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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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darum, ihrer Stimme Entschlossenheit zu verleihen, obwohl sie am liebsten gestorben wäre. Sie liebte ihren Vater, achtete und respektierte ihn, brachte ihm gelegentlich sogar so etwas wie Ehrfurcht entgegen. Es hatte nur ab und zu und nur wenige Zeitpunkte gegeben, an denen sie sich ihm widersetzt hatte. Aber jetzt war ein solcher Zeitpunkt gekommen.
    „Was, zum Henker, meinst du damit?“
    „Ich habe mich entschieden, Philip nicht zu heiraten“, sagte sie.
    Damit gewann sie seine Aufmerksamkeit. Er erstarrte, hörte auf, Sachen in den ledernen Sack zu stecken und drehte sich zu ihr um. „Das ist nicht komisch, Deborah.“
    „Ich versuche nicht zu scherzen, Vater. Ich versuche …“ Was eigentlich tat sie hier? Ihre Zukunft, ja, ihr ganzes Dasein wurde durch die Tatsache definiert, dass sie die Ehefrau eines der gesellschaftlich bedeutendsten Männer des Landes werden würde. Wenn das nicht länger galt, wer war sie dann? Bis jetzt hatte sie sich nie diese Frage gestellt, aber plötzlich schien es lebenswichtig zu sein, die Antwort darauf zu wissen. Sie schloss die Augen und sprang ins Ungewisse. „Ich werde Philip Ascot nicht heiraten.“
    „Ach, du bekommst vor der Hochzeit einfach kalte Füße“, erklärte ihr Vater gelassen, und ein nachsichtiges Lächeln ließ seine Züge weicher erscheinen. „Das passiert Bräuten oft genug, hat man mir erzählt.“
    Sie wagte einen neuen Anlauf. „Es hat nichts mit kalten Füßen zu tun. Meine Meinung und meine Gefühle haben sich gewandelt. Unwiderruflich. Bis gestern … ich dachte, Philip zu heiraten sei die Zukunft, die ich mir wünsche. Ich wusste es nicht besser. Ich … Es tut mir leid.“
    „Die Vorbereitungen werden weiterlaufen und die Hochzeit wird wie geplant stattfinden“, beschied ihr Vater, und sein Temperament regte sich hinter der Maske des liebevollen Vaters. „Du wirst lernen, deine kindischen Launen und Wutanfälle abzulegen und dich wie eine echte Frau zu benehmen. Alles ist geregelt. Die Gästeliste umfasst alle bis hoch zu Mrs Grant höchstpersönlich. Man teilt der First Lady nicht einfach mit …“
    „Ich werde es ihr selbst sagen“, versprach Deborah, obwohl die Aussicht ihr vor Schreck das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Wir reden hier über den Rest meines Lebens, Vater. Ich werde ihn nicht zusammen mit Philip Ascot verbringen.“
    Zorn blitzte in seinen Augen auf. „Du wirst dein Leben so verbringen, wie ich es sage“, verkündete er. „Ich habe immer nur dein Bestes im Auge gehabt.“
    „Ich weiß, dass du das glaubst“, räumte sie ein. „Aber dieses Mal muss ich auf mein Urteil vertrauen.“
    „Du wirst mir vertrauen. Habe ich dir nicht immer nur das Beste von allem zuteilwerden lassen? Habe ich nicht ein Vermögen dafür ausgegeben, um aus dir eine junge Dame zu machen, die ein Mann von Ansehen und Reichtum zu heiraten wünscht?“
    „Was ist mit meinen Träumen?“, gab sie zu bedenken, aber sie sprach so leise, dass er sie nicht hörte.
    „Du hast keine Ahnung davon, wie dein Leben aussähe, wenn ich dir deinen Willen ließe“, fuhr er fort, und sein Gesicht verfärbte sich zu einem ungesunden Rot. „Du wärest hoffnungslos verloren, nicht besser dran als eine Bauersfrau oder ein Saloon-Mädchen. Dank meiner wirst du nie ums Überleben kämpfen müssen, keine Härten erleiden. Deinen Kindern wird die Welt zu Füßen liegen. Aber nur wenn du ihnen einen anständigen familiären Hintergrund bietest – wie ihn die Ascots gewährleisten.“
    Deborah begann in dem lang gestreckten Raum auf dem Teppich auf und ab zu laufen. „Du hast diese Ehe arrangiert, ohne auf meine Wünsche Rücksicht zu nehmen. Ist dir bewusst, dass ich gar nicht gefragt worden bin? Du und Philip, ihr habt euch bei Brandy und Zigarren zusammengesetzt, und am nächsten Tag wurde ich vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Sie hielt eine Hand in die Höhe, sodass sich das Gaslicht in dem übergroßen Diamanten an ihrem Ringfinger fing und er fast schon obszön funkelte.
    „Du schienst mir ganz entzückt gewesen zu sein“, bemerkte er.
    „Weil du das warst, Vater. Ich hätte schon längst etwas sagen sollen, Einspruch erheben.“ Aber das hatte sie nicht getan. Sie war ebenso geblendet gewesen von Philips gutem Aussehen und seinen betörenden Schmeicheleien, wie ihr Vater es von seinem gesellschaftlichen Stand gewesen war. „Erkennst du nicht, dass, wenn das menschliche Herz mit betroffen ist, man nicht einfach etwas erzwingen

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