier und Rauch gerochen hatte? Oder das Aufflackern von Hoffnung, die ihn aus seiner Benommenheit gerissen hatte, als der kalte Wintermond auf eine dünne Rauchsäule

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