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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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überspannten den Fluss und den Kanal, und Hunderttausende Menschen lebten hier.
    Jetzt jedoch stand das Herz der Stadt in Flammen. Das hier war das Inferno, wie das in den Geschichten aus dem Alten Testament, die er Asa immer vorgelesen hatte.
    Der Gedanke an Asa erinnerte Tom wieder an den grimmigen Zweck seiner Reise. Heute würde er seine Rache bekommen. Nichts – noch nicht einmal die Flammenhölle – würde ihn daran hindern.
    „Wartest du ab, bis es vorüber ist?“, fragte Lightning Jack in diesem Moment.
    „Es ist sinnlos zu warten“, erklärte Tom. „Wenn das Feuer sich bis zur North Division ausbreitet, bevor ich dorthin gelange, verliere ich Sinclairs Spur garantiert.“
    „Dann solltest du dich besser beeilen. Es könnte sich ja auch als günstig erweisen, was? Wenn das Haus brennt, wirst du dir keine Sorgen machen müssen, dass man Beweise findet.“
    Tom schaute seinen alten Freund an, seinen Mentor, den Mann, der ihn aufgezogen hatte. Lightning Jack duBois hatte Tom als Fünfjährigen verlassen in einer Hütte in den nördlichen Wäldern gefunden, mit stumpfen Augen neben dem steifen Leichnam seiner Mutter hockend. Sie war verhungert, und Tom war auf bestem Wege gewesen, dasselbe Schicksal zu erleiden, doch der alte Mann hatte eingegriffen und sich fortan um ihn gekümmert.
    Seit jenem lange zurückliegenden Tag hatte Tom Jack stets all seine Loyalität und sein Vertrauen geschenkt, so wie Asa es Tom entgegengebracht hatte.
    „Was soll der Blick heißen?“ Lightning Jack schnitt eine Grimasse. „Willst du den Plan fallen lassen?“
    „Das weißt du doch sicher besser.“ Tom fühlte sich hart und unerbittlich. Das Töten würde wie ein Reinigungsritual sein, ein Weg, seine Seele reinzuwaschen von der schwarzen Wut, die ihn innerlich auffraß. Wenigstens war es das, was er sich selbst immer wieder sagte.
    Lightning Jack zog seine Brauen finster zusammen. „Es ist kein Verbrechen, sondern Wiedergutmachung.“
    Arthur Sinclair war ein Mörder, auch wenn er sich seine eigenen weichen weißen Hände nicht schmutzig gemacht hatte, wenigstens in seinen Augen nicht. Er hatte Untergebene beauftragt, die Arbeit für ihn zu erledigen, aber er war so schuldig, als hätte er sieben Seelen höchstpersönlich ausgelöscht.
    „Ich denke immer noch, du solltest mich mit dir kommen lassen“, verkündete Lightning Jack und legte eine Hand um den Griff seines Jagdmessers.
    „Nein.“ Tom schnallte sich den Patronengürtel fester. Es war leider so, dass es Lightning Jack oft nicht gelang, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er neigte dazu, von seiner Heißblütigkeit übermannt und dadurch unvorsichtig zu werden. Er verabscheute Arthur Sinclair mit einer Heftigkeit, die ihm das Herz vergiftete, denn sein Herz war das, was Sinclair ihm genommen hatte.
    Toms Hass auf Sinclair war anders. Kälter, präziser. Die Klarheit seines Hasses ließ ihn besser dafür geeignet sein zu töten. Lightning Jack war zu aufbrausend. Er trug seine Trauer um Asa wie ein härenes Büßerhemd, und das machte ihn verletzlich.
    „Der Schiffsverkehr ist heute dicht“, sagte Tom. „Du solltest besser hierbleiben und ein Auge auf die Suzette haben.“
    „Schaulustige, schätze ich“, meinte Lightning Jack. „Flüchtlinge. Wie Ameisen, die vor der Flut ausschwärmen. Sie können nirgendwohin.“
    Tom betrachtete das Ufer, entdeckte ein Bahndepot in der Nähe eines Wellenbrechers, Türme und Schornsteine, die im Feuerschein pulsierten. Menschen, die am Seeufer standen und nicht weiterkonnten, winkten mit den Armen, gaben den vorbeifahrenden Booten Zeichen.
    Lightning Jack schaute zu, wie Tom den Polizeirevolver, den sie in der Siedlung an den Schleusen bei Soo erstanden hatten, in das Holster steckte. „Hast du genug Munition?“, fragte er.
    „Himmel, wie oft soll ich denn auf ihn schießen?“ Tom deutete auf die Patronen in seinem Gürtel.
    „Sieben Mal“, erwiderte Lightning, als Tom das dünne Lederband des Holsters um seinen Oberschenkel festband. „Jetzt geh. Die Zeit ist knapp. Ich werde die Suzette bereithalten, jederzeit Anker zu lichten.“
    Tom ließ das Beiboot zu Wasser und begann zum Ufer zu rudern. Der See schien zu kochen, so sehr wühlte der Wind die Oberfläche auf; Schaumkronen tanzten auf den Wellen, die immer wieder über die Seiten in das kleine Boot schwappten. Manche der Boote, an denen er vorbeikam, schickten sich an, Flüchtlinge vor dem Feuer zu retten. Wenn er ein besserer Mensch gewesen wäre,

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