Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
verwandelt. Allein das Geschenk, das Asa für ihn wurde, hatte Tom zurück ins Licht ziehen können. Jetzt aber war Asa fort, und es gab nichts, das ihn davon abhielt, wieder in die Dunkelheit zurückzufallen.
Brennende Holzstücke und glimmende Funken regneten immer dichter auf die Straßen, und an jeder Stelle, wo sie landeten, entstand ein neues Feuer. Männer standen auf Dächern und mühten sich ab, einige der größeren Gebäude zu retten, aber die hellen Feuerderwische schienen sich über sie und ihre Anstrengungen lustig zu machen. Explosionen in der Ferne erschütterten die Nacht, stets gefolgt von Schreckensrufen.
In einer breiteren Straße wogte die Menschenmenge nach Norden, folgte einem langen Grünstreifen, der an den See grenzte. Familien trieben einander zur Eile an. Tom löste sich von den Flüchtenden und lief in die entgegengesetzte Richtung.
„Hey, Mister“, rief ihm jemand mit heiserer Stimme hinterher. „Gehen Sie nicht dorthin. Das Feuer hat den nördlichen Flussarm übersprungen.“
Tom beachtete die Warnung nicht, obwohl es ihn erstaunte, das zu hören. Nur ein Feuer von dämonischen Ausmaßen konnte einen Fluss überspringen, der so breit war, wie die Arme des Chicago River. Die Feuerwehr hatte keine Hoffnung mehr, es noch einzudämmen. Er fragte sich, ob er es schaffen würde, das Anwesen Sinclairs vor den Flammen zu erreichen.
Er verspürte eine leise Verwunderung, als er sich allein auf einer leeren Straße wiederfand. Die Flammen fraßen sich wütend durch die Gebäude auf beiden Seiten – das eine schien ein Sägewerk zu sein, das andere eine Brauerei. Seltsam überlegte er fast unbeteiligt. Die Stadt brannte, aber kaum jemand blieb, um sie zu verteidigen.
Sein Weg nach Norden führte ihn in die Dunkelheit, da er sich vom Feuer entfernte, und er nahm eine Veränderung in der Atmosphäre wahr, als er Dearborn erreichte. Der breite Boulevard, flankiert von steinernen Pfeilern und hohen schmiedeeisernen Zäunen, lag in ungeminderter Pracht da, obwohl die Luft rauchgeschwängert war. Weitläufige Rasenflächen, manche mit Kutschenhäusern und Nebengebäuden, umgaben prächtige Herrenhäuser und Villen. Die Häuser ähnelten majestätischen Festungen mit hübschen Giebeln und halbrunden Sprossenfenstern bis zum dritten Stockwerk. Oberlichte und Kuppeln zierten die Dächer. Durch ein breites Fenster im Hochparterre sah er eine Familie in einem Salon sitzen und Karten spielen, während eine Frau am Piano saß. In einigen anderen Häusern hatten die Bewohner sich an den Fenstern versammelt, um das Feuer anzuschauen.
Doch der Himmel hinter den Dächern glühte in dem unheimlichen und unnatürlichen Orangeton, gesprenkelt von umherfliegenden Funken. Diese eleganten Stadthäuser würden nicht mehr lange unbehelligt bleiben. Er hoffte nur, es würde nicht zu schwer werden, Sinclairs Haus zu finden, und dass der Mann auch zu Hause weilte. Er musste die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Arthur Sinclair das Haus geräumt hatte, aber die Chancen standen auch gut, dass der reiche Industrielle an Ort und Stelle geblieben war. Nach den Schaulustigen an den Fenstern der Villen zu urteilen fühlten die Reichen sich sicher vor den Flammen. Männer wie Sinclair hielten sich oft genug für unverwundbar, meinten, dass ihr Geld ihnen alles kaufen könne, sogar Schutz vor dem Tod.
Was für Narren.
3. KAPITEL
D eborah, was zum Teufel, tust du denn hier?“, fragte Arthur Sinclair seine Tochter und wandte sich von dem großen Metallsafe ab, der in die Wand seines Arbeitszimmers eingelassen war. Er fasste die offene Tür und richtete sich daran auf, wankte wegen seines lahmen Beines, als er sich zu ihr umdrehte. Sein Gehstock lehnte an der großen Wandkarte hinter seinem Schreibtisch. Die Karte zeigte die Großen Seen und deren Umgebung, mit kleinen Fähnchen an den Stellen, wo sich seine Minen und seine Sägewerke befanden. Wenn er wie jetzt so vor der Karte stand, erinnerte er an einen König, der sein Reich überschaute. „Es ist schon spät“, fügte er hinzu. „Du hattest heute doch eine Veranstaltung, die du besuchen wolltest.“
„Hallo Vater“, sagte sie und ging über den dicken Teppich aus persischer Seide. Wie alles andere im Haus war sein Arbeitszimmer übertrieben prachtvoll eingerichtet und mit Antiquitäten gefüllt, die den Anschein erwecken sollten, sie wären bereits seit Generationen im Besitz der Familie. Die langen Regale aus der Zeit des Regency enthielten
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