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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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und wer sind wir schon, zu sagen, sie seien im Unrecht?“
    Tom deutete über die graue Wasseroberfläche des Sees. „Wir sind immer noch hier. Die Welt ist immer noch hier.“
    „Vielleicht ist das hier alles, was übrig geblieben ist.“
    Tom war nicht in der Stimmung zu philosophieren. „Also, wohin hast du das Telegramm geschickt?“, fragte er.
    „In der Tribune wird eine Nachricht erscheinen, denn dort hat man bereits begonnen, Anzeigen zu schalten, um durch das Feuer getrennte Familien wieder zu vereinigen. Ich habe auch in der Times und im Journal Anzeigen aufgegeben. Du wärest stolz auf mich wegen meiner geschickten Formulierung, mon gars . Ich habe geschrieben: ‚In Angelegenheiten seiner Tochter Deborah wird Mr Arthur Sinclair dringend gebeten, eine eilige Nachricht im Zentraltelegrafenamt abzuholen.‘“
    Tom nickte. „Also warten wir hier?“
    „Ich kann nicht. Ich muss zur Insel zurück mit der letzten Lieferung vor dem Winter. Die Leute dort verlassen sich auf mich.“ Er spitzte die Lippen, dachte angestrengt nach. „Mein Freund, ich denke, du machst einen Fehler“, sagte er nach einer Weile ruhig.
    „Was meinst du?“
    „Ich bin der Meinung, für alle wäre es das Beste, du würdest die Frau an Land bringen und sie in den nächsten Zug setzen.“
    „Jesus, Lightning, ich dachte, du wärest auf meiner Seite. Wir haben das reichste Mädchen aus Chicago entführt, und du willst, dass ich sie einfach gehen lasse?“
    „Sie macht mehr Schwierigkeiten, als sie wert ist.“
    „Dann hast du dich aber verrechnet“, sagte Tom und sein Ton war hart geworden. „Sie wird es nicht bestätigen, aber ich denke, sie ist sein einziges Kind. Sie ist im wahrsten Sinne des Worte das Lösegeld eines Königs wert.“
    „Also geht es letztlich nur um Geld“, stellte Lightning Jack fest, seine Stimme war leise, aber scharf wie eine Klinge.
    „Es geht nicht nur um Geld“, erwiderte Tom gereizt. „Darum ist es nie gegangen. Aber ich erkenne eine günstige Gelegenheit und greife zu, wenn sie sich mir bietet. Wir sind den ganzen Weg bis nach Chicago gefahren, um Arthur Sinclair zu finden. Und dann ist uns das perfekte Mittel zur Rache in den Schoß gefallen. Sie ist ein wertvolles Pfand für einen guten Handel. Er wird alles opfern, um sie zurückzuerhalten.“ Tom lief an Deck auf und ab. „Wenn du einem Mann das Leben nimmst, leidet er nur einmal. Wenn du ihm aber das nimmst, was er am meisten liebt, leidet er jeden Augenblick, den er ohne es ist.“ Tom wusste nur zu gut, wie wahr seine Worte waren.
    „Woher willst du wissen, dass er seine Tochter liebt?“
    „Wenn er das nicht täte, hätte er sie schon vor langer Zeit fallen lassen. Sie ist das lästigste Frauenzimmer, das mir je begegnet ist.“
    Lightning Jack musterte ihn einen langen Moment. Unter der weißen Strähne hob er nachdenklich eine Augenbraue. „Ach ja?“
    „Es überrascht mich, dass es dir noch nicht aufgefallen ist.“
    „So.“ Er beschattete seine Augen mit einer Hand und blickte gen Norden. Es war ein selten klarer Herbsttag, perfektes Segelwetter. In der Ferne drehte sich die Brücke über dem Fluss, ließ einen Schoner und eine Brigg passieren. Jack schnippte mit den Fingern. „Wir schließen einen Kompromiss. Du bleibst mit ihr hier in Milwaukee.“
    Der Gedanke, allein auf Deborah Sinclair aufzupassen, missfiel Tom außerordentlich, weswegen er nachdrücklich den Kopf schüttelte. Er hegte keinen Zweifel daran, dass Lightning Jack allein die Untiefen um die Halbinsel umschiffen und auch ohne seine Hilfe die Schleusen bei Soo meistern konnte. Jack machte die Fahrt schon seit Jahren, aber er war kein junger Mann mehr, und die Strecke war beschwerlich.
    „Ich kann auch nicht hierbleiben.“ Erst vor kurzer Zeit noch hätte er hinzugefügt, dass er zu Asa zurückkehren müsse, dass Asa ihn brauche. Jetzt hatte Tom nichts mehr. Niemanden. Für ihn gab es keinen Grund, sich zu beeilen mit der Rückkehr auf die Insel. Nichts drängte ihn, das Geschäft auf der Insel wieder zu öffnen und mit allem weiterzumachen. Aber die Vorstellung mit Deborah Sinclair in einer fremden Stadt zurückzubleiben, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. „Wir nehmen das Mädchen mit nach Isle Royale. Es passt, Lightning. Wir bringen Sinclair dazu, sie auf der Insel abzuholen.“
    „Er hat nie zuvor die Insel gesehen“, überlegte Lightning Jack laut. „Vielleicht ist das keine schlechte Idee. Aber das Mädchen.“ Er blies die Backen auf.

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