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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Änderung des Kurses. Der Wind blähte das helle Segeltuch, und binnen weniger Minuten hielt das Segelschiff Kurs auf den kleinen Kutter. Deborah umklammerte die Bootswand, legte den Kopf in den Nacken und stieß einen Triumphschrei aus. Ihr Leuchtfeuer war bemerkt worden. Sie winkte heftiger mit den Armen, hoffte, sie würden die Dringlichkeit ihrer Geste verstehen.
    Tom Silver erreichte sie, packte ihre Handgelenke und hielt sie fest.
    „Lassen Sie mich los“, sagte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu winden. „Fassen Sie mich nicht an.“
    „Dann hören Sie auf, mit Ihren Armen wie eine Wilde herumzufuchteln“, erwiderte er.
    „Ich höre auf, wenn Sie mich loslassen.“
    „Gut.“
    Sobald er jedoch ihre Handgelenke freigegeben hatte, begann sie erneut zu winken, aber ein Blick von Silver ließ sie innehalten. Sie versuchte etwas anderes, riss den Rettungsring aus seiner Halterung. Sogleich nahm er ihn ihr aus den Händen und warf ihn hinter sich zum Ruderhaus – außerhalb ihrer Reichweite.
    „Sie wollen sicher nicht noch einmal in den See springen“, erklärte er gelassen. Dann sagte er nichts mehr. Sein Schweigen erfüllte Deborah mit Unbehagen, denn eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er sie anbrüllen würde, wie es sonst seine Angewohnheit zu sein schien. Stattdessen stand er einfach neben ihr, beobachtete, wie der Schoner näher kam, bis er in Rufweite war.
    Deborah holte Luft, um wieder nach Hilfe zu schreien. Tom Silver beugte sich vor und fragte: „Wollen Sie wirklich, dass ich Sie zum Schweigen bringe?“
    Lightning Jack kam durch die Luke an Deck. Er setzte sich ins Ruderhaus wie ein Zuschauer bei einem Sportwettkampf und verfolgte das Geschehen.
    Deborah verharrte regungslos, wurde immer besorgter, während sie darauf wartete, vor dem Mann gerettet zu werden, der neben ihr über den See zu dem Schoner schaute. Seine Nähe beunruhigte sie. Er roch nach Wind und Wald, und seine hünenhafte Gestalt vermittelte ihr das Gefühl, im Schatten eines großen Baumes zu stehen.
    Sie musterte ihn verunsichert. „Warum brüllen Sie mich nicht an?“
    Unverwandt hielt er den Blick auf den Schoner gerichtet. „Das ist nicht nötig.“ Er klang ruhig und beherrscht.
    „Nun, Sie können mir keinen Vorwurf daraus machen, oder?“, erwiderte sie nun ein wenig gereizt. „Ist es nicht eine Regel im Krieg, dass ein Gefangener einen Fluchtversuch unternehmen muss?“
    „Ist es das, was das hier für Sie ist? Krieg?“
    Auf dem Schoner hob eine Gestalt an Deck ein Sprachrohr an den Mund. „Ahoi! Gibt es Probleme?“, rief der Mann, und seine Worte waren durch den Wind nur schwer zu verstehen.
    „Hilfe!“, rief Deborah und sprang auf und nieder. „Ich werde hier gefangen gehalten!“
    Ein kräftiger Arm wurde um ihre Mitte gelegt, und sie wurde mit dem Rücken gegen Tom Silvers mächtigen Körper gedrückt. Es war keine grausame Berührung, fühlte sich aber irgendwie herrisch an. „Halten Sie den Mund“, sagte er schlicht. „Ich habe Sie gewarnt …“
    Angst durchflutete sie, und ihr stockte der Atem. „Hilfe!“, krächzte sie und krallte ihre Finger in seine große Hand.
    „Das Signal war ein Versehen.“ Lightning Jacks tiefe Stimme tönte laut und vernehmlich übers Wasser. „Entschuldigung. Bitte nicht weiter beachten!“
    Deborah zwang die Angst in sich nieder. Sie war gefangen, aber sie war nicht hilflos. Ihr Erfolg hing davon ab, dass sie Ruhe bewahrte. „Bitte“, rief sie erneut. „Hören Sie nicht auf ihn. Ich …“
    „Ich sagte“, unterbrach Tom Silver sie, „halten Sie den Mund.“
    Sie kratzte allen Mut zusammen, den sie aufzubringen vermochte. „Ich werde nichts dergleichen tun.“
    „Gut.“ Er bewegte sich rasch, wirbelte sie in einer einzigen Bewegung zu sich herum, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und bedeckte ihren Mund mit seinem.
    Er schmeckte völlig anders als Philip. Er schmeckte anders als alles, was sie je gekostet hatte. Einen Moment lang war das ihr einziger zusammenhängender Gedanke.
    Obwohl Tom Silvers Lippen überraschend weich waren, hielt er sie so unnachgiebig fest, dass sie sich nicht rühren konnte und sich so wehrlos fühlte wie ein Kaninchen in einer Falle. Ihr Herz hämmerte so wild in ihrem Brustkorb, dass sie befürchtete, es würde gleich zerspringen.
    Sie gab einen erstickten Protestlaut von sich, versuchte vergeblich, sich aus seinen Armen zu befreien. Mit den Fäusten schlug sie auf seine muskelbepackten Oberarme ein, die

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