Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
Lächeln auf den Lippen genoss sie es, ihren schlafenden Geliebten in den Armen zu halten. Jeder Tag war ein Wunder für sie und alles nur wegen Tom und den wunderbaren Gefühlen, die er in ihr auszulösen vermochte.
So wie jeden Tag spürte Tom, dass sie wach war und regte sich. Sie sprachen nicht; sie hatten einen Pakt des Schweigens geschlossen, der die Eindringlichkeit dessen, was Deborah empfand, nur steigerte. Jeden Morgen wusste er, ohne fragen zu müssen, dass sie sich wünschte, von ihm geliebt zu werden.
An diesem besonderen Morgen streifte er ihr einfach das Nachthemd über den Kopf und liebkoste ihre Brüste, weckte in ihr eine erregende Empfindsamkeit, die den ganzen Tag über anhalten würde. Sie hatte gelernt, kühn zu sein, wenn sie ihn anfasste, und sich an seiner Lust zu erfreuen. Sie streichelte ihn, spürte, dass er nicht lange warten wollte. Als er ihr seine großen Hände um die Taille legte und sie auf sich hob, schnappte sie verblüfft nach Luft. Sie lächelte, als sie begriff, dass es an ihr war, den Rhythmus zu bestimmen. Er strich ihr über den Oberkörper, dann tiefer, nutzte es aus, dass er sie überall berühren und liebkosen konnte. Sie schloss die Augen, warf den Kopf in den Nacken und überließ sich dem Zauber.
Als sie die Augen schließlich wieder aufschlug, sah sie durch einen Spalt in den Vorhängen Wasser vom Dach tropfen. Der Anblick war irgendwie seltsam. Sie beugte sich vor und küsste Tom, dann verließ sie das Bett und schlüpfte in ihr Nachthemd. Die Bodendielen waren unter ihren nackten Füßen eiskalt, als sie zum Fenster trat. Sie hörte Tom hinter sich aufstehen, wusste, er würde den Tag damit beginnen, Feuer zu machen und die Waschschüssel mit warmem Wasser für sie füllen.
Eine seltsame Vorahnung erfasste sie, als sie die Vorhänge teilte und hinausschaute. Statt des gewohnt bedeckten Himmels und feiner Schneeflocken sah sie Nebel vom See aufsteigen. Das Eis und der Schnee auf dem Dach schmolzen und tropften auf die Erde. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr, und sie fragte: „Tom, sieh nur. Ist der Vogel nicht ein Waldsänger?“
„Das erste Anzeichen des Frühlings“, antwortete er, dann bückte er sich und zog sich die Stiefel an.
Sie kleidete sich rasch an und folgte ihm ins Freie. Das erste Anzeichen des Frühlings.
Eigentlich waren das hoffnungsvolle Worte, aber inzwischen hatte sich etwas verändert. Noch vor ein paar Wochen hatte Deborah es nicht erwarten können, dass es endlich Frühling wurde. Jetzt wollte sie nicht einmal daran denken. Aber der Anblick, der sich ihr bot, war unmissverständlich. Das Eis taute. Die Luft war spürbar feuchter und wärmer. Von dem stöbernden Hund aufgescheucht flog ein Schwarm Vögel aus den Birken am Rande der Siedlung auf. Der Schnee fühlte sich unter ihren Füßen nass und schwer an, als sie über die Straße an den verlassenen Häusern vorbeigingen.
Als der Hafen in ihr Blickfeld kam, sah Deborah, dass das Eis auf dem See viel mehr Risse aufwies als sonst; es sah aus wie ein großes Puzzle.
Später am Morgen fragte sie Tom: „Was passiert, wenn Tauwetter einsetzt?“
„Es gibt einen Eisbrecher, der über den See fährt und hierher in den Hafen kommt. Danach kommt die Fischflotte zurück, und alles … beginnt wieder von vorne, wie immer.“
In ihrem Herzen verstand sie, was er nicht laut aussprechen wollte. Manche Dinge begannen wieder, andere endeten.
Arthur Sinclair war es immer leichtgefallen, stets stolz und gut gelaunt aufzutreten, aber als er eines Mittwochnachmittags den neu eingerichteten Founder Club aufsuchte, war ihm das Herz schwer. Wer hätte auch gedacht, dass sie ihm derart fehlen würde, nachdem schon so viel Zeit vergangen war?
Es liegt daran, überlegte er müde, dass ich vergessen habe, wie sehr ich meine Tochter liebe. Er liebte sie, wie er May geliebt hatte – einfach, weil es sie gab. Irgendwie hatte er das in seinem ehrgeizigen Wunsch nach gesellschaftlichem Aufstieg aus den Augen verloren. Der Gedanke beschämte ihn, und es war lange her, seit er Scham verspürt hatte.
Nachdem er ein einsames, beklemmendes Weihnachtsfest verbracht hatte, war er schließlich zu dem Schluss gelangt, dass er einen gewaltigen Fehler begangen hatte, indem er sich geweigert hatte, Deborah nach Hause zu holen. Er hatte den Pinkerton-Agenten Price Foster im Januar nach Norden geschickt mit dem Auftrag, sie zu finden, aber er hatte keine guten Nachrichten erhalten. Ein alter
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