Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
liebte er sie. Jedes Mal berührte ihn die Schönheit der Erfahrung. All ihre Ängste verblassten, und jetzt schloss sie ihn mit einer ungetrübten Freude in die Arme, die ihn mit Liebe und Zärtlichkeit für sie erfüllten, Gefühle, die so tief reichten, dass es ihn schmerzte.
Als der Zuckersaft in die Ahornbäume schoss, fingen sie die Flüssigkeit auf und kochten sie über einem Feuer im Freien ab. Er tropfte etwas von dem heißen Sirup in den Schnee, wo er sogleich zu Zuckerwerk erstarrte. Sie unternahmen lange Spaziergänge durch die Wälder, hielten immer wieder inne, damit er sie auf den kalten Mund küssen konnte. Sie schmeckte süßer als der Sirup. Sie gingen Schlittschuhlaufen und an den Abenden las er ihr vor, während sie an dem Quilt nähte.
An dem Tag, der Asas fünfzehnter Geburtstag gewesen wäre, schien ihnen die Sonne ins Gesicht. Sie bahnten sich einen Weg hoch zu der alten Mine, um ein Holzkreuz aufzuhängen, das er für Asa geschnitzt hatte. Inmitten des trockenen Rosengestrüpps, das einen Hügel unter dem Schnee bildete, hielt Deborah das reich verzierte Kreuz, während Tom es an einen Baum nagelte. Er stand lange regungslos da, hing Erinnerungen nach und trauerte. Von hinten legte sie ihre Arme um ihn. Ihre warme und lebendige Nähe bewirkte, dass auch Tom sich wieder lebendig fühlte. Er vermisste Asa immer noch so sehr, dass es ihm körperlich wehtat, aber den Augenblick mit Deborah zu teilen, half ihm.
Im März wurde sie mit dem Quilt fertig und breitete ihn wie einen handgearbeiteten Segen über das Bett, in dem sie nun zusammen schliefen. Es rührte ihn, dass sie Stücke von Asas alten Kleidern für das Muster verwendet hatte. Auf dem Quilt waren fliegende Vögel zu sehen, die ihre Flügel ausbreiteten und dem Sternenhimmel entgegenstrebten.
Wenn er unter diesem Quilt lag, wusste er ganz sicher, dass Deborah etwas gelungen war, von dem er geglaubt hatte, es sei unmöglich. Sie hatte ihm die Fähigkeit zu lieben zurückgegeben.
Es war nicht einfach, eine Frau zu lieben, aber nicht in der Lage zu sein, es ihr zu sagen. Daher liebte er sie auf die wortlose Weise, die er ohnehin immer vorgezogen hatte, und würde es auch weiter so halten.
Sie waren wie Tiere im Winter, die in ihrer warmen Höhle unter der Erde hausten, weit weg von der Helligkeit und Geschäftigkeit der Außenwelt. Nichts konnte ihren Frieden stören, aber der Frühling würde kommen. Mit dem Schmelzen des Schnees rückte dann auch unweigerlich der Tag näher, an dem sie sich der Welt stellen mussten, und die Welt würde sie trennen. Sie waren von unterschiedlichen Arten, stammten aus völlig verschiedenen Sphären. Wie eine tropische Orchidee, die nicht außerhalb der warmen behüteten Umgebung eines Hauses gedeihen konnte, war Deborah zu zart und empfindlich, um im eisigen Norden zu leben.
Sie sprachen nicht über die Zukunft und auch nicht über ihre stillschweigende Übereinkunft, nicht darüber zu reden. Sie wussten beide, sie riskierten, dass sie schwanger wurde, aber das Thema klammerten sie ebenfalls aus. Das Fieber der Leidenschaft machte Tom leichtsinnig. Seine Liebe für sie war still, fand ihren Ausdruck in Blicken und Gesten und in den langen dunklen Nächten, wenn sie sich einander hingaben und dann gemeinsam unter dem Quilt einschliefen, den sie gemacht hatte. Er zwang sich dazu, sich mit diesem Arrangement abzufinden, weil er meinte, keine andere Wahl zu haben. Aber mit jedem Tag, der verstrich, wurde es schwerer und schwerer, nicht nachzudenken.
Sein Problem bestand darin, das wusste er, dass er immer Dinge hatte haben wollen, die sich außerhalb seiner Reichweite befanden. Und jedes Mal war es übel ausgegangen, was ihn gelehrt hatte, dass es besser sei, mit dem zufrieden zu sein, was er besaß. Als minderjähriger abenteuerlustiger Jugendlicher war er zur Armee der Union gegangen, nur um festzustellen, dass der Krieg so hässlich war, dass es die Seele zerstörte. Als junger Mann hatte er Asa bei sich aufgenommen, hatte geglaubt, er könne dem Jungen ein sicheres Heim bieten. Und wenn er versuchte, Deborah bei sich zu behalten, als seine Frau, seine angetraute Ehefrau, würde das zu nichts Gutem führen, und er wäre ein gottverdammter Narr, sich auch nur vorzustellen, dass es anders sein könnte.
Eines Morgens wachte Deborah von einem neuen Geräusch auf – dem unablässigen Tropfen von Wasser. Sie ignorierte es eine Weile, scheute sich davor, die Wärme des Bettes zu verlassen. Mit einem
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