Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
da ein kurzer Druck … und er war in ihr.
Erstaunlicherweise empfand sie keinen Schmerz, nur ein Anschwellen von Vorfreude und bald darauf aufflammende Lust, die sie nach Luft schnappen ließ. Das war der Moment, in dem sie über alle Zweifel hinweg begriff, dass Tom anders war. Er wurde ein Teil von ihr, und sie vergaß das Erlebnis mit Philip, vergaß, dass dies nicht das erste Mal war. Toms Zärtlichkeit und seine Sanftheit, sein sinnlich langsames Tempo gaben ihr das Gefühl, sicher zu sein, geliebt zu werden, und sie begrüßte es, als er begann sich in ihr zu bewegen. Es war, als würden ihre Seelen eins. Seine Liebkosungen beruhigten und erregten sie gleichermaßen, und sie wünschte, ihm für immer so nahe zu sein.
Etwas Seltsames und Wunderbares passierte da mit Deborah. Sie fühlte, wie sie einen Gipfel erreichte, an dem sie einen Moment schwerelos und mit angehaltenem Atem verharrte, wie ein Vogel, der mit Flügeln aus Licht über die Erde flog. Dann wurde sie plötzlich von einer machtvollen Strömung aus köstlichsten Empfindungen erfasst und fortgerissen, und es war so schön, dass sie am liebsten gelacht hätte. Sie klammerte sich an ihn. Seine Bewegungen wurden schneller, und sie bewegte sich mit ihm, hob ihm ihre Hüften entgegen. Er überließ sich mit einem einzigen heiseren Laut seiner Erfüllung. Dann wich alle Spannung aus ihm, und er sank vorsichtig auf sie, küsste sie und raunte dazwischen ihren Namen.
Lange Augenblicke verstrichen. Tom rollte sich neben sie und zog die Decke über sie beide. An seinen warmen Körper geschmiegt, versuchte sie, etwas zu sagen, konnte es aber nicht. Stattdessen brach sie in Tränen aus.
Tom fluchte leise. „Was ist los? Habe ich dir wehgetan?“
„Nein.“ Sie wischte sich mit einer Ecke der Decke übers Gesicht.
„Was ist es dann?“
„Ich hätte unberührt und rein zu dir kommen sollen. Nicht … beschmutzt von dem, was Philip getan hat.“
Er fluchte wieder. „Er hat dich nicht beschmutzt. Das kann niemand. Du bist rein und unberührt. Das ist der Grund, warum …“ Er verstummte, fluchte wieder. „Schlag dir diesen dummen Gedanken aus dem Kopf.“ Er küsste sie auf die Schläfe. „Du solltest dich ausruhen. Ich werde dir etwas zu Essen machen.“
„Ich will mich nicht ausruhen, und ich will auch nichts essen. Ich will reden.“
Er seufzte. „Dann rede.“
„Ich kann nicht anders, als mich zu fragen, ob du mich auch geliebt hättest, wenn ich noch Jungfrau gewesen wäre.“
„Was?“
„Vielleicht hast du dir gedacht, da ich ja ohnehin schon kompromittiert bin, könntest du genauso gut …“
„Was für ein Unsinn.“
„Stimmt es denn?“
„Nein.“
Schon gleich zu Beginn war ihr eine wesentliche Eigenschaft an Tom Silver aufgefallen. Er sagte die Wahrheit. Von dem Augenblick an, da sie ihn getroffen hatte, hatte er sie nie angelogen, noch nicht einmal dann, wenn er sich dadurch einen Vorteil hätte verschaffen können. Daher blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu glauben. „Danke“, flüsterte sie.
Sie hoffte, dass er verstand, wofür sie ihm dankte. Sie fragte sich, ob er begriff, was er ihr gegeben hatte. Er hatte ihr gezeigt, dass sie fähig war, jemanden ganz und gar zu lieben. Er hatte ihr beigebracht, keine Angst zu haben. Aber das konnte sie ihm nicht sagen, daher schwieg sie, während er das Bett verließ, kurz innehielt, um sie zärtlich zu küssen, dann zog er sich an und legte Holz nach, damit das Feuer weiterbrannte, bevor er ihnen etwas kochte.
Um das hier, überlegte sie und lauschte den ruhigen tröstlichen Geräuschen von Tom, der in der Hütte werkelte, während sich ein warmer Schleier der Zufriedenheit über sie legte, geht es im Leben. Sie brauchte weder Gesellschaften noch den Trubel der Stadt oder feine Kostbarkeiten. Sie brauchte die unglaublichen Gefühle, die er heute in ihr geweckt hatte. Und sie brauchte sie für alle Ewigkeit.
Aber die Ewigkeit war ihnen nicht vergönnt. Der Frühling würde unweigerlich kommen.
31. KAPITEL
T om gab sich die nächsten Wochen große Mühe, nicht nachzudenken. Denken war eine gefährliche Sache, weil es Wünsche weckte, von denen er wusste, sie würden nie wahr werden. Er und Deborah lebten in einer Märchenwelt, die sie sich selbst erschaffen hatten, ließen sich treiben, durch Tage, die aus kleinen Arbeiten im Haushalt bestanden, und Nächte voller herrlichen Liebesspiels. Er zeigte ihr die ineinander verschmelzenden Farben des Polarlichtes, dann
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